«So steuern wir direkt auf eine zweite Welle zu»

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Überfüllte Busse, kaum Masken«So steuern wir direkt auf eine zweite Welle zu»

Die vielen Ausflügler am Pfingstwochenende sorgten für stark überlastete Postautos. Abstand zu halten war unmöglich. Dennoch wurden kaum Masken getragen.

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Darum gehts

  • Tausende nutzten das sonnige Pfingstwochenende für Ausflüge ins Freie.
  • Während die Sicherheitsvorgaben im Allgemeinen gut befolgt wurden, kam es im ÖV teilweise zu dichtem Gedränge. Masken wurden kaum welche getragen.
  • Postauto appelliert an die Eigenverantwortung der Fahrgäste; eine Maskenpflicht ist kein Thema.

Das sonnige Pfingstwochenende lockte die Schweizerinnen und Schweizer in Scharen nach draussen. Besonders beliebt waren Ausflugsziele in den Bergen, was mancherorts zu gesperrten und verstopften Strassen führte.

Enge Platzverhältnisse herrschten zum Teil aber auch im öffentlichen Verkehr, wie die Bilder eines überfüllten Postautos der Linie Brienz-Axalp zeigen. «Immer mehr Leute sind in den Bus gedrängelt, weil er nur alle zwei Stunden fährt», erzählt ein Leser-Reporter, der aus Lenzburg AG ins Berner Oberland reiste. So sei er letztlich mit etwa 50 Personen im Bus zusammengepfercht gewesen. Eine Schutzmaske habe niemand getragen – als ob es Corona nie gegeben hätte. «So steuern wir direkt auf eine zweite Welle zu», meint der Aargauer besorgt.

ÖV: Eigenverantwortung statt Maskenpflicht

In vielen Bussen dürfte es ähnlich ausgesehen haben. Im Berner Oberland etwa gab es laut Postauto auch auf den Linien nach Beatenberg, Stechelberg, Lauterbrunnen, und Aeschiried grossen Andrang. Die Folge: Das Einhalten der Zwei-Meter-Regel war unmöglich. «Wenn der Abstand in einem Fahrzeug nicht eingehalten werden kann, raten wir den Fahrgästen dringend, eine Schutzmaske zu tragen», sagt Postauto-Sprecherin Valérie Gerl.

Eine Schutzmaskenpflicht in den Bussen ist jedoch kein Thema. Vielmehr setze das von Postauto und SBB gemeinsam erarbeitete Schutzkonzept auf Eigenverantwortung und Solidarität, betont Gerl. «Die Transportunternehmen übernehmen keine polizeilichen Aufgaben, um die Einhaltung der Regeln zu kontrollieren.»

Wie das Beispiel Axalp allerdings zeigt, sind Gesichtsmasken unter den Fahrgästen nicht sonderlich populär – das weiss auch Postauto. «Es ist tatsächlich so, dass weniger als fünf Prozent Masken tragen», räumt die Sprecherin ein. Auch im Tessin, das vom Coronavirus am stärksten betroffen war, sei der Anteil der maskierten Passagiere auf 10 bis 20 Prozent zurückgegangen. Vor einem Monat waren es noch 50 Prozent.

Kapo: Positive Bilanz

Um mehr Platz zu schaffen, würden wo immer möglich hochfrequentierte Kurse mit zusätzlichen Fahrzeugen verstärkt, sagt Gerl. So seien am vergangenen Wochenende beispielsweise auf den Linien nach Lauterbrunnen, Aeschiried, Simplon oder ins Verzascatal Beiwagen eingesetzt worden.

Wie es bei der Berner Kantonspolizei auf Anfrage heisst, wurden die Sicherheitsvorgaben zur Corona-Pandemie im öffentlichen Raum insgesamt gut eingehalten. Gleichwohl habe es verschiedentlich Meldungen zu mutmasslichen Verstössen gegeben. In solchen Fällen sei man vor Ort gegangen und habe das Gespräch mit den Leuten gesucht – was in aller Regel gut funktioniert habe.

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