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Sturz von BalkonEr rettete ein kleines Mädchen vor dem sicheren Tod

Es ist eine jener Videoaufnahmen, bei denen man wegsehen will, es aber nicht schafft, weil einen der Schreck bewegungslos einfrieren lässt. Ein zweijähriges Mädchen kauert auf der Brüstung eines Hochhauses, mit einer Hand an die Aussenseite des Balkongeländers geklammert, unter sich die Leere und den sicheren Tod.

Eine Frau schreit verzweifelt. Das Kind bewegt sich, lässt das Geländer los und fällt. Die Schreie der Frau werden unerträglich gellend.

Der 31-jährige Nguyen Ngoc Manh ist Kurier in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi. Es ist Sonntag, halb sechs Uhr nachmittags, Nguyen hat seinen Transportwagen parkiert und wartet auf einen Kunden, dem er etwas abgeben soll.

Er schaut nach oben und reagiert

Später wird er vietnamesischen Medien erzählen, er habe das Weinen eines Kindes und die laute Stimme einer Frau gehört. «Zuerst dachte ich, ein Kind habe einen Wutanfall bekommen und werde von seiner Mutter ausgeschimpft.» Aber die Schreie der Frau, von Nachbarn und Passanten, die die Schreckensszenerie beobachten, lassen Nguyen vermuten, dass da etwas Schlimmeres passiere. Er steigt aus seinem Fahrzeug und schaut nach oben.

Nguyen Ngoc Manh zeigt, wie er das stürzende Kind aufgefangen hat.
Bild: Viet Times

«Alles geschah sehr schnell», sagt Nguyen. «Ich habe reagiert, ohne lange zu überlegen.» Er überwindet die zwei Meter hohe Mauer, die das Grundstück umgibt, und klettert auf das Blechdach eines Geräteschuppens. Genau in dem Moment, in dem das Kind fünfzig Meter über dem Erdboden das Balkongeländer loslässt, beginnt das Dach nachzugeben.

«Ich sah, dass sie auf das Dach fallen würde, aber ich konnte nicht stillstehen.»

Nguyen Ngoc Manh

«Ich sah, dass sie auf das Dach fallen würde, aber es bewegte sich alles und ich konnte nicht stillstehen.» Der Kurier macht einen Sprung nach vorn und fängt die Zweijährige auf. «Ich habe sie angeschaut, sie hat mich an meine Tochter erinnert. Die ist auch zwei Jahre alt.»

Nguyen spricht beruhigend auf das Kind ein, das ihn wortlos anstarrt, ohne zu weinen. Es blutet aus dem Mund. Nguyen übergibt das Mädchen einem Wächter, danach wird es ins nächstgelegene Spital eingeliefert. Die ganze Rettungsaktion hat nicht mehr als zwei Minuten gedauert.

Der Kurier verlässt den Schauplatz, ohne seinen Namen oder seine Handynummer zu hinterlassen. Später habe ihn die Familie des Kindes ausfindig gemacht und ihm mitgeteilt, wie es der Kleinen gehe. Sie sei im Spital, habe aber abgesehen von einer ausgerenkten Hüfte keine Verletzungen erlitten. Nguyen hat eine Zerrung der Armmuskeln davongetragen.

Fremde Leute schicken ihm Geld

Seit das Video mit dem fallenden Kind über soziale Medien verbreitet und er von den Usern als Held gefeiert werde, sei sein Leben nicht mehr dasselbe, sagt der zweifache Vater. «Wenn ich früher auf Facebook etwas gepostet habe, gab es ein paar Dutzend Reaktionen, jetzt sind es Zehntausende.» Schnell sei seine Telefonnummer bekannt geworden, seither bleibe sein Handy keine Minute mehr still. Leute würden ihn anrufen und ihm Geschenke anbieten, und viele hätten ihm auf seine Handynummer Geld überwiesen. Das irritiere ihn, er wolle kein Geld, das er nicht durch Arbeit verdient habe, sagt Nguyen.

Und er fügt hinzu, was Helden in solchen Situationen immer sagen: Er sei kein Held. Und jeder andere hätte an seiner Stelle genau gleich reagiert.

Aber bei aller Bescheidenheit sagt Nguyen dann doch: «Ich bin glücklich, etwas Bedeutendes getan zu haben.»