«Das Prachtwetter lässt viele auf Corona pfeifen»

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Zürich«Das Prachtwetter lässt viele auf Corona pfeifen»

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Am Wochenende waren so viele Leute unterwegs wie lange nicht mehr. Das BAG sieht den Grund im schönen Wetter.

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In Wipkingen herrschte am Wochenende Dichtestress. Die Polizei musste eingreifen. (Video: Leser-Reporter)

«Bleiben Sie zu Hause», dieser Bitte des Bundes wurde am Wochenende schlecht Folge geleistet. «Wegen des prächtigen Wetters pfeifen hier so ziemlich alle auf die Corona-Massnahmen», so eine Leser-Reporterin aus dem Zürcher Quartier Wipkingen. Weil der Letten gesperrt sei, hätten sich am Wochenende etliche Sonnenhungrige beim Gemeinschaftszentrum an der Limmat eingefunden. Sowohl Samstag als auch Sonntag musste die Polizei eingreifen. «Durch einen Lautsprecher tönte es dann: ‹Sie werden dringend angehalten, Abstand zu halten, das Gelände zu verlassen und nach Hause zu gehen›.»

Das Statistische Amt des Kantons Zürich und die ETH Zürich werten seit dem 16. Februar Handydaten von Schweizern aus, die sich freiwillig tracken lassen. Die Zahlen zeigen: Die Bevölkerung hält sich immer schlechter an die Bewegungseinschränkungen des Bundes. Für Menschen zwischen 30 und 64 Jahren weist die Statistik für Freitag (3. April) einen Median von neun Kilometern aus. Das bedeutet, dass die eine Hälfte in dieser Gruppe mehr als neun Kilometer zurücklegte und die andere weniger. Es ist der höchste Wert seit zwei Wochen. Dies deckt sich mit einer Aufschlüsselung nach Erwerbstätigkeit. Zehn Kilometer legten Erwerbstätige demnach am Freitag im Mittel zurück – dieser Wert wurde zuletzt am 11. März erreicht.

Männer sind mehr unterwegs

Werden die Daten der über 2500 Freiwilligen auf die Geschlechter heruntergebrochen, zeigt sich: Männer weisen eine leicht höhere Tagesdistanz auf als Frauen. Gleichzeitig besagt die Statistik, dass die ländliche Bevölkerung derzeit deutlich mehr unterwegs ist. Vergangenen Freitag bis Sonntag legte sie laut Zentralwert 26 Kilometer zurück – die Städter hingegen nur 15.

Gemäss den Zahlen halten sich besonders Junge im Schnitt besser an die Bewegungs-Restriktionen des Bundes. Nur am Sonntag übertrafen die 15- bis 27-Jährigen die übrigen Alterskategorien mit sechs zurückgelegten Tageskilometern. Dies jedoch nur, weil sich 30- bis 64-Jährige an diesem Tag vergleichsweise wenig bewegten (fünf Tageskilometer). Bei Senioren wurden an jenem Tag vier Kilometer gezählt.

Polizei: «Abstände wurden eingehalten»

Auch wenn die Stadtpolizei Zürich am Wochenende gleich mehrmals in Wipkingen Besucher an die Pandemie-Massnahmen erinnern musste, zieht sie eine positive Bilanz. Rund 200 Einsätze seien wegen des Corona-Virus gezählt worden, so Sprecher Marco Cortesi: «Meistens handelte es sich um Meldungen über zu grosse Gruppen oder zu kleine Abstände.» In vielen Fällen hätte die Polizisten jedoch die Situationen nicht wie gemeldet angetroffen. «Bei den Kontrollen wurden keine Gruppierungen mehr festgestellt oder die Abstände wurden eingehalten.»

Zu grösseren Menschenansammlungen sei es vor allem auf der Allmend, an der Limmat rund um das Gemeinschaftszentrum Wipkingen und auf der Josefswiese gekommen, so Cortesi. An diesen Stellen sei auf Lautsprecherdurchsagen, Dialog und Selbstregulierung gesetzt worden. «Bussen wurden nur ausgesprochen, wenn sich die Leute nicht an die Anweisungen der Polizei hielten oder an die Örtlichkeit zurückkehrten.»

BAG trotz Steigerung zufrieden

Auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) zieht eine positive Bilanz. «Grundsätzlich hat sich die Bevölkerung gut an die Empfehlungen gehalten», sagt Sprecher Daniel Dauwalder. Die Mobilität sei am Wochenende gut 40 Prozent tiefer als üblich gewesen, sagt er mit Blick auf eigene Zahlen. Im Vergleich zum vorletzten Wochenende sei jedoch eine Steigerung der Mobilität zu verzeichnen: «Was wohl dem schönen Frühlingswetter zu schulden ist.»

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