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Türkisches GerichtsurteilHagia Sophia wird wieder zur Moschee

Ein Politikum: Ein Befürworter des Urteils schwenkt vor der Hagia Sophia die türkische Flagge.

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Das Oberste Verwaltungsgericht in der Türkei machte einem Bericht zufolge den Weg frei, damit das Gebäude Hagia Sopha in Istanbul künftig als Moschee genutzt werden kann.

Das Gericht annullierte am Freitag den Status der einstigen Kirche als Museum. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Freitag. Eine Begründung der Entscheidung lag zunächst nicht vor.

Wann das Gebäude zum ersten Mal als Moschee genutzt wird, ist noch unklar. In Medien wurde als Datum der 15. Juli – der Jahrestag des Putschversuchs in der Türkei – genannt. Nach Angaben der Zeitung «Hürriyet» wird die Gerichtsentscheidung innerhalb der nächsten 30 Tage umgesetzt.

Vor der Hagia Sophia in der Istanbuler Altstadt sammelte sich spontan eine Gruppe Befürworter der Entscheidung. Sie riefen «Allahu Akbar!» («Gott ist gross!»). Die Polizei sperrte den Platz vor der Hagia Sophia ab. Beamte der Einsatzpolizei brachten sich in Stellung, es blieb aber zunächst ruhig.

Ein internationales Politikum

Der Status des Bauwerks ist ein Politikum. Anhänger der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP fordern seit langem, die Hagia Sophia wieder zur Moschee zu machen. Vor allem Griechenland und Russland sind wegen der Bedeutung der Hagia Sophia für die Orthodoxie gegen eine Änderung des Status.

Die Entscheidung könnte die Spannungen zwischen der Türkei und dem Nachbarn Griechenland weiter verschärfen, die sich ohnehin schon um Erdgas im östlichen Mittelmeer streiten.

Die Hagia Sophia (griechisch: Heilige Weisheit) wurde im 6. Jahrhundert unter Kaiser Justinian I. erbaut und war Hauptkirche des Byzantinischen Reiches. In ihr wurden die Kaiser gekrönt. Nach der Eroberung des damaligen Konstantinopels durch die Osmanen im Jahr 1453 wandelte Sultan Mehmet II. («Der Eroberer») die Hagia Sophia in eine Moschee um. Auf Betreiben des türkischen Republikgründers Mustafa Kemal Atatürk ordnete der Ministerrat im Jahr 1934 die Umwandlung der Hagia Sophia in ein Museum an.

Erdogan und das Gebäude

Dieser Beschluss Atatürks ist nun durch den Gerichtsbeschluss ungültig. Die Unesco hatte schon vor der Entscheidung gemahnt, jede Änderung des Status der Hagia Sophia müsse überprüft werden.

Jahrelang stand die Umwandlung der Hagia Sophia immer wieder auf der Tagesordnung. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte diese vergangenes Jahr selbst angekündigt, aber bislang nie angeordnet, auch wenn er es per Dekret gekonnt hätte.

Kritiker werfen Erdogan vor, mit der Diskussion um das Bauwerk von wirtschaftlichen Problemen ablenken zu wollen oder das Thema in der Vergangenheit vor Wahlen auf die Tagesordnung gesetzt zu haben, um seine religiöse Anhängerschaft hinter sich zu vereinen. Ende Mai hatte Erdogan zum Jahrestag der Eroberung Konstantinopels ein islamisches Gebet in der Hagia Sophia abgehalten.

Nun überliess Erdogan die Entscheidung dem Obersten Verwaltungsgericht. Die Opposition lässt allerdings keinen Zweifel daran, wer ihrer Meinung nach dahintersteckt: Erdogan persönlich. CHP-Sprecher Faik Öztrak hatte erst kürzlich kritisiert, dass die Justiz von Erdogans Regierung kontrolliert werde und nicht gegen deren Willen handele.

Eine grosse Attraktion für Touristen

Der Analyst Kadri Gürsel nannte die Hagia Sophia das «Stressbarometer» der Regierung. Diese habe keine Themen mehr, mit denen sie werben könne und keine Lösungen für die Probleme des Landes. Innenpolitisch habe sich niemand gegen die Umwandlung in eine Moschee gestellt, aber Erdogan würde davon profitieren, wenn sich Griechenland und die orthodoxe Welt dagegen stellten. Die Regierung schlage aus Polarisierung «politischen Profit.»

Auch als Moschee können Touristen die Hagia Sophia voraussichtlich besichtigen, ähnlich wie die nahe gelegene Blaue Moschee in der Istanbuler Altstadt. Im vergangenen Jahr zog die Hagia Sophia nach offiziellen Angaben 3,7 Millionen Besucher an und war damit das meistbesichtigte Museum in der Türkei.

Weltbekannt ist sie vor allem wegen der rund 56 Meter hohen Kuppel, die nahezu schwerelos über dem Hauptraum zu schweben scheint. Im Inneren sind die Wände mit byzantinischen Mosaiken und Marmor verziert. Um dem Bilderverbot im Islam gerecht zu werden, müssten die Mosaiken während des islamischen Gebets aber abgedeckt werden.