Ist Kinder-Studie von Deutschlands Star-Virologen falsch?

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Daten widersprechen ErgebnisIst Kinder-Studie von Deutschlands Star-Virologen falsch?

Eine Studie vom deutschen Virologen Christian Drosten wird von Wissenschaftlern stark kritisiert. Das Ergebnis der Studie widerspreche den erfassten Daten gänzlich.

Darum gehts

  • Eine Studie vom deutschen Virologen Christian Drosten wird von Wissenschaftlern in Frage gestellt.
  • Das Forschungsteam soll Daten nicht ausreichend erfasst haben und Ergebnisse falsch interpretiert haben.
  • Drosten gab seinen Fehler bislang noch nicht zu, doch das Forschungsteam soll bereits Mängel eingestanden haben.

Der Virologe Christian Drosten ist das deutsche Pendant zu Daniel Koch vom BAG. Drosten leitet das Institut für Virologie an der Berliner Charité, die Ende April eine Studie veröffentlichte. Diese belegte die These, dass Kinder genauso ansteckend sein können wie Erwachsene. Doch seit der Veröffentlichung der Studie hagelt es Kritik für Drostens Institut.

Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern bemängeln die in der Studie angewendete Methode, wie die «Bild»-Zeitung schreibt. Professor Leonhard Held vom Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der Universität Zürich kritisiert in einer Untersuchung die Aussagekraft der Studie: «Die Erkenntnisse müssen mit einiger Vorsicht interpretiert werden.»

Daten sollen Ergebnis der Studie widersprechen

Der Schwachpunkt der wissenschaftlichen Studie sei die kleine Anzahl untersuchter Kinder. Diese wurden laut Studie lediglich stichprobenmässig getestet. Held kommt beim erneuten Auswerten der Daten zur Schlussfolgerung: Es gibt moderate Beweise für eine «zunehmende Viruslast mit zunehmendem Alter». Ein Ergebnis, das den Resultaten der Drosten-Studie fundamental widerspricht.

Auch der Wirtschaftsprofessor Jörg Stoye von der New Yorker Universität Cornell kritisiert die Studie scharf: «Meine Lesart der Charité-Studie kehrt ihre Stossrichtung um.» Laut Stoye sind die Ergebnisse von den Entscheidungen der Forscher getrieben. Demnach stimme die Stossrichtung der Resultate «mit den öffentlichen Standpunkten der jeweiligen Hauptautoren überein». Der Professor sieht in der Studie keinen Beweis dafür, dass die Schulen weiter geschlossen bleiben sollten: «Es gibt viele gute Argumente gegen eine schnelle Wiedereröffnung der Schulen, aber die Charité-Studie trägt nichts dazu bei.»

Drosten macht keine Zugeständnisse

Laut der «Bild»-Zeitung hat man den Star-Virologen Drosten mit den Vorwürfen konfrontiert. Dieser soll auf die Anfrage nicht geantwortet haben. Auf Twitter mokierte er sich über die Anfrage der Journalisten und veröffentlichte ein Bild der Anfrage mit der Unterschrift: «Besseres zu tun». Wie es gemäss der deutschen Zeitung weiter heisst, wurden die Mängel der Studie vom Forscherteam intern bereits eingestanden.

Drosten kommt aber nicht von seiner Meinung ab und bezeichnete die Studie nach ihrer Veröffentlichung als «saubere, statistische Analyse». Am Montag sagte er in einem Radio-Interview mit dem Deutschlandfunk: «Es gibt keine grossen Hinweise aus der wissenschaftlichen Literatur, die bestätigen, was hier und da in Meinungsäusserungen geschrieben wird.» Anhand der wissenschaftlichen Daten sehe es für ihn überhaupt nicht so aus, dass Kinder «weniger infektiös oder weniger empfänglich für die Infektion» seien.

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