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Die Hoffnung der SozialdemokratenSie will die SPD cool machen

Lilly Blaudszun will die SPD nahbarer machen. Hier posiert sie mit Aussenminister Heiko Maas.

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Ist Lilly Blaudszun mit auf dem Bild, sieht bei der SPD alles ein bisschen weniger stier aus. Kanzlerkandidat Olaf Scholz kneift die Augen zusammen und grinst. Aussenminister Heiko Maas macht gar die Russenhocke, den Hintern leicht über dem Boden schwebend. «Ich will zeigen, dass unsere Politikerinnen und Politiker keine Roboter sind, die nur Phrasen raushauen», sagt Lilly Blaudszun.

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Die 19-Jährige aus Mecklenburg-Vorpommern versucht gerade, der Sozialdemokratischen Partei im Internet ein neues Image zu verpassen: lockerer, nahbarer. Das hat die SPD dringend nötig. Mehr als die Hälfte der Parteimitglieder ist älter als 60 Jahre. Bei der vergangenen Europawahl wählte nur jede zehnte Deutsche unter 30 Jahren rot. Der SPD droht, eine ganze Generation junger Wählerinnen und Wähler zu verlieren.

Nicht realitätsfern reden

Im Berliner Kaffee verzieht Lilly Blaudszun plötzlich ihr Gesicht, hebt die Kaffeetasse vor ihr iPhone. «Muss eine Story machen», sagt sie.

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Blaudszun studiert Recht. Daneben macht sie Dauer-Wahlkampf für die SPD. Knapp 15’000 Menschen auf Instagram und doppelt so viele auf Twitter folgen ihr, sehen eine wirre Mischung aus Selfies mit Politikerinnen, Alkohol (Sternburg-Bier, Fanta-Korn), evangelischer Kirche, Fleisch (Wurstgulasch, Mettbrötchen) und allerlei Liebeserklärungen an ihre Heimat. Was für viele auf den ersten Blick nicht zusammenpasst, ist für Lilly Blaudszun nur ehrlich. «Wir alle handeln doch widersprüchlich», sagt sie. «Solange meine Eltern und meine Freundinnen sagen, dass sie mich in dem, was ich online mache, wiedererkennen, ist für mich alles gut.»

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Auch bei Interviews sind ihre Eltern ihr Massstab. Sie wolle nicht so realitätsfern reden, wie das manche Politikerinnen täten, sagt Blaudszun. Trotzdem sagt sie während des Gesprächs Dinge wie: «den Wertekompass beibehalten», «den Ist-Zustand hinterfragen» oder «innovativer werden»und muss dann oft selbst darüber lachen.

Sie meidet Klimastreiks

Die Grünen holen die jungen Menschen in Deutschland momentan viel eher ab als die SPD. Bei den 16- bis 24-Jährigen sind sie die stärkste Partei, auch wegen Fridays for Future. Lilly Blaudszun war bisher an keinem Klimastreik dabei. «Das wäre heuchlerisch», sagt sie, denn sie ist mit einigen Forderungen nicht einverstanden. Da wo sie herkomme, wären die Leute beispielsweise ohne Auto aufgeschmissen. Auch ihre Eltern. Blaudszun denkt zudem, dass es schneller wirksam ist, in einer Partei etwas zu bewegen, als auf der Strasse. «Aktivismus ist wichtig, aber konkreter und schneller geht es, wenn du einer Partei beitrittst und dort Rabatz machst. Rabatz, Dialektwort für Krawall, kann für sie auch unspektakulär sein. 2016 war Blaudszun dabei, als die Jungsozialisten einen Mindestlohn für Lernende forderten. Seit diesem Jahr ist das Gesetz verbindlich.

«Ich stelle Politik anders dar, als sie sich sonst darstellt», sagt Blaudszun. Wein trinkend auf dem Parteitag mit dem Arbeitsminister zum Beispiel. Es sei wichtig, die Politikerinnen aus der ersten Etage wie normale Menschen zu behandeln und nicht wie Monster mit Sonderstatus. Sie sagt Saskia und Norbert, wenn sie von den Parteivorsitzenden erzählt.

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Nicht von der CDU einlullen lassen

Lilly Blaudszun hat keine klassische politische Ochsentour gemacht, um bekannt zu werden. «Man muss nicht 30 Jahre durch Kreisverbände tingeln, um einen Minister kennen zu lernen», sagt sie. Eine bestimmte Art, Offenheit und ein paar Skills des 21. Jahrhunderts reichten auch.

Zur Politik kam Blaudszun über eine Party des Jugendrats in Ludwigslust in der Nähe von Schwerin, wo sie aufgewachsen ist. Sie war begeistert, wurde schnell die Vorsitzende des Rats, organisierte Podiumsdiskussionen und Geld für einen Skatepark. Mit 14 machte Blaudszun ein Schülerpraktikum bei einem SPD-Abgeordneten und trat danach der Partei bei. Bei ihrem ersten Besuch im Ortsverein seien nur alte Männer herumgesessen und hätten Bier getrunken. Das habe sich verändert, sagt Blaudszun, sehr viele junge Frauen würden jetzt für den Bundestag kandidieren. Und Kevin Kühnert, mit 31 schon stellvertretender Vorsitzender der Partei, vertrete die jungen Menschen. «Ein echt stabiler Politiker, der sich nicht verstellt», sagt Blaudszun.

Dass die SPD Olaf Scholz (62) als Kanzlerkandidat aufgestellt hat und niemand Jüngeres, störe sie nicht. Sie sei in der Vergangenheit nicht immer mit seiner Meinung einverstanden gewesen. «Aber als SPD setzen wir uns für Umverteilung und Klimaschutz ein. Das sind Themen, die die jungen Menschen bewegen und die Olaf als unser Kanzlerkandidat auch verkörpern wird», sagt Blaudszun. Die SPD müsse weiterhin auf ihre Inhalte vertrauen: gute Bildung, Arbeit, Rechtsextremisten zurückdrängen. «Und wir dürfen uns in der Grossen Koalition nicht von der CDU einlullen lassen.»

Sie erhielt Morddrohungen

Diesen Sommer wurde Lilly Blaudszun stark kritisiert, weil sie auf ihren Profilen Werbung für einen Laptop machte. Sie gab danach an, das Geld an den Verein Seebrücke zu spenden, der sich für Flüchtlinge im Mittelmeer einsetzt. Auf andere Posts erhielt sie auch schon Morddrohungen, etwa, als sie das Bild eines Juso-Kaffeebechers verbreitete, mit der Aufschrift: «Mein Vaterland interessiert mich nicht die Bohne». Blaudszun deaktivierte darauf ihr Twitter-Profil für eine Zeit, ging viel raus, «an Seen und so».

Heute hat Lilly Blaudszun drei Abgeordnete im Bundestag zum Gespräch getroffen, zwei Interviews gegeben, einen Podcast aufgenommen. Erster Post auf Instagram um 6.39, letzter um 2 Uhr nachts. Sie selbst sei die Person, die sich am meisten Druck mache, sagt Blaudszun. Ihre Freundinnen und Freunde würden ihr schon raten, alles ein bisschen ruhiger anzugehen. Doch es sei für sie schwer zu ertragen, einen Tag lang nur rumzuliegen.