Medienkonferenz Coronavirus - «Lassen Sie sich impfen!» – Berset appelliert an die Bevölkerung

Medienkonferenz Coronavirus«Lassen Sie sich impfen!» – Berset appelliert an die Bevölkerung

Am Mittwochnachmittag informiert der Bundesrat über die Entscheide aus der Sitzung. Die Medienkonferenz soll um 15 Uhr beginnen. 20 Minuten berichtet live im Stream und Ticker.

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Am Mittwochnachmittag hat der Bundesrat über die Entscheide aus der Sitzung informiert. Demnach werden alle Massnahmen aufgehoben, sobald alle Impfwilligen zwei Dosen erhalten haben.

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Mittwoch, 21.04.2021

Zusammenfassung

Bundesrat Alain Berset hat an der Medienkonferenz vom Mittwoch, 21. April, das Drei-Phasen-Modell vorgestellt. Es bezieht sich auf den Impffortschritt in der Schweiz. In einer ersten Phase bis voraussichtlich Ende Mai sollen die besonders gefährdeten Personen vollständig geimpft werden.

Darauf folgt die Stabilisierungsphase, während derer sich die gesamte erwachsene Bevölkerung impfen lassen kann. Steigt die Durchimpfung der Bevölkerung auf 40 bis 50 Prozent soll es zudem möglich sein, an gewissen Orten den Zugang nur Geimpften, Getesteten und Genesenen zu ermöglichen.

Drittens die Normalisierungsphase: Während dieser sollen die verbleibenden Corona-Massnahmen schrittweise wegfallen. Da aber selbst bei einer hohen Impfwilligkeit viele Personen ungeimpft bleiben, ist es auch in der Normalisierungsphase möglich, dass die Fallzahlen nochmals stark ansteigen. In einem solchen Fall ergreift der Bundesrat wieder Massnahmen, die aber nur noch für diejenigen gelten, die sich nicht haben impfen lassen.

Berset appellierte an der Medienkonferenz an die Bevölkerung, sich auch wirklich impfen zu lassen. Von einem Impfzwang wollte der Innenminister allerdings nichts wissen. Es sei die freie Entscheidung jedes Menschen in der Schweiz, sich impfen zu lassen. Die Aufgabe des Staates beschränke sich darauf, diese Impfungen zu ermöglichen.

Medienkonferenz beendet

Damit ist die Medienkonferenz beendet. Danke fürs Mitlesen und einen schönen Nachmittag.

Warum können Richtwerte dynamisch angepasst werden?

BAG-Mathys: «Das sind Richtwerte und Leitplanken, an denen der Bundesrat sich orientiert. Der Bundesrat hat schon bei den letzten Öffnungsschritten gelockert, obwohl die Richtwerte nicht in jedem Bereich erfüllt waren.»

Massnahmen nur für Nicht-Geimpfte: Ist das ein Impfzwang?

BAG-Mathys: «Nicht geschützte Personen müssten dann Massnahmen über sich ergehen lassen, wenn es wieder nötig würde, Massnahmen zu ergreifen. Man kann den Spiess auch umdrehen: Warum sollen viele, viele Geimpfte Massnahmen mittragen, die nötig sind, weil wenige sich nicht impfen lassen.»

Hat die Schweiz einen Impfzwang?

Berset: «Nein, es gibt keinen Impfzwang in der Schweiz. Das ist eine individuelle Entscheidung, die jeder und jede für sich selbst trifft. Unsere Aufgabe als Staat ist es einzig und allein, den Zugang zu den Impfungen zu ermöglichen. Wir wollen das anbieten, das ist unser Ziel.» Die gesetzliche Grundlage sei im Covid-19-Gesetz verankert.

Warum ist Indien nicht auf der Quarantäneliste?

Berset: «Es gibt grundsätzlich keine Flüge zwischen Indien und der Schweiz. Zweitens: Wir haben wenig Informationen über die Doppelmutation aus Indien.» Die Liste könne man auch innert Stunden anpassen, wenn nötig. Das sei bei der kanadischen Mutation erfolgreich geschehen.

Wir der Bundesrat die Kampagne verstärken, damit 60 Prozent der Bevölkerung sich impfen lässt?

Berset: «Bis jetzt hatten wir kein Problem damit, dass es zu wenige Leute gäbe, die sich impfen lassen wollen. Im Gegenteil: Wir haben weniger Impfstoff als Leute, die sich impfen lassen wollen.» Berset weist nochmals darauf hin, dass sich Impfen ein Akt der Solidarität sei.

War das mit dem Covid-Zertifikat nicht nur für Geimpfte geplant?

Berset: Ja zu Beginn wird das auch so sein. Im Juni wird man die Impfung eintragen können. Anschliessend wird es einige Wochen gehen, bis man die anderen Daten eintragen kann.

Ist das Covid-Zertifikat kein Impfzwang?

Berset: Es hat nichts mit einem Impfzwang zu tun. Der Entscheid, sich impfen zu lassen, ist ein persönlicher Entscheid. Den kann jeder und jede völlig frei treffen. Wir werden in diesem Land aber alle mit dem Virus in Kontakt kommen - mit der Impfung oder durch eine Ansteckung. Es handelt sich auch nicht um ein Impf-Zertifikat, sondern um ein Covid-Zertifikat. Es betrifft auch Genesene und Getestete.

Kann man etwas über die brasilianische oder indische Variante sagen?

Mathys: Die brasilianische Variante ist besorgniserregend. Auch die indische Variante bereitet uns gewisse Sorgen, weil auch sie eine Immun-Evasion auslösen kann. Wir wissen aber noch zu wenig über die indische Variante. Hier braucht es noch mehr Informationen.

Soll die zweite Impfung später erfolgen?

Mathys: Die Ausweitung auf sechs Wochen zwischen den Impfungen sehen wir im Moment nur als Notlösung. Wir schauen aber verschiedene Varianten an.

Werden auch Minderjährige geimpft werden können?

Berset: Momentan können sich alle Personen über 16 Jahre impfen lassen. Für Kinder und Jugendliche laufen aber seit Längerem klinische Studien. Wir rechnen mit einer Zulassung für Jugendliche im Herbst, eventuell auch für Kinder. Es handelt sich aber tatsächlich um eine Herausforderung für die kommenden Wochen und Monate, dass diese Bevölkerungsgruppe noch länger nicht geimpft sein wird.

Mathys: Zielt ist es, möglichst alle Bevölkerungsschichten, die dies wünschen, impfen zu lassen. Die Studien mit Kindern laufen weltweit. Sobald die Resultate vorliegen, könnte eine Zulassung folgen.

Hängen die Öffnungen am 26. Mai von Testkapazitäten vor Ort ab?

Berset: Ja, das ist die Meinung. Hochschulen und die Unternehmen könnten wieder zum Präsenzunterricht zurückkehren bzw. die Homeoffice-Pflicht beenden - aber nur, wenn sie Tests vor Ort durchführen. Die abflachende Anzahl Tests im Moment gefällt uns gar nicht.

Wenn die Unternehmen dies nicht tun können, sollen sie - wie bisher - weiterhin auf das Homeoffice setzen. Es sind hier keine Verpflichtungen vorgesehen.

Wie wird das Covid-Zertifikat genau funktionieren?

Berset: Wir entwickeln dies im Moment. Die Privaten werden wohl aber freie Hand haben, ein solches zu verlangen.

Mathys: Ein positiver Test wird für eine längere Zeit gültig sein. Man wird sich auf die Dauer noch festlegen. Die negative Testung wird längstens 72 Stunden gültig sein, wohl eher aber 24 Stunden. Aber auch hier gibt es aber noch keine fixen Werte.

Neu gilt eine Inzidenz von 450 Neuansteckungen pro 100'000 statt 300 als Richtwert - wieso?

Berset: Ja, dies hat der Bundesrat bestimmt. Es handelt sich hier um einen politischen Entscheid. Dieser Wert gilt für die Schutzphase. Ich habe den Eindruck, dass die Entwicklung im Moment unter Kontrolle ist. Und dank den Impfungen kann man auch etwas grosszügiger sein.

Aber wenn die Fallzahlen explodieren, dann sieht es wieder anders aus. Es handelt sich um einen Vertrag, den wir mit der Bevölkerung abschliessen. Öffnungsschritte; aber nur, wenn alle am gleichen Strang ziehen.

Können die Restaurants bald vollständig öffnen?

Berset: Sicher nicht vor Ende Mai. Die erste Phase - die Impfung der besonders gefährdeten Personen - muss zuerst abgeschlossen sein. Alles was danach kommt, hängt auch von der Dynamik der Pandemie ab. Es ist heute nicht möglich zu sagen, wo wir Mitte/Ende Mai stehen werden. Wer weiss, was noch passieren könnte...

Mathys: Eine gute epidemiologische Situation ist dann erreicht, wenn das Gesundheitssystem nicht überlastet ist. Das wird ein entscheidendes Kriterium sein, um weitere Öffnungsschritte zu besprechen.

Gibt es eine Impfempfehlung für Schwangere?

Mathys: Es gibt keine Empfehlung. Dies muss mit dem/der persönlichen GynäkologIn besprochen werden.

Wird es eine Impfpflicht geben?

Berset: Nein. Wir arbeiten am Covid-Zertifikat. Im Juni soll dieses hoffentlich bereit stehen. Man wird sich registrieren und die Impfung validieren lassen können. Ausserdem können Genesene und die Getestete sich ihre Immunität bestätigen lassen. Bei den öffentlich zugänglichen Institutionen prüfen wir eine Zugangsregelung, wir können uns dies auch bei privaten Veranstaltern vorstellen. Auch international sind wir in Kontakt, um die Arbeiten für ein Impfzertifikat zu koordinieren.

Was ist die Perspektive für die Eventbranche?

Berset: Es haben erste Diskussionen dazu stattgefunden. Das Ganze ist aber kompliziert - man muss gut «kalibrieren». Der Bundesrat wird hoffentlich bald dazu Stellung nehmen können.

Hat der Bundesrat zu wenig und zu spät Impfstoff eingekauft?

Berset: Heute sehen wir die Resultate der Arbeit vor einem Jahr. Damals hat noch niemand nach den Impfungen gefragt - und wir waren schon dran. Wir mussten aus mehr als 100 Produkten aussuchen. Man musste die richtigen finden und kaufen. Wir haben seit Ende Dezember Zugang zu den beiden besten und schnellsten Impfstoffen. Natürlich werden in Krisen Fehler gemacht. Das ist hier aber nicht der Fall.

Wie sieht es bei Restaurants, dem Sport und den Grossveranstaltungen aus?

Berset: Was die Innenräume der Restaurants angeht, da haben wir jetzt mit den Terrassen einen wichtigen Entscheid getroffen. Vor Ende der ersten Phase ist es aber schwierig eine Öffnung vorauszusehen. Vor Ende Mai glaube ich also nicht, dass wir weitere Öffnungsschritte haben werden.

Zum Sport: In der zweiten Phase, wo alle Zugang zu den Impfungen haben (zirka Ende Juni), wird der Sport zu den nächsten Öffnungsschritten gehören.

Die Grossveranstaltungen sind aber eine andere Sache. Hier spielt auch der Schutzschirm eine Rolle. In der Normalisierungsphase soll es wieder Grossveranstaltungen geben; die Frage ist, ob der Zugang nur durch ein Zertifikat möglich sein wird. Dies wird man noch besprechen müssen.

Wird es lokal begrenzte Verschärfungen geben?

Berset: Wir haben die Massnahmen auf Bundesebene bekanntgegeben; aber auch die Kantone können zusätzliche Massnahmen bestimmen. BIs jetzt war die Entwicklung im ganzen Land aber relativ ähnlich. Ich sehe heute keine besonders negative Entwicklung. Aber man muss immer reagieren und sich anpassen können.

Es gibt nicht viele Länder in Europa, die die Terrassen oder die sportlichen Aktivitäten geöffnet haben.

Die Task Force rechnet mit einer weiteren Zunahme der Fallzahlen - sieht der Bundesrat die Ausgangslage anders?

Berset: Die Situation ist nicht mehr vergleichbar mit dem letzten Jahr. Die Impfkampagne hat bei den älteren Menschen eine grosse Wirkung gezeigt. Wir wollen eine Rückkehr zur Normalität finden. In der zweiten Phase kann man dann auch mit einer höheren Inzidenz leben - dank der Impfung. Eine Zero-Covid-Strategie war kein Thema.

Müssen Nicht-Geimpfte in der Phase drei mit Nachteilen rechnen?

Berset: Die Konsequenz ist vor allem, dass man sich weiterhin anstecken kann. Wir können es nicht rechtfertigen, Massnahmen aufrecht zu halten, wenn die Impfung für alle zu Verfügung steht. Die Restriktionen sind sehr hart. Es ist ein freier Entscheid, ob man sich impfen lassen will. «Ich sehe das nicht als Bestrafung.»