Weniger als 2000 Corona-Fälle täglich - Dritte Welle vorerst gestoppt – wird der Sommer jetzt normal?

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Weniger als 2000 Corona-Fälle täglichDritte Welle vorerst gestoppt – wird der Sommer jetzt normal?

Die Zahl der laborbestätigten Covid-Fälle nimmt ab. Das BAG ist optimistisch. Ein Nationalrat und Datenexperte nährt die Hoffnung auf Normalität.

Darum gehts

  • In den letzten Tagen meldete das BAG täglich weniger als 2000 Fälle.

  • «Es gibt weiterhin guten Grund, verhalten optimistisch zu bleiben», sagt BAG-Krisenmanager Patrick Mathys.

  • Ein Infektiologe warnt jedoch: «Wir dürfen ob dieser neuen Entwicklung jetzt vor lauter Freude nicht den Kopf verlieren.»

Eine Eins löst die Zwei ab: Die Corona-Fallzahlen sind vor bald einer Woche unter die 2000er-Marke gerutscht. Auch in den Nachbarländern sinkt die Inzidenz. «Es gibt weiterhin guten Grund, verhalten optimistisch zu bleiben, was die epidemiologische Lage angeht», sagte BAG-Krisenmanager Patrick Mathys an einer Medienkonferenz am Mittwoch. Die Schweiz sei inzwischen auf einem Niveau von rund 2000 Fällen angelangt.

Als gutes Zeichen deutete er auch, dass sich die brasilianische und südafrikanische Variante nicht hätten durchsetzen können. Eine langsame Entspannung zeigt sich laut Mathys zudem bei den Hospitalisierungen und der Auslastung der Intensivstationen. Sein Fazit: «Die Öffnungsschritte, die im April getätigt wurden, haben bislang keine negativen Auswirkungen auf die Entwicklung der Epidemie» (siehe Box). Entwickle sich die Situation weiterhin so, gebe es allen Grund über weitere Lockerungen zu diskutieren.

«Trend in Richtung dritte Welle könnte gebrochen sein»

Positive Signale entnimmt auch GLP-Nationalrat Martin Bäumle seinem Modell, mit dem er die Lage regelmässig analysiert. «Die dritte Welle scheint, aktuell gebrochen zu sein.» Alle vier Szenarien im Modell deuteten darauf hin, so der ETH-Absolvent.

Mittlerweile sind in der Schweiz ungefähr eine Million Menschen vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Rund 1,8 Millionen haben laut BAG eine erste Dosis erhalten. «Einen wichtigen Einfluss auf die sinkenden Fallzahlen hat das Impftempo, das in den letzten Wochen deutlich an Fahrt aufgenommen hat», sagt Jan Fehr, Infektiologe und Professor an der Universität Zürich.

«Vor lauter Freude nicht den Kopf verlieren»

Fehr warnt jedoch: «Wir dürfen ob dieser neuen Entwicklung jetzt vor lauter Freude nicht den Kopf verlieren.» Mit der neuen Teststrategie durch die zugelassenen Selbsttests sei unklar, wie die Schweiz epidemiologisch genau unterwegs sei. «Selbsttests bergen etwa die Gefahr einer Blackbox.» Da noch immer viele Viren in der Bevölkerung zirkulieren, sei die Gefahr einer dritten Welle noch nicht gebannt.

Auch macht er darauf aufmerksam, dass sich die Infektionen gerade auf die Jüngeren verschöben. Daher gelte es, noch besser zu verstehen, wie Fallzahlen, Hospitalisationen, die Belegung der Intensivstationen und Todesfälle zusammenspielten und wie dies zu interpretieren sei. «Insgesamt ist die Anzahl der Hospitalisationen nach wie vor auf einem relativ hohen Niveau, sodass wir uns sicherlich noch nicht zurücklehnen können.»

Schlau sei, besonnenen Schrittes zu lockern

Auch die Taskforce warnt vor zu viel Euphorie. «Wir hatten auch schon Phasen, in denen es kurzfristig gut aussah, und dann kam der Rückschlag», sagte Urs Karrer, Vizepräsident der Covid-Taskforce, am Mittwoch.

Schlau sei, besonnenen Schrittes zu lockern, sagt Jan Fehr. «Sodass wir nicht wieder gezwungen werden, Lockerungen wieder zurückzunehmen – und damit wir uns alle gemeinsam auf einen sicheren, wohlverdienten Sommer freuen können.»

Diese Faktoren entschärfen die Pandemie

GLP-Nationalrat Martin Bäumle vermutet, dass insbesondere das wärmere Wetter das Virus bremst und die Terrassen-Öffnungen nicht geschadet hätten. «Das kontrollierte Sitzen im Freien ist weniger risikoreich, als wenn sich Menschen zum Beispiel vor einem Takeaway-Stand unkontrolliert versammeln.» Entgegen seiner Befürchtungen begünstigten zudem die geöffneten Fitnesszentren offenbar Ansteckungen nicht. «Meine Kontakte zeigten mir, dass viele Inhaber mit der Öffnung sehr verantwortungsvoll umgehen und auch bereit sind, die Luftqualität zu verbessern, zum Beispiel mit Co2-Messungen und mehr Lüften.»

Auch Jan Fehr geht davon aus, dass die Jahreszeit eine Rolle spielt. «Die Leute können sich vermehrt draussen aufhalten und sehen durch diese Lockerung möglicherweise ‹Land in Sicht›, was sie motiviert, die bestehenden Schutzmassnahmen aktiv mitzutragen», so der Infektiologe am Universitätsspital Zürich und Professor an der Universität Zürich.

Hast du oder hat jemand, den du kennst, Mühe mit der Coronazeit?

Hier findest du Hilfe:

BAG-Infoline Coronavirus, Tel. 058 463 00 00

BAG-Infoline Covid-19-Impfung, Tel. 058 377 88 92

Dureschnufe.ch, Plattform für psychische Gesundheit rund um Corona

Safezone.ch, anonyme Onlineberatung bei Suchtfragen

Branchenhilfe.ch, Ratgeber für betroffene Wirtschaftszweige

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

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