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Dreiste Kriminelle in DeutschlandGefälschte Impfpässe für 80 Euro

Begehrte Nachweise: In Erfurt wird eine Corona-Impfung mit dem Biontech-Vakzin in einem Impfbüchlein registriert.

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Die heisse Ware, zehn gelbe Büchlein zur Freiheit, hatte der 27-jährige Berliner dabei, als ihn Zivilfahnder festnahmen: druckfrische Impfpässe, die eine doppelte Immunisierung gegen Corona nachwiesen, samt Stempel des Impfzentrums, Unterschrift des Arztes, Chargennummer des Impfstoffs – aber alles gefälscht.

Die Polizei war dem Mann auf die Schliche gekommen, weil er in einer Telegram-Chatgruppe im Internet gefälschte Ausweise für 80 Euro das Stück angeboten hatte. Als die Fahnder den Betrüger nach Hause begleiteten, fanden sie 46 weitere Impfausweise, dazu Kokain, Amphetamine, eine Schreckschusspistole und etwa 10’000 Euro in bar – vermutlich Einnahmen aus verbotenen Geschäften.

Tausende sind interessiert

Wie deutsche Medien berichten, war die Festnahme von Ende April kein Einzelfall. Allein in der Hauptstadt zählt die Justiz drei weitere Fälle, im ganzen Land dürften es Dutzende sein. Seit Impfpässe Erleichterungen versprechen, sind nicht nur Ungeduldige, sondern auch Impfgegner und «Querdenker» an Fälschungen interessiert.

Telegram-Chats sind insbesondere bei Gegnern der offiziellen Corona-Politik beliebt. Gruppen, in denen gefälschte Impfpässe angeboten werden, haben teils Hunderte, in einem Fall sogar 8000 Mitglieder. Angebote gibt es ab 50 Euro, teilweise mit Mengenrabatt. Viele Fälscher bieten auch an, die Impfpässe nach Wunsch auf lokale Impfzentren oder Ärzte «auszustellen» und per Post zuzuschicken. Bezahlt werden kann unter anderem mit anonymen Gutscheincodes.

Impfbüchlein lassen sich leicht fälschen

Impfpässe, in Deutschland werden die einfachen gelben Büchlein der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verwendet, lassen sich leicht fälschen – als fälschungssicher waren sie eigentlich auch nie gedacht. Die leeren Büchlein kann man bei Amazon oder anderen Händlern für 2.99 bis 4.99 Euro kaufen. Um Stempel, Unterschriften und Chargennummern zu fälschen, verwenden Betrüger meist Fotos, die stolze Geimpfte in den sozialen Medien teilen.

Ein Problem sind die gefälschten Impfausweise vor allem, weil die ziemlich fälschungssicheren digitalen Impfausweise in Deutschland noch mehrere Wochen auf sich warten lassen, möglicherweise bis Ende Juni. Auch danach werden die gefälschten Pässe nicht einfach verschwinden. Einerseits bleiben sie als solche natürlich gültig, andererseits kann der Betrüger versuchen, den gefälschten analogen Nachweis zu digitalisieren. Gelingt es, ist auch der digitale Pass gefälscht. Eine solche Übertragung zu verhindern, ist nicht ganz leicht.

Und die digitalen Ausweise?

Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) schlägt vor, die Übertragung von analogen in digitale Impfpässe ausschliesslich dort vorzunehmen, wo die Leute geimpft wurden und die Daten lokal gespeichert sind – in den Impfzentren oder den Arztpraxen also. Dies würde allerdings bedeuten, dass die Geimpften die Impfinfrastruktur bei der Digitalisierung erneut belasten. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will deswegen auch in Apotheken digitalisieren – was aber neben dem Problem mit den gefälschten Pässen weitere technische und logistische Schwierigkeiten mit sich bringt.

Angela Merkels Sprecher Steffen Seibert und Justizministerin Lambrecht mahnten gerade, die Fälschung von Impfpässen sei keineswegs ein «Kavaliersdelikt», sondern eine Straftat, die konsequent verfolgt werde. Fälscher und Nutzer von gefälschten Pässen erwarten empfindliche Strafen. Auf geschäftsmässige Urkundenfälschung stehen Freiheitsstrafen zwischen sechs Monaten und zehn Jahren, auf die Fälschung von Gesundheitsausweisen ein Jahr oder Geldstrafen.