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Kommentar zur OrganspendeWir können Tote vermeiden

Foto: Keystone

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Es gibt unvermeidbare und es gibt vermeidbare Todesfälle. Vermeidbar sind Tote, die vergeblich auf ein neues Herz, eine neue Niere oder Leber gewartet habenobwohl es ausreichend Spendewillige gäbe. Genau solche Todesfälle werden in der Schweiz aber in Kauf genommen. Es sind 50 bis 100 Menschen pro Jahr; Kinder, Jugendliche, Erwachsene jeden Alters.

In Kauf nehmen wir sie deshalb, weil aus repräsentativen Umfragen bekannt ist, dass bis zu 80 Prozent der Bevölkerung bereit wären, ihre Organe zu spenden. Doch nur 16 Prozent haben einen Spenderausweis. Die Bürde tragen die Angehörigen: Sie müssen im Todesfall unter Zeitdruck entscheiden, ob ihren verstorbenen Liebsten die Organe entnommen werden dürfen. Im Zweifel – in 60 Prozent der Fälleentscheiden sie sich dagegen.

Mit der Widerspruchslösung lösen wir dieses Dilemma auf, indem wir den Grundsatz umkehren: Wer nach seinem Tod Organe spenden will, muss dies zu Lebzeiten nicht mehr explizit festhalten. Er muss dies nur noch tun, wenn er nicht spenden will. Was in anderen europäischen Ländern längst Standard ist, will die Organspende-Initiative nun auch in der Schweiz einführen.

Entsteht ein unzulässiger moralischer Druck, unseren Körper nach dem Tod zu versehren?

Sie konfrontiert uns mit anspruchsvollen ethischen Fragenmit Fragen aber auch, denen wir uns als Gesellschaft nicht länger entziehen sollten. 1500 Menschen warten aktuell auf ein Organ. Ist ihr Leben weniger wert als die körperliche Integrität Verstorbener? Oder verkommen wir alle zu einem «Ersatzteillager», wenn uns nach dem Tod die Organe entnommen werden, um andere Leben zu retten? Handeln wir solidarisch, wenn wir uns zeitlebens nicht gegen einen solchen Eingriff wehren? Oder entsteht ein unzulässiger moralischer Druck, unseren Körper nach dem Tod zu versehren?

Auf diese Fragen gibt es keine einfachen Antwortenpolitische schon gar nicht. Gerade deshalb ist der Entscheid des Nationalrats weise, dem Gegenvorschlag zur Initiative zuzustimmen: Damit wird künftig zwar davon ausgegangen, dass wir alle mit einer Organspende einverstanden sind. Wenn aber kein dokumentierter Wille vorliegt, könnten die Angehörigen im Notfall doch noch widersprechen. Eine bestechende Lösung für ein hochkomplexes Problem.