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Filmstart «Wonder Woman 1984»Wie Corona die Macht der Kinos bricht

Für sie wird das Exklusiv-Zeitfenster für die Kinos auf null reduziert: Gal Gadot in einer Szene aus «Wonder Woman 1984».

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Dicht an dicht in der Schlange stehen, für neue spektakuläre Bilder, womöglich um den ganzen Häuserblock herum – das war das alte selige Kinogefühl, das dem Blockbuster seinen Namen gab. Man stand da auch, weil man anders nicht an den Stoff kam. Die Kinos hatten die Macht, ein exklusives Zeitfenster zu bestimmen, in dem die Zuschauer einen begehrten Film nirgendwo anders sehen konnten.

Jetzt hat die Wucht des Coronavirus auch dieses Gesetz gebrochen: Warner Brothers und die weltgrösste Kinokette AMC haben angekündigt, dass der von den Fans heiss erwartete Superheldenfilm «Wonder Woman 1984» am 24. Dezember im Kino erscheint – im selben Moment aber auch auf dem Streamingservice HBO Max. In der Schweiz ist der Filmstart ebenfalls rund um Weihnachten vorgesehen. Schon vorher ist das Zeitfenster der Kinos in den letzten Jahren immer kleiner geworden. Netflix etwa gestand seinem Grosswerk «The Irishman» von Martin Scorsese noch vier Wochen in den Kinos zu, bevor der Streamingstart kam. Damals waren die grossen Kinobetreiber noch empört und wiesen den Deal von sich.

Im Grunde ist es ein Traum der grossen Studios, dass sie das Szenario der totalen Wahlfreiheit einmal testen können: Wer rüstet zum gemeinsamen Ausflug ins Filmtheater, um Gal Gadot als «Wonder Woman» im Kalten Krieg der Achtzigerjahre zu sehen – und wer abonniert lieber HBO Max, um sich das Ganze auf dem heimischen Sofa reinzuziehen? Von den Antworten wird für die Zukunft der Filmindustrie viel abhängen.

Blockbuster sind nicht entscheidend

Bevor die Kinos eingeknickt sind, gab es auch schon das Modell Alleingang. Am spektakulärsten hat das Disney durchgezogen mit seiner chinesischen Heldinnensaga «Mulan». Der Film sollte gross in die Kinos kommen, wurde wegen Corona mehrfach verschoben – und übersprang die Filmtheater am Ende ganz. Weltpremiere war im September auf dem Studio-eigenen Streamingservice Disney Plus, allerdings zum Premiumpreis. Wenn das ein Versuch war, über den exklusiven Zugang zu «Mulan» scharenweise neue Kunden für Disney Plus zu gewinnen, hat das Spiel eindeutig nicht funktioniert. Schon etwa einen Monat nach dem hauseigenen Streamingstart war der Film auch auf anderen Video-on-Demand-Plattformen wie Amazon und Google Play verfügbar, von Exklusivität keine Spur mehr. Was einen Verdacht bestätigt: Exklusive Kino-Blockbuster sind für den Erfolg von Streaming-Plattformen offenbar nicht entscheidend.

Fürs Kino ist das eine gute Nachricht. Es bedeutet, dass die Streaming-Anbieter auf serielle Leitfiguren setzen müssen, deren Geschichten sich schnell fortspinnen lassen, während das einmalige grosse Spektakel, auf dessen Sequel man zwei Jahre warten muss, bis auf weiteres eine Domäne des Kinos bleibt. Ob diese von anderen Anbietern so leicht erobert werden kann, steht immer stärker infrage.

Das erfährt jetzt womöglich auch Warner Brothers, wenn «Wonder Woman 1984» auf HBO Max dem grossen Test unterzogen wird. Am Ende könnte sich die Pandemie sogar noch als eine Art Zukunft-Impfstoff für die Filmtheater erweisen: Wer danach wieder um den ganzen Häuserblock Schlange steht, tut das, weil er es eben will. Und nicht mehr, wie man immer dachte, weil er muss.