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Jetzt droht das Milliardenkonstrukt Man City zusammenzubrechen

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Sie wollen kämpfen. City liess am Freitagabend verlauten, dass man «unwiderlegbare Beweise» für die Unschuld habe.
Harter Schlag: Pep Guardiolas Manchester City darf in den nächsten beiden Jahren nicht in der Champions League spielen. Obendrein muss City 30 Millionen Euro Strafe zahlen.
Dass es zu Ermittlungen und nun zur Verurteilung durch die Uefa kam, war den Veröffentlichungen der Plattform Football Leaks zu verdanken.

Bei Manchester City hielt sich die Bestürzung und der Schock in Grenzen. In einem ersten Statement auf der Club-Homepage hiess es, dass man «enttäuscht, aber nicht überrascht» sei. Dass ManCity so ruhig, ja, nahezu sorgenlos reagierte, überrascht. Schliesslich hatte es der Richterspruch der Uefa-eigenen Finanzkontrollkammer CFCB in sich. Zwei Jahre darf der Club aus Manchester nicht an der Champions League und an der Europa League teilnehmen. Obendrein muss City 30 Millionen Euro Strafe zahlen.

Die Geldstrafe dürfte dem Club dabei wohl herzlich egal sein. Haupteigner der Skyblues ist schliesslich Scheich Mansour bin Zayed al-Nahyan, Halbbruder des Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate, Chalifa bin Zayid al-Nahyan. Nicht egal dürfte dem Club wohl hingegen der Ausschluss aus der Königsklasse sein. Dieser schmerzt. Schliesslich jagt City den Henkelpott seit Jahren, dafür investierten sie beim Golfstaat schon über eine Milliarde Euro – allein für Transferausgaben.

Nettoverlust von fast einer halben Milliarde Pfund

Dass es zu Ermittlungen und nun zur Verurteilung durch die Uefa kam, war den Veröffentlichungen der Plattform Football Leaks zu verdanken. So hatte die Uefa Ermittlungen gegen den Premier-League-Club aufgenommen, als der «Spiegel» im November 2018 geleakte E-Mails und Dokumente von City-Offiziellen veröffentlichte. Aus diesen ging hervor, dass Citys Eigentümer das jährliche Sponsoring in Höhe von 81,2 Millionen Euro offenbar zu grossen Teilen selbst finanziert hatte. Anders als angegeben kamen von den Sponsorengeldern wohl nur knapp 10 Millionen Euro tatsächlich von Mansours Fluglinie Etihad (dem eigentlichen Sponsor).

Heisst: City hat augenscheinlich die Finanzkontrolleure getäuscht. Hinzu kommt, dass der Club viel mehr Geld ausgegeben hat, als die Uefa-Regeln erlaubten. Das Financial Fair Play verpflichtet die Vereine nämlich dazu, ihre Bilanzen im Gleichgewicht zu halten und sich nicht zu hoch zu verschulden. Dass das nicht passiert ist, bestreitet City freilich. Der Club betont stets die Tat­sache, dass er in den letzten drei Jahren einen Net­to­ge­winn von 32,2 Mil­lionen Pfund ein­ge­fahren hat. Dass in den fünf Saisons davor der Nettoverlust aber fast eine halbe Milliarde Pfund betrug und der Kauf des Vereins mehr als 200 Millionen Pfund gekostet hatte, kehrt City unter den Teppich.

Was machen die Man City-Spieler jetzt? (Bild: Keystone)

Sheffield United in die Champions League?

Bleibt das Urteil bestehen, wird es Manchester City vermutlich um einen dreistelligen Millionenbetrag an Champions-League-Prämien, TV-Einnahmen und Umsatz aus Ticketverkäufen bringen. Und nicht nur das. Die Strafen hätten wohl auch drastische Auswirkungen auf die wichtigsten Angestellten im Verein. Wenn man Weltstars wie Leroy Sané, Kevin de Bruyne oder Raheem Sterling keine Zukunft aufzeigen kann, in der er europäisch spielt, ist es wohl utopisch solche Spieler zu halten. Auch Pep Guardiola würde wohl nicht bleiben. Schliesslich hält sich seit geraumer Zeit das Gerücht eines Flirts zwischen dem Star-Trainer und Juventus Turin. Juve-Präsident Andrea Agnelli soll seinen Wunschtrainer «um jeden Preis» in die Serie A locken wollen.

Das Urteil hätte aber nicht nur Auswirkungen für City. Auch die Premier League wäre betroffen. Darf City nächste Saison nicht Champions League spielen, geht der Startplatz an den fünftplatzierten der Liga, momentan an Sheffield United also. Das bestätigt ein Sprecher der Premier League. Die spanische «Marca» schreibt zudem, dass City Punkte abgezogen werden könnten.

Man City wird kämpfen

Ob das alles soweit kommt, ist freilich nicht klar, das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Fakt ist, dass Manchester City kämpfen und das Urteil der Uefa vor den Sportsgerichtshof CAS ziehen wird. Dieses wird wohl vor Start der nächsten Saison entscheiden, der Ausgang ist dabei völlig offen. City liess am Freitagabend verlauten, dass man «unwiderlegbare Beweise» für die Unschuld habe. Mit welch harten Bandagen der Club kämpfen wird, zeigt eine Aussage des City-Clubchefs von 2014, als er dem damaligen Uefa-Generalsekretär drohte, dass er statt einer Geldstrafe «lieber 30 Millionen für die besten 50 Anwälte der Welt ausgibt, um die Uefa für die nächsten zehn Jahre zu verklagen».

City liess am Freitagabend verlauten, dass man «unwiderlegbare Beweise» für die Unschuld habe.

Dass Man City das Urteil auch nicht einfach hinnehmen wird, hat überdies mit Politik zu tun. Für die Emirate ist City eine Plattform, von der aus man neue Geschäfts­ver­bin­dungen knüpfen und alte fes­tigen kann. Auf diese Weise stärken der Scheich und seine Vertrauten den poli­ti­schen Ein­fluss des Landes, etwas also, was für das Land äusserst wichtig ist, steht es doch schliesslich wegen der Verletzung der Menschenrechte stets in der Kritik.

Amnesty Inter­na­tional schreibt beispielsweise: «Die Regie­rung schränkt die Rechte auf Mei­nungs- und Ver­ei­ni­gungs­frei­heit will­kür­lich ein. Regie­rungs­kri­tiker, Oppo­si­tio­nelle und aus­län­di­sche Staats­an­ge­hö­rige werden fest­ge­nommen und straf­recht­lich ver­folgt.» Dass Scheich Issa bin Zayed Al Nahyan, Halb­bruder des Besit­zers von Man­chester City, 2009 in einem Video zu sehen war, wie er auf einen Mann mit einer Viehpeitsche einschlägt, ihm Salz in die Wunde streut und anschliessend in Brand steckt, ist nur ein weiteres Beispiel für die Situation in den Emiraten.

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Dritte Halbzeit – der Tamedia Fussball-Podcast

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