Schweiz hat höhere Infektionsrate als Italien

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StatistikSchweiz hat höhere Infektionsrate als Italien

Seit Mittwoch hat die Schweiz offiziell mehr Erkrankte pro 10'000 Einwohner als Italien. Ein Experte beruhigt: Das hängt hauptsächlich mit den vielen Tests zusammen.

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Gemäss den aktuellsten Zahlen der Website www.corona-data.ch sind in der Schweiz derzeit 10'771 Personen mit dem Coronavirus infiziert, 151 Personen sind verstorben. Laut dem Betreiber der Website werden ausschliesslich die offiziellen Zahlen der Kantone verwendet. Das entspricht 12,44 Erkrankten auf 10'000 Einwohner.

In Italien sind laut den jüngsten Zahlen 74'386 Personen erkrankt und 7503 gestorben. Auf 10'000 Einwohner entspricht das 12,30 Erkrankten. Sprich: Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl hat die Schweiz seit Mittwoch mehr Erkrankte als Italien oder irgendein anderes Land der Welt. Berücksichtigt sind nur Staaten, die mehr als eine Million Einwohner haben.

«Schweiz testet viel mehr als Italien»

Laut dem Tessiner Infektiologen Andreas Cerny bedeutet das allerdings nicht, dass die Schweiz etwas grundlegend schlechter macht als Länder wie Italien: «Diese Zahlen sind sicher auch so zu begründen, dass die Schweiz mittlerweile deutlich mehr Corona-Tests durchführt als etwa Italien», sagt Cerny, der die Situation in unserem südlichen Nachbarland genau analysiert.

In Italien wurde laut Cerny vorwiegend in Spitälern getestet und nur die Personen, bei denen ein sehr schwerwiegender Verdacht auf eine Erkrankung besteht. Zu Beginn der Epidemie in Italien seien auch schlicht weniger Tests zur Verfügung gestanden. «Es ist deshalb davon auszugehen, dass die Zahl der Erkrankten pro 10'000 Einwohner in Italien deutlich höher ist als die offizielle Zahl, weil viele Erkrankte gar nie getestet wurden», sagt Cerny.

«Steile Kurve ist beunruhigend»

Der Epidemiologe sagt, ihn beunruhige die steile Kurve der Erkrankten in der Schweiz. «Wir können erst mit Sicherheit sagen, ob es nur an der Anzahl Tests liegt, wenn wir die Epidemie hinter uns und verlässliche Daten haben, die wir vergleichen können.» Und noch etwas macht Cerny Sorgen: die Sterblichkeitsrate. Sie beträgt in Italien derzeit fast 10 Prozent, in der Schweiz aber nicht einmal 1,5 Prozent. Bloss: «Die Sterblichkeitsrate wird auch in der Schweiz noch deutlich steigen», sagt Cerny.

«Sterblichkeitsrate wird leider noch ansteigen»

Er begründet das mit dem zeitlichen Verlauf einer Infektion: «Derzeit stehen wir am Anfang der Epidemie.» Nach der Infektion vergehen laut Cerny erst 5 bis 14 Tage, bis die Krankheit ausbricht. Es folgt eine Phase von rund einer Woche, in der Patienten Erkältungs- und Grippesymptome zeigen.

Erst nach dieser Zeit würden bei gewissen Patienten schwerwiegende Symptome wie Lungenentzündungen festgestellt. «In dieser Phase kommen Patienten ins Spital und von dort im Notfall auf die Intensivstation, wo sie teilweise Wochen überleben können, bevor sie der Erkrankung erliegen», sagt Cerny. Insgesamt könne es von der Infektion bis zum Eintreten des Todes also vier oder mehr Wochen dauern.

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