«Vielleicht entgehen wir einem zweiten Shutdown»

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Virologe Christian Drosten «Vielleicht entgehen wir einem zweiten Shutdown»

Der deutsche Virologe Christian Drosten sieht sein Land gut für eine zweite Welle gerüstet. Es sei möglich, dass es keine zweite tödliche Welle geben werde.

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Darum gehts

  • Der Virologe Christian Drosten sieht die Möglichkeit, dass es keine zweite Welle geben wird.
  • Dafür müssten die jetzigen Massnahmen nachjustiert werden.
  • Man habe ein gewisses Verständnis des Infektionsgeschehens.
  • Superspreader gelten als grosse Gefahr.

Der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité ist zuversichtlich, dass die Pandemie in Deutschland weiter unter Kontrolle gehalten und eine zweite Infektionswelle verhindert werden kann. «Vielleicht entgehen wir einem zweiten Shutdown», sagt er dem «Spiegel». Es gebe jetzt eine «theoretische Möglichkeit», dass die Deutschen «ohne eine zweite tödliche Welle durchkommen».

Die Wissenschaft habe inzwischen ein besseres Verständnis des Infektionsgeschehens. Man wisse nun besser, wie sich das Virus verbreite – und zwar über wenige sogenannte Superspreader, die es an viele Menschen weitergeben. «Und ein solches Infektionsgeschehen kann man besser kontrollieren als eine gleichförmige Ausbreitung unterm Radar, wie wir das am Anfang angenommen haben», sagt Drosten.

«Die ‹Bild›-Zeitung hat mich viel Zeit gekostet»

Laut Drosten sei es wichtig, die jetzigen Massnahmen nachzujustieren. Ein Vorbild solle sich Deutschland an Japan nehmen. Kontaktpersonen der Superspreader werden dort sofort in Quarantäne gesetzt. «Cluster müssen sofort identifiziert und isoliert werden», so Drosten.

Vor wenigen Tagen wurde Drosten von der deutschen «Bild»-Zeitung angegriffen. «Fragwürdige Methoden» hätten zu falschen Ergebnissen geführt. So berichtet Bild.de über eine Ende April publizierte Untersuchung von Forschern der Berliner Charité. Gegenüber dem NDR reagiert Drosten noch einmal auf diese Berichterstattung. Der 48-Jährige: «Die ‹Bild›-Zeitung hat mich enorm viel Zeit gekostet in dieser Woche – das verzögert massgeblich die Wissenschaft.»

(REUTERS)

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