Restaurants, Homeoffice, Veranstaltungen - So stehen die Chancen für weitere Corona-Lockerungen

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Restaurants, Homeoffice, VeranstaltungenSo stehen die Chancen für weitere Corona-Lockerungen

Am Mittwoch berät der Bundesrat erneut die Corona-Lage. Verschiedene Öffnungsschritte stehen zur Diskussion. Ein Experte schätzt ein.

Darum gehts

  • Am Mittwoch diskutiert der Bundesrat erneut über den Corona-Exit-Fahrplan.

  • Die Taskforce spricht von einer «rückläufigen Epidemie». Es stehen verschiedene Öffnungs-Forderungen im Raum.

  • Andreas Widmer, Präsident des Zentrums für Infektionsprävention, schätzt ein, wie realistisch verschiedene Öffnungsschritte sind.

Die Öffnungsschritte, die der Bundesrat auf den 19. April hin beschlossen hatte, beeinflussten die epidemiologische Lage kaum negativ. Die wissenschaftliche Taskforce schreibt in ihrer neusten Beurteilung vom Dienstag: «Insgesamt deuten alle Indikatoren auf eine rückläufige Epidemie hin.» Die dritte Welle scheint gebrochen.

An der Sitzung vom Mittwoch diskutiert der Bundesrat erneut über den Fahrplan. Andreas Widmer, Infektiologe und Präsident des nationalen Zentrums für Infektionskontrolle Swissnoso, schätzt ein, wie wahrscheinlich es ist, dass der Bundesrat in den folgenden Bereichen weitere Lockerungen ankündigt.

Öffnung der Innenräume von Restaurants – wahrscheinlich

Alain Berset plant gemäss Medienberichten, die Restaurants Ende Monat wieder zu öffnen. Für Andreas Widmer fehlt für eine frühere Öffnung noch ein entscheidender Aspekt in den Schutzkonzepten: «Den Wirten muss klar kommuniziert werden, wie oft und wie lange sie in nicht klimatisierten Räumen lüften müssen. Dazu würden sich etwa Co2-Anzeigegeräte in den Innenräumen der Restaurants eignen. Solche Geräte zeigen mit einem einfachen Ampelsystem, wann gelüftet werden soll.» Eine Öffnung der Restaurants Ende Monat hält Widmer für wahrscheinlich.

Aufhebung der Quarantänepflicht für vollständig Geimpfte – sehr wahrscheinlich

Diese Regelung macht für Widmer heute keinen Sinn mehr: «Wir wissen mittlerweile, dass die Rückreisenden im epidemiologischen Geschehen kaum eine Rolle spielen. Das hat auch das BAG an einer Pressekonferenz bestätigt.» Gemäss Widmer müsste die Quarantäneliste für vollständig Geimpfte fast gänzlich aufgehoben werden. «Auf der Liste dürfen nur noch Länder stehen, in denen Mutationen zirkulieren, von denen unklar ist, ob die aktuell eingesetzten Impfstoffe dagegen wirksam sind. Aktuell wäre das beispielsweise Indien.» Beim BAG heisst es, der Bundesrat diskutiere derzeit über eine Lockerung der Quarantänepflicht für Geimpfte.

Aufhebung von Personen-Obergrenzen an privaten Anlässen – unwahrscheinlich

Derzeit dürfen sich im Privaten zehn Personen in Innenräumen und 15 Personen draussen treffen. An diesen Regeln würde Widmer derzeit nicht schrauben: «Private Treffen sind nach wie vor eine der grössten Ansteckungsquellen. Wenn viele Menschen zusammen sind, etwa zum Feiern, steigt die Gefahr, dass keine Masken mehr getragen werden und Abstände nicht mehr eingehalten werden. Solange nicht mehr Menschen vollständig geimpft sind, sollten diese Regeln beibehalten werden.»

Aufhebung der Homeoffice-Pflicht – wahrscheinlich

Auch die strikte Homeoffice-Pflicht hält Widmer nicht mehr für sinnvoll. Das Gewerbe fordert schon lange eine Rückkehr in die Büros. «Auch hier spielen das Lüften und das Tragen von Masken eine wichtige Rolle», sagt Widmer. Doch solange in Grossraumbüros und immer, wenn mehrere Menschen zusammenstünden, eine Maske getragen werde, sei zumindest die Umwandlung der Homeoffice-Pflicht in eine Empfehlung vertretbar.

Aufhebung der Maskenpflicht im ÖV – sehr unwahrscheinlich

Je mehr gelockert wird, desto mehr nimmt die Mobilität der Menschen wieder zu. «Das heisst auch, dass im öffentlichen Verkehr wieder mehr Menschen unterwegs sind. Die Maskenpflicht im ÖV und in geschlossenen Räumen öffentlicher Einrichtungen und in Läden aufzuheben, wäre deshalb verfrüht.»

Früher mehr Menschen an Grossveranstaltungen – sehr unwahrscheinlich

Bereits im Juni wird es erste Pilotanlässe geben (siehe unten). Im Juli sollen wieder Anlässe mit bis zu 5000, ab September mit bis zu 10’000 Personen möglich sein. Dass hier schon vorher mehr möglich sein wird, hält Widmer für sehr unwahrscheinlich: «Das Problem ist der Impfnachweis. Ich bezweifle, dass der Bund bis Ende Juni wirklich einen einheitlichen, international kompatiblen, sicheren digitalen Impfausweis anbieten kann.» Dieser sei aber zentral für grosse Veranstaltungen. Das schrittweise Vorgehen des Bundesrats hält Widmer für angebracht.

300 bis 600 Leute im Juni

Bevor der Bundesrat Veranstaltungen wieder für tausende von Menschen öffnet, sollen ab Juni Pilotprojekte mit 300 bis 600 Personen möglich sein. Diese Pilotveranstaltungen sollen zeigen, ob und wie die Schutzkonzepte für Grossveranstaltungen umgesetzt und die Kontrolle der Impf-, Test- und Genesungsnachweise sichergestellt werden können. Ebenso soll geprüft werden, ob die Verwendung von Selbsttests, die vor Ort und unter Aufsicht des Organisators durchgeführt werden können, praxistauglich ist. Der Bundesrat wird die Erfahrungen dieser Pilotveranstaltungen für die Umsetzung der weiteren Öffnungsschritte berücksichtigen.

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