«Ich hatte Panikattacken»

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Kevin Aegerter «Ich hatte Panikattacken»

Der Bruder von Töff-Rennfahrer Dominique Aegerter sitzt wegen Corona in Vietnam fest. «Ich hatte Panikattacken», gibt Kevin Aegerter zu.

E. Tedesco
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E. Tedesco

Der Bruder von Töff-Rennfahrer Dominique Aegerter sitzt wegen der Corona-Krise in Vietnam fest. «Ich hatte Panikattacken», gibt Kevin Aegerter zu.

Dominique Aegerter, in dieser Saison in der MotoE und als Test- und Ersatzpilot im Honda-Superbike-Team im Einsatz, steckt wegen der Corona-Krise in der Nähe von Barcelona in Spanien fest. Seinen Bruder Kevin hat es noch schlimmer erwischt (20 Minuten berichtete). Kevin Aegerter ist in Vietnam unter Quarantäne.

Im Januar brach der 31-Jährige zu einer Asienreise auf. Er besuchte Thailand, machte einen Abstecher nach Australien, wollte Vietnam und ein paar Inseln bereisen. Die Reise nahm in Saigon ein unerwartetes Ende. Die Polizei steckte den Töff-Manager und seine amerikanische Kollegin in eine zweiwöchige Quarantäne, weil sich ein Airbnb-Hausmitbewohner einem Corona-Test unterziehen musste. Das Resultat steht noch aus, Aegerter darf sich deshalb nur in seinem Zimmer und in der Gemeinschaftsküche aufhalten.

Fehlendes Attest verhindert Heimflug

«Ich bin am Samstag vor einer Woche von einem Ausflug auf verschiedene Inseln nach Saigon gekommen und wollte am Sonntag in die Schweiz fliegen.» Dazu kam es allerdings nicht, wie Aegerter am Telefon sagt. «Am Flughafen liess man mich ohne ein negatives Corona-Attest nicht an Bord der Thai Airways.» Für ein Formular Symptome vortäuschen und zu riskieren, in einem Spital zu landen, das wollte er aber nicht. Also musste Aegerter zurück ins gemietete Haus, wo bereits die Polizei wartete und ihn in Quarantäne steckte.

Es gehe ihm physisch besser als psychisch. «Ich hatte Panikattacken, redete mir sogar Symptome ein. Ich hatte Angst, dass ich in Saigon in ein Spital muss und nicht mehr nach Hause komme», erzählt er. Mittlerweile hat er sich gefangen und versucht, positiv zu bleiben. Dabei helfen ihm Video-Gespräche mit Freunden, seinem Bruder in Spanien und den Eltern in Rohrbach. Zudem hält er sich an einen strikten Tagesplan, um nicht zu viel nachzudenken.

Denn er macht sich Sorgen um die Eltern und seinen Bruder, der über 10'000 Kilometer entfernt in Spanien festsitzt, wo sich die Situation von Tag zu Tag zuspitzt. Und ihn plagen auch Geldsorgen. Aegerter geht das Bargeld aus für die Miete und den Einkauf, den Nachbarn für ihn erledigen. Zwar hat der Oberaargauer eine Devisen-Überweisung veranlasst, aber eingetroffen ist das Geld auf einem vietnamesischen Konto noch nicht.

Lebensmittel von der Botschaft

Nachdem 20 Minuten letzte Woche von Aegerters Notlage berichtet hatte, wurde mittlerweile auch das EDA auf den gestrandeten Schweizer aufmerksam. Keinen Tag zu früh. Am Montag bringen Mitarbeiter der Schweizer Botschaft in Saigon Lebensmittel und Geld vorbei und kümmern sich um Aegerter. Das EDA organisiert nun auch einen Rückflug in die Heimat. «Dabei ist mir neben dem EDA vor allem auch die Mobiliar eine grosse Hilfe», sagt Aegerter. «Sie organisierte mir einen Flug für den 7. April.»

Ende gut, alles gut? Noch nicht. Obwohl Vietnam bisher offiziell nur 200 Infizierte meldet, droht dem Land ein Lockdown. «Dann würde ich hier nicht mehr wegkommen», sagt Aegerter. An dieses Worst-Case-Szenario will er lieber nicht denken. Dafür wird er die Worte seiner Mutter nicht so schnell vergessen. «Meine Mutter hat sich schon Sorgen gemacht, als ich noch in Australien war, und mich gebeten, direkt nach Hause zu kommen. Hätte ich nur auf sie gehört.»

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