Viel Lebensmittelabfall bei Schweizer Gastrobetrieben wegen schlechtem Wetter

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Leere TerrassenSchlechtes Wetter zwingt Beizer zu Foodwaste

Spielt das Wetter nicht mit, müssen Gastrobetriebe ihre Terrassen wieder schliessen. Statt auf dem Teller landen viele Lebensmittel im Abfall.

Darum gehts

  • Seit zwei Wochen dürfen Gastrobetriebe auf Terrassen Gäste empfangen.

  • Die wechselhafte Wetterlage macht die Planung schwierig.

  • Manche Beizer hatten wegen schlechten Wetters keine Gäste und mussten noch gute Esswaren wegwerfen.

  • Foodsaver-Organisationen können helfen.

Vor zwei Wochen hat der Bundesrat die Terrassen wieder geöffnet – für viele Gastronominnen und Gastronomen ein Hoffnungsschimmer. Doch der begrenzte Platz und die Abhängigkeit vom guten Wetter sorgen dafür, dass Wirtinnen und Wirte regelmässig Lebensmittel wegwerfen müssen.

«Bei gutem Wetter können viele Beizen Zusatzumsätze machen. Wenn es aber plötzlich wieder kalt und regnerisch wird, muss man eingekaufte Waren fortwerfen», sagt Daniela Kimmich, Mediensprecherin von GastroSuisse.

«Wir mussten frische Salate wegschmeissen»

Auch Heinz Reichenbach, Wirt des Restaurants Ebel in Inwil bei Baar, sagt, er habe sich in den letzten beiden Wochen oft gezwungen gesehen, noch gute Lebensmittel wegzuwerfen.«Gerade Frischwaren wie Gemüse und Salat mussten wir in der Schlechtwetterperiode wegschmeissen. Nun essen wir als Familie alles selber bis am Samstag, wenn es hoffentlich schönes Wetter gibt.»

Offen zu haben, lohne sich finanziell zwar kaum, doch er wolle seinen Gästen damit eine Freude machen, erzählt Reichenbach. «Das Wetter ist unberechenbar. Wenn weniger Gäste kommen als erwartet, bleibt man auf der Ware sitzen. Daraus ständig Suppe machen zu müssen, verleidet einem schnell.»

Improvisationskünstler sind gefragt

Küchenchef Michele Agricola vom Restaurant Heugümper in Zürich kennt das Problem. Er versuche, der unsicheren Lage mit Improvisation zu begegnen, sagt er. «Ich kaufe am Morgen Lebensmittel ein und plane spontan für den Tag. Es besteht das Risiko, dass wir im Verlaufe des Tages nicht mehr das ganze Menü anzubieten haben. Die Kunden haben dafür aber Verständnis und wir müssen weniger wegschmeissen», so Agricola (siehe Box).

Foodsaver helfen beim Retten

Die Planungsunsicherheit für die Gastronomen hat zur Folge, dass vermehrt Foodsaver-Organisationen von Beizern kontaktiert werden, um übriggebliebenes Essen nicht wegwerfen zu müssen. Auch der Verein «Madame Frigo» stellt seit den Restaurantschliessungen eine erhöhte Nachfrage fest. Der Verein bietet in der ganzen Schweiz öffentliche Kühlschränke, um übriggebliebenes Essen zu retten.

«Seit Corona werden unsere Kühlschränke vermehrt auch von Gastrobetrieben genutzt. Während der wellenartigen Öffnungen und Schliessungen haben wir vermehrt Anfragen erhalten», so Projektleiterin Jana Huwyler. Auch wenn ihr Spezialgebiet eigentlich die Privathaushalte wären: In dieser ausserordentlichen Lage seien sie sehr offen, Partnerschaften mit Gastrobetrieben einzugehen. «Ausserdem sind viele Menschen gerade jetzt froh, wenn sie einen Ort haben, wo sie Essen abholen können.»

Beizer gegen Foodwaste

Einige Gastroverbände haben bereits vor den Terrassen-Öffnungen versucht, gegen Foodwaste vorzusorgen. «In der unsicheren Lage sollte man auf eine kleine Karte setzen und tageweise planen», empfahl Peter Oesch, Präsident von GastroSolothurn seinen Mitgliedern. Er selbst habe in seinem Betrieb die Take-Away-Karte auf den ganzen Betrieb erweitert. So lässt sich gemäss Oesch Foodwaste vermeiden.

Tipps zum Foodsaven

Auch in Privathaushalten landen Lebensmittel oft im Abfall statt auf dem Teller. Um Foodwaste zu vermeiden, empfiehlt der Verein foodwaste.ch Folgendes:

  • Eine gute Planung des Wochenbedarfs zu machen. Vor dem Einkauf sollte man einen Einkaufszettel schreiben und etwas gegessen haben: Sonst wird man leicht dazu verleitet, mehr einzukaufen, als man braucht.

  • Haltbarkeitsdaten bedeuten nicht in jedem Fall, dass ein Lebensmittel nach Ablauf in den Abfall muss. Um herauszufinden, ob etwas noch geniessbar ist, sollte man Seh-, Geschmacks- und Geruchssinn einsetzen.

  • Fast alles lässt sich einfrieren und später essen, wenn man nicht mehr nachkommt.

  • Wenn du zu viel gekocht hast, kannst du deiner Kreativität bei der Resteverwertung freien Lauf lassen oder es an deine Freunde und Nachbarn verschenken.

Mehr Tipps gegen Foodwaste findest du auf foodwaste.ch

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