Überraschung im StadtratWinterthur verliert seine Polizeivorsteherin
Im Winterthurer Stadtrat kommt es zu einem wichtigen Personalentscheid. Mitten in der Coronakrise gibt Polizeivorsteherin Barbara Günthard-Maier (FDP) ihren Rücktritt bekannt.
Das wichtigste in Kürze:
- Polizeivorsteherin Barbara Günthard-Maier hat heute um 13:30 Uhr ihre Rücktritt verkündet.
- Erst im vergangenen Herbst kam es in Winterthur zu Neuwahlen, weil ein Regierungsmitglied vorzeitig zurückgetreten war.
- Die nächsten ordentlichen Wahlen finden in Winterthur erst 2022 statt.
Nach acht Jahren gibt Winterthurs Polizeivorsteherin Barbara Günthard-Maier (FDP) ihren Rücktritt bekannt. Sie übernimmt eine Führungsposition in der Kommunikation des eidgenössischen Aussendepartements, dem ihr Parteikollege Ignazio Cassis vorsteht.
Da ihr Rücktritt Mitten in der Coronakrise erfolgt, ist noch nicht ganz klar, wann Neuwahlen sind - voraussichtlich am 23. August.
Die FDP-Spitze will Urs Hofer ins Rennen um den Stadtratssitz von Barbara Günthard-Maier schicken. Der 40-jährige Wirtschaftsanwalt ist langjähriger Gemeinderat von Winterthur. Der Vorstand hat ihn einstimmig nominiert, nun soll die Basis noch entscheiden. Für FDP-Präsident Dieter Kläy ist Hofer in dieser Zeit der richtige Mann für diesen Job, wie er an der dafür einberufenen Medienkonferenz bekannt gibt. Die Wahl fiel rasch auf Urs Hofer, wie die FDP bekannt gibt. Die Stadtpartei hat nicht aktiv nach einer Frauenkandidatur gesucht. Würde Urs Hofer in den Stadtrat gewählt, schrumpft der Frauenanteil im Siebnergremium von zwei auf eine.
Barbara Günthard-Maier (FDP) tritt auf Ende September zurück. Die Ersatzwahl wird voraussichtlich am 23. August 2020 stattfinden - vorausgesetzt die Coronakrise lässt eine Durchführung dann zu. Der Ersatztermin ist dann äusserst knapp vor dem Amtsantritt: am 27. September.
Bereits vor einem Jahr hat eine Winterhurer Stadrätin, Yvonne Beutler, überraschend ihren Rücktritt bekannt gegeben, um in die Privatwirtschaft zu wechseln. Auch Barbara Günthard-Maier begründet nun ihren Entscheid, eine neue Stelle gesucht zu haben, mit ihrer frühen Wahl. Bereits als 40-Jährige ist sie 2012 zur Stadträtin geworden. Im Winter habe sie sich deshalb die Frage gestellt: Werde ich nun bis 58 Stadträtin bleiben oder nicht? Sie entschied sich für ein Nein.
Laut Barbara Günthard-Maier ist es zurzeit völlig offen, ob sie nun auch ihre politische Karriere beendet. Sie stand in den letzten Jahren auf der Nationalratsliste der Zürcher FDP.
Ihre neue Berufsbezeichnung ist «Leiterin Team Text» beim Aussendepartement. Dort wird sie im Newsroom des Departements für die Kommunikation verantwortlich sein.
Heute um 16 Uhr wird die FDP weiter darlegen, wie die Partei vorgehen will. Kläy ist überzeugt, dass es in der FDP mehrere fähige Leute gibt.
Dieter Kläy, FDP-Präsident, spricht von einer «beachtlichen Karriere» innerhalb der FDP, die Barbara Günthard-Maier durchlaufen habe. «Sie war sehr aktiv als Gemeinderätin, arbeitete mit bei der Schuldenbremse.» 2012 wurde sie als Nachfolgerin der damaligen Finanzstadträtin Verena Gick gewählt. Ihm sei wichtig zu sagen, dass sie sich nie scheute, heisse Eisen anzupacken, zum Beispiel den Neubau des Polizeigebäudes. «Sie stand immer hin, wenn es darum ging, Verantwortung wahrzunehmen.» Kläy wünscht ihr viel Erfolg bei der neuen Herausforderung nach 15 Jahre als aktive Politikerin in Winterthur.
Nun freut sich Gündthard-Maier auf die neue Aufgabe ab ersten Oktober. Sie werde sich aber bis zum letzten Tag als Stadträtin einsetzen und alles dafür geben, dass die aktuelle Pandemie-Lage gut gemeistert werden könne, sagt die abtretende Sicherheitschefin.
Acht Jahre im Amt, habe sie stets gewusst, dass es auch ein Leben nach dem Stadtrat geben musste. Nun will sie ihren Sitz einer neuen Kraft freigeben.
Die Polizeivorsteherin bedankt sich bei ihren Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern, Kollegen und bei der eigenen Partei, der FDP. Mit an der Medienkonferenz sitzt auch Dieter Kläy, FDP-Präsident in Winterthur und aktueller Kantonsratspräsident.
Günthard-Maier ist ein grosser Fan von Winterthur, wie sie selbst sagt. Sie prägte den Begriff «Brooklyn der Schweiz», um Winterthur als arme aber lebendige Stadt zu beschreiben.
Günthard sagt, sie sei mit ihrer Arbeit «sehr zufrieden». Winterthur gelte nach wie vor als sicherste Stadt der Schweiz. Sie konnte verschiedene interne Abläufe stärken, wie sie sagt. Im Bereich Umwelt und Energie habe sie ebenfalls mehrfach das Label Gold einholen können.
In ihren acht Jahren hatte Günthard aber auch schwierige Zeiten, wie sie sagt. Sie erwähnt dabei die Grossdemonstration «Tanz dich frei», die mit Polizeigewalt unterdrückt wurde, die grossen Sparprogramme und die vermehrten krankheitsbedingten Ausfälle in ihrem Polizeicorps.
Barbara Günthard-Maier hat eine neue Stelle und wird zum Bund wechseln, ins Aussendepartement. Sie betrachtet ihre Arbeit im Winterthurer Stadtrat als erfüllt. Ihr Rücktritt ist Ende September.
Winterthur verliert seine Polizeivorsteherin. Barbara Günthard-Maier (48) hat soeben ihren Rücktritt bekannt gegeben. Die FDP-Politikerin ist 2012 zur Stadträtin gewählt worden.
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