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Bundesrat ändert Corona-KursAltersheime, Firmen, Schulen: Jetzt kommt die Testoffensive

Die Politiker des Grossen Rats von Graubünden werden getestet während der ersten Corona-Massentests am Mittwoch, 9. Dezember 2020.

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Markus Wolf, Chef der Bergbahnen in Flims-Laax, klopfte Anfang Dezember beim Bund an. Denn er hatte ein Testkonzept und fand, es sollte in der ganzen Schweiz angewendet werden. Doch Virginie Masserey, Chefin der Infektionskontrolle, winkte ab. Die gesetzlichen Hürden seien zu hoch.

Heute sind sie es offenbar nicht mehr. Der Bundesrat will das Bündner Testmodell fördern und teilweise finanzieren, wie er im Begleitbrief zur Verordnungsänderung schreibt, die am Freitag zur Vernehmlassung an die Kantone ging. Der Entscheid fällt am Mittwoch, doch er ist absehbar: Die Kantone werden nichts dagegen haben, dass der Bund endlich mitzieht. Lukas Engelberger, Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektoren, sagt im «Blick»: «Ich denke, dass die Kantone diese Neuausrichtung mittragen.»

Heute bezahlt der Bund einen Test nur, wenn jemand Symptome hat. Neu will der Bundesrat auch präventive, regelmässige Tests bezahlen. Nämlich im Umfeld von besonders verletzlichen Personen, also in Heimen und Spitälern. Oder auch an Schulen und in Betrieben, sofern der Kanton wegen «hoher Transmissionsrisiken» solche Testserien anordnet. Ebenfalls kann ein zeitlich begrenztes Hotspot-Management bei unkontrollierten Ausbrüchen vom Bund finanziert werden.

«Grosses Interesse» am Bündner Modell

Vorbild ist Graubünden: Das Innendepartement und das Bundesamt für Gesundheit verfolgten das Bündner Testmodell «mit grossem Interesse», heisst es im Begleitschreiben. Das Puschlav hat mit wiederholten Tests die aktiven Covid-Fälle von 74 auf 5 heruntergebracht. Und das Bergbahn-Unternehmen Flims-Laax testet seine rund 1000 Mitarbeitenden in Eigenregie seit mehreren Wochen. Die Mitarbeiter ermitteln anhand eines elektronischen Fragebogens ihr individuelles Risikoprofil und ihre persönliche Testkadenz: von täglich bis zweiwöchentlich. Der angewendete PCR-Test sei so einfach, dass sich kaum jemand verweigere, sagt CEO Markus Wolf.

Regelmässiges Testen kann helfen, die Ansteckungsrate deutlich zu senken: Eine Schülerin der Evangelischen Mittelschule Schiers unterzieht sich am Freitag, den 8. Januar 2021 einem PCR-Test.

Die Mitarbeiter bekommen die Utensilien mit nach Hause: ein kleiner Plastiksack mit Röhrchen und einer Salzlösung, die man 30 Sekunden gurgeln und dann hineinspucken muss. An mehreren zentralen Stellen im Betrieb werden die Proben eingesammelt und in den Thurgau ins Labor gebracht. Nach wenigen Stunden liegt das Resultat vor. Drei Covid-positive Fälle seien so eruiert worden, sagt Markus Wolf. Die PCR-Methode zeigt eine Infektion auch an, wenn jemand noch keine Symptome hat - anders als der Antigen-Schnelltest. Die drei positiv Getesteten hatten keine Symptome, bei zwei von ihnen sind sie wenig später ausgebrochen, bei einem nicht. Alle drei hätten mit grosser Wahrscheinlichkeit weitere Personen angesteckt.

Bund fürchtet die Kosten

Basel-Stadt war der erste Kanton, der ein Altersheim durchgetestet hat. In Baselland wurden Anfang Jahr wiederholte Massentests in Heimen durchgeführt, danach sanken die Infektionen. Graubünden hat sich zum Testpionier entwickelt. Anfang Dezember wurde ein erster flächendeckender Massentest angeordnet, später gab es Versuche in Schulen und Unternehmen. Das Fazit: Wiederholte Tests führen zum Erfolg. «Damit konnten wir die Zahlen punktuell fast auf null herunterbringen», sagt Martin Bühler, Leiter des kantonalen Führungsstabs. Ziel ist der baldige Ausstieg aus dem Lockdown. Wenn nach der Wiederöffnung 30 Prozent aller Arbeitnehmenden im Kanton wöchentlich getestet würden, bliebe der R-Wert nachhaltig tief, so die Berechnungen von Bühler. Doch das wären 40’000 Tests pro Woche.

«Es ist ja schön, dass wir einen erfolg­versprechenden Weg aufzeigen können. Doch es gibt noch viel zu tun.»

Martin Bühler, Leiter des kantonalen Führungsstabs

Es wird eine Frage des Geldes sein. Der Bündner Regierungsrat hat 25 Millionen Franken für Tests und Impfungen gesprochen, 12 Millionen sind fürs Testen. Das genügt aber nicht. Allein der Betrieb in Flims-Laax rechnet mit Kosten von einer halben Million Franken – hofft jedoch, dass Bund und Kanton diese übernehmen werden. Ein PCR-Test koste bei effizienter Arbeitsweise rund 40 Franken, sagt Markus Wolf, «sofern niemand daran verdient». Sobald der Bund mit ihm Spiel sei, werde es teurer. Der aktuelle Marktwert eines PCR-Tests beträgt rund 130 Franken.

Die Kosten sind der Grund, warum der Bundesrat trotz geändertem Testregime weiterhin Einschränkungen macht: «Auch aufgrund nicht zu unterschätzender Kostenfolgen und mangels genügender wissenschaftlicher Evidenz» wolle das BAG Massentests nicht generell finanzieren.

Laax-Chef Markus Wolf, der Anfang Dezember beim Bund abgeblitzt ist, fühlt er Genugtuung? Regt er sich auf über die Langsamkeit in Bern? «Wir sollten nicht gleichzeitig Covid-Bekämpfung und Aufarbeitung betreiben», sagt Wolf. «Aufregen können wir uns dann später noch.» Und Führungsstab-Chef Martin Bühler sagt: «Es ist ja schön, dass wir einen erfolgversprechenden Weg aufzeigen können. Doch es gibt noch viel zu tun.»

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