Darum sind gerade alle auf Zuckerberg wütend

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Scharfe KritikDarum sind gerade alle auf Zuckerberg wütend

Mehrere Firmen haben sich zu einem Werbeboykott gegen Facebook zusammengeschlossen. Auch nach einem Treffen mit dem Firmen-CEO sind die Gemüter nicht besänftigt – im Gegenteil.

Darum gehts

  • Mark Zuckerberg hat sich mit mehreren Unternehmen getroffen, die Facebook momentan boykottieren.
  • Aus Sicht der Aktivisten war das Meeting ein Reinfall.
  • Das Social-Media-Unternehmen sei gar nicht auf ihre Inputs eingegangen.
  • Facebook versichert jedoch, dass man einige wichtige Punkte aus dem Treffen mitgenommen habe.

Diese Woche hat sich der Facebook-CEO Mark Zuckerberg mit Vertretern jener Unternehmen getroffen, die seine Plattform mit einem Werbe-Stopp boykottieren wollen. Mit dabei waren aber auch Vertreter verschiedenster Menschenrechtsorganisationen. Sie alle verliessen das Treffen ernüchtert, wie Cnn.com berichtet. «Das Meeting, das wir gerade abgeschlossen haben, war eine Enttäuschung», wird der Präsident von «Color of Change», Rashad Robinson, zitiert.

Dies sieht auch die Medien-Aktivistengruppe «Free Press» ähnlich. Facebook habe den Boykott und den Aufruf der Unternehmen, etwas zu ändern, noch immer nicht verstanden. «Anstatt einer Timeline zuzustimmen, innert welcher gegen den Hass und die Missinformation auf Facebook vorgegangen werden kann, hat der Unternehmensführer die nur immer gleichen Argumente gebracht und unsere Bitte überhaupt nicht verstanden», heisst es.

Ein Monat ohne Werbung

Bei Facebook selbst klingt es allerdings anders. «Dieses Treffen war eine Möglichkeit für uns zu hören, was die Organisatoren der Kampagne erreichen möchten und von unserer Seite her zu bestätigen, dass wir gegen Hassrede auf unserer Plattform ankämpfen. Wir wissen, dass wir nach unseren Taten und nicht nach unseren Worten beurteilt werden», sagte ein Sprecher des Unternehmens.

Am Werbeboykott teilgenommen hat bisher eine Vielzahl an grossen und kleinen Unternehmen, darunter The North Face, Pfizer und Levi Strauss. Die Firmen haben sich dazu verschrieben, mindestens einen Monat lang keine Werbung auf Facebook zu schalten, um darauf aufmerksam zu machen, dass die Plattform aktiver gegen Hassreden und soziale Ungerechtigkeit vorgehen soll. Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte, war Facebooks Entscheid, nicht auf eine Serie kontroverser Posts des US-Präsidenten Donald Trump zu reagieren. In einem dieser Posts drohte der Präsident damit, dass «Looting» (Ausrauben) zu «Shooting» (Erschiessen) führen würde.

Die Forderungen

Tatsächlich dauerte das Meeting zwischen Zuckerberg und den Aktivisten gerade mal eine Stunde und wurde via Zoom durchgeführt. Nebst dem CEO selbst seien auch COO Sheryl Sandberg und Chief Product Officer Chris Cox anwesend gewesen. Dabei seien alle Punkte, die die Organisationen von Facebook verlangen würden, dargelegt worden (siehe Box).

Was verlangen die Aktivisten?

Die Kampagnenführer haben die teilnehmenden Firmen aufgefordert, den Werbeboykott durchzuführen, bis Facebook 10 Punkte einhält: Dazu gehört, dass das Unternehmen eine Person in die Firmenführung aufnimmt, die ein «tiefes Verständnis über Bürgerrechte» mit sich bringt. Ausserdem solle es regelmässige Inspektionen geben, die die Plattform nach Hassrede und Missinformation durchsuchen. Darüber hinaus sollten private Gruppen, die auf Hass und gefährliche Verschwörungstheorien spezialisiert sind, gesperrt werden. Zu diesem Zweck sollen alle Moderatoren einen Anti-Hass- und Anti-Bias-Workshop absolvieren müssen. Zudem sollten Werbungen, die offensichtliche politische Lügen verbreiten, gesperrt werden.

«Wir haben 10 Punkte vorgestellt und haben zu keinem davon Feedback oder auch nur einen Zeitrahmen, in welchem sie umgesetzt werden sollen, bekommen», sagt Jonathan Greenblatt, CEO von «Anti-Defamation League», zu Cnn.com. Dem kann Jessica Gonzalez, CEO von «Free Press» nur zustimmen: «Wir sind es wirklich leid, immer nur vage Versprechungen zu bekommen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich nochmals an einem solchen Meeting teilnehmen werde, bevor Facebook tatsächlich Engagement zeigt.»

«Wieso sind wir überhaupt hier?»

Tatsächlich sei es genau ein solches Meeting gewesen, das Robinson überhaupt erst auf die Idee eines solchen Boykotts gebracht habe. «Als wir uns am 1. Juni zum ersten Mal trafen, habe ich mehrmals gesagt: Was machen wir hier – Mark, wieso sind wir überhaupt hier?» Dabei sei ihm klar geworden, dass nur ein drastischerer Schritt helfen könne.

Facebook selbst scheint das Treffen allerdings als Erfolg abzustempeln. In einem Statement, das nach dem Meeting veröffentlicht wurde, heisst es: «Es hat uns sehr dabei geholfen, zu lernen, was wir noch verbessern können. Während wir nicht alle Punkte umsetzen können, die verlangt werden, werden wir dennoch mehrere der Vorschläge bald schon umsetzen können.»

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