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Corona-Ausbrüche in SchulenLehrer fürchten um ihre Gesundheit

Wieder zur Schule nach dem Lockdown: Fünftklässler in einem Stadtberner Schulhaus.

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Frauenfeld: 100 Schüler in Quarantäne. Volketswil: Massentests für 500 Schüler, Maskenpflicht ab der vierten Klasse. Baselland: Maskenpflicht ab 10 Jahren. Tessin: Fernunterricht für eine ganze Mittelschule. Cham: Eltern, Lehrer und Schüler zweier Klassen in Quarantäne. Und so weiter.

In immer kürzeren Abständen melden Schweizer Schulen neue Corona-Fälle. Es handelt sich auch um Ansteckungen mit der mutierten Variante B.1.1.7. Mit rigorosen Massnahmen soll verhindert werden, dass sich während des laufenden Lockdown das Infektionsgeschehen in die Schulen verlagert. Denn in Grossbritannien hat sich das ansteckendere Virus stark in den Klassenzimmern verbreitet.

Mit der Virusmutation steigt auch die Angst in der Lehrerschaft. In einem öffentlichen Aufruf fordert sie jetzt ihre Arbeitgeber auf, ihre Gesundheit besser zu schützen. Kantone und Gemeinden müssten «dringend strengere und koordinierte Massnahmen» ergreifen. Es sei nicht nachvollziehbar, dass die Lehrer weiterhin täglich in einem Raum mit über 20 Personen arbeiten müssten, während der Bundesrat eine Homeoffice-Pflicht und eine Fünf-Personen-Grenze für private Treffen verfügt habe, heisst es im Schreiben der nationalen Dachverbände LCH und SER.

«Bei einer weiteren Verschlechterung der Lage müssen Massnahmen wie Fernunterricht in Betracht gezogen werden.»

Lehrerverbände

Weil die Lehrerinnen und Lehrer eine «systemrelevante und besonders exponierte Berufsgruppe» seien, wollen die Verbände

  • Gratis-FFP2-Masken

  • prioritären Impfschutz

  • regelmässige Corona-Tests in den Schulhäusern

  • bessere Raumluftkonzepte

  • weniger Kontakte

Der letzte Punkt ist brisant: Bislang hatten sich die Lehrerinnen gegen erneute Schulschliessungen ausgesprochen, weil beim Lockdown im Frühling viele Kinder abgehängt wurden. Gemäss einer Studie der Pädagogischen Hochschule Zug hat im Fernunterricht etwa ein Drittel der Schüler wenig oder fast nichts gelernt.

Wegen der Virusmutation hat die Lehrerschaft ihre Meinung aber geändert: «Bei einer weiteren Verschlechterung der Lage müssen Massnahmen wie Fernunterricht in Betracht gezogen werden», schreiben die Verbände. Für jüngere Kinder sei dies aber das letzte Mittel und nur für einen begrenzten Zeitraum durchführbar.

«Der Unterricht muss nicht vorauseilend nach Hause verlegt werden.»

Schulleiterverband

Damit widersprechen die Lehrer auch den Schulleitern. Deren Verband hatte am Wochenende betont, dass zurzeit nicht mehr Kinder krank seien als vor einem Jahr, als das Coronavirus die Schweiz noch nicht erreicht hatte. Weil Kinder keine Treiber der Pandemie seien, müsse der Unterricht «nicht vorauseilend nach Hause verlegt werden». «Es darf nicht sein, dass Kinder instrumentalisiert werden, um die Mobilität der Eltern einzuschränken», sagt Verbandspräsident Thomas Minder. Die Schulleitenden seien vorbereitet, um mit Quarantänen und Klassenschliessungen «passend zu reagieren».

Das Schreiben der Lehrer ist auch ein Appell an den Bundesrat – er müsse jetzt «klare Botschaften zum Gesundheitsschutz an den Schulen» senden. Dieser wird sich morgen mit der Situation der Schulen befassen. Grundlage ist ein Papier der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK), in dem Handlungsoptionen aufgezeigt werden.

Das Eskalationsmodell sieht dem Vernehmen nach ein stufenweises Vorgehen vor. Weil ältere Schüler in der Regel eine weitere Anreise haben und selbstständiger sind, sollen in absteigender Reihenfolge die Berufsschulen, die Gymnasien und die Oberstufen auf Fernunterricht umstellen, wenn es die Situation erfordert. Primarschulen hingegen sollten so lange wie möglich vor Ort unterrichten. Das beurteilte bislang auch der Bundesrat so. Inwiefern die neue Pandemiedynamik ihn zu einem Umdenken bringt, wird sich morgen zeigen.