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Social Distancing wegen Coronavirus Was sich aus dem Alltag auf einem U-Boot für die soziale Isolation lernen lässt

Ein U-Boot unter Wasser zwischen Eisbergen
Die Besatzung eines U-Boots ist oft über Wochen und Monate zusammen eingepfercht
© S_Bachstroem / Getty Images
Enge, wenig zu tun und immer die gleichen Leute – was für viele in der Corona-Isolation neu ist, kennt die Besatzung eines U-Boots nur zu gut. Ein ehemaliges Mitglied der Royal Navy gibt ein paar Tipps.

Bei den einen dauert es länger, bei anderen geht es ganz schnell: Früher oder später aber dürfte jedem, der wegen des Coronavirus zu Hause bleibt oder sich sogar in Quarantäne befindet, die Decke auf den Kopf fallen. Nicht rausgehen zu dürfen, auf viele Freizeitaktivitäten verzichten zu müssen, nur ein absolutes Minimum an direkten sozialen Kontakten zu pflegen und mit den gleichen Leuten über längere Zeit auf engem Raum zu sein, ist für die meisten eine völlig neue Situation und eine große Herausforderung.

In einigen Berufen aber gehört genau das zum Alltag – zum Beispiel als Seemann auf einem U-Boot: Die Besatzung dort hat stets nur wenig Bewegungsfreiraum, sieht keine anderen Menschen und kann sich kaum aus dem Weg gehen. Die meisten U-Boote dürften zudem noch deutlich beengter sein als die Wohnungen, in denen die Menschen zum Schutz vor dem Coronavirus den größten Teil ihrer Zeit verbringen. Wenn also jemand Tipps für die Zeit der sozialen Isolation parat haben dürfte, dann jemand mit U-Boot-Erfahrung. Jon Bailey, ehemaliges Mitglied der britischen Royal Navy, ist auf einigen U-Boot-Missionen unterwegs gewesen und hat auf Twitter von seinen Erfahrungen erzählt.

Ein fester Tagesablauf ist entscheidend

Insgesamt hat Bailey sieben Tipps für alle, die – wir er es ausdrückt – sich jetzt auf einer "Covid-19-Patrouille" befinden. Zunächst rät der Brite, sich Routinen für den Tag zu schaffen. Er betont, wie wichtig ein geregelter Tagesablauf sei: "Teile deinen Tag auf in Arbeit (falls du von zu Hause arbeitest), Pausen, Sport, Mahlzeiten, Hobbys etc."

Zweitens: Privatsphäre. Die ist auf hoher See oft schwer zu finden – wer jetzt mit seiner Familie rund um die Uhr in einer zu kleinen Wohnung sitzt, kann das wohl gut nachvollziehen. Bailey rät dazu, sich in seinen Tagesablauf auch eine feste Zeit für sich selbst einzubauen, indem man einer Tätigkeit nachgeht, die einem selbst gut tut. Diese Zeit sollten alle Mitglieder des Haushalts für sich bekommen.

Drittens: Essen. "Der Fraß an Bord war meistens ganz gut und hat die Monotonie unterbrochen", erinnert sich Bailey. Man solle sich Zeit nehmen, um Mahlzeiten zuzubereiten. Und noch mehr als sonst auf eine ausgewogene Ernährung achten, um die Pfunde unter Kontrolle zu halten.

Jeden Tag 20 bis 30 Minuten Sport

Viertens rät Bailey dazu, jeden Tag "mindestens 20 bis 30 Minuten" Sport zu machen. Das Fitnessstudio ist zwar keine Option mehr, doch viele Übungen lassen sich auch zu Hause machen – zum Beispiel mit Youtube-Tutorials. Sport sei ein natürliches Antidepressivum, sorge für Abwechslung und Gesundheit, schreibt Bailey.

Außerdem sollte man auf Sauberkeit achten. Das fällt den einen leichter und den anderen schwerer. Sehr wahrscheinlich ist aber, dass die Wohnung auch schneller schmutzig wird, wenn man sich länger darin aufhält als sonst. Bailey sagt: "Setze dir in deinem Tagesablauf eine Zeit zum Putzen und halte dich daran."

Sechstens betont Bailey, wie wichtig es ist, Kontakte zu pflegen. Das ist zwar physisch derzeit nicht angeraten, doch dank vieler digitaler Möglichkeiten gibt es keinen Grund, auf soziale Interaktion zu verzichten. Via Skype oder Telefon ist es sogar deutlich einfacher als von einem U-Boot aus.

Als siebten und letzten Tipp weist Bailey darauf hin, die Perspektive nicht zu verlieren: "Wie alle Patrouillen wird auch diese enden." Wichtig sei der Blick nach vorn: "Konzentriere dich auf die kleinen Dinge, die dir Freude bereiten, und schmiede Pläne für die Zukunft." 

epp
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