«Stoppt die Virenfalle RS»

Aktualisiert

Rekruten in Angst«Stoppt die Virenfalle RS»

Sie sitzen in den Kasernen fest. Jetzt melden sich Rekruten zu Wort: «Der Betrieb geht trotz Corona-Infizierten weiter». Mit einer Petition fordern sie Massnahmen.

S.Guanziroli
von
S.Guanziroli

Mit der Petition richten sich Rekruten direkt an Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga (SP). Der emotionale Appell trägt den Titel: «Corona-Ansteckung gesunder Rekruten umgehend verhindern». Seit Freitag ist die Unterschriftensammlung auf der Online-Plattform Campax aufgeschaltet – bereits 8000 Personen haben sie unterzeichnet.

Die Petitionäre fordern eine «Schliessung der Virenfalle RS»: «Es ist untragbar und unwürdig, dass Schweizer Rekruten jetzt auch übers Weekend eingesperrt werden mit dem Risiko, dem psychischen Druck und der Angst, sich anzustecken, obwohl sie gar nicht in der Pandemiebekämpfung eingesetzt werden», heisst es. Seit Mitte März sind Urlaube und freie Wochenenden für Rekruten und Soldaten gestrichen. Dazu kam es im Zuge der Mobilisierung von rund 8000 Armeeangehörigen.

Und weiter: «Während die Bevölkerung Abstand hält und zu Hause bleibt, stecken sich die jungen Männer in den Kasernen ohne Ausweichmöglichkeiten täglich gegenseitig an.»

Bis jetzt verzeichnet die Armee 100 bestätigte Corona-Fälle. Mehr als 700 Armeeangehörige befinden sich derzeit in Quarantäne, 70 in der Isolation.

Hygieneregeln sind nicht durchsetzbar

Zahlreiche Rekruten haben die Petition bereits unterschrieben und sie beschreiben die für sie unhaltbaren Bedingungen. «Wir schlafen zu zehnt in einem Zimmer. Der Mindestabstand von zwei Metern wird beim Duschen, Essen, Schlafen und beim Fahren in den Fahrzeug nicht eingehalten», schreibt ein Rekrut an 20 Minuten. Zudem fehle es vielerorts an Seife. So seien sie den Viren schutzlos ausgeliefert, denn «wir haben Corona-Infizierte in den Kasernen und der Dienstbetrieb läuft trotzdem einfach weiter».

Dass die Hygieneregeln in der Armee nicht immer eingehalten werden können, ist offenbar auch der Führung bewusst. So sagte Brigadier Raynald Droz, Stabsschef Kommando Operationen diese Woche in der «Aargauer Zeitung»: «Wir haben hier 15'000 testosterongeladene Personen an einem Ort.» Bei so vielen Männern auf engem Raum seien die nötigen Regeln nicht durchsetzbar.

Tests für Rekruten

Lanciert hat die Petition Isabel Rest. Die Sportleiterin aus Chur hat in ihrem persönlichen Umfeld Kontakt zu Rekruten. Die 48-Jährige sorgt sich um deren Wohl. Deshalb kämpft sie dafür, dass sie wieder nach Hause können. Ihr gegenüber habe die Armee gesagt, dass es das Beste wäre, wenn sich alle Rekruten einem Test unterziehen würden und die Gesunden danach wieder nach Hause könnten. «Genau das fordere ich im Sinne aller Betroffenen», sagt sie. «Die Lage ist zu ernst. Jeder Rekrut, der nur infolge Unwissenheit oder Sturheit an einer Lungenmaschine landet, ist einer zu viel. Stoppt die Virenfalle RS.»

Armeesprecher Daniel Reist erfuhr am Samstag durch 20 Minuten von der Petition. «Wir nehmen diese Forderungen zur Kenntnis», sagt er. Aber die Armee habe gute Gründe für ihr Vorgehen. «Zum einem ist die Infektionsgefahr für die Gesamtbevölkerung geringer, wenn wir auch am Wochenende zusammenbleiben», führt er aus. «Zum anderen sind wir in einer Notsituation und müssen einsatzfähig bleiben. Wir können nicht einfach schnell nach Hause und dann wieder zurückkommen.»

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