Verena Franke Redakteurin Es ist eine typische britische Familie, könnte man glauben: Mutter, Vater, Sohn und Tochter. Beide Elternteile - Ricky und Abby - haben einen Mehr-als-40-Stundenjob, sind fleißig und engagiert, sorgen gemeinsam für das Auskommen der Familie. Das Auskommen? Es reichen zwei 14-Stunden-Jobs nicht, um ein würdiges Leben führen zu können. Es fehlt an allen Ecken und Kanten, und man ist noch dazu stark verschuldet.
Gemeinsames Familienleben gibt es keines: Die Eltern sind abends so erschöpft, dass die Obsorge für ihre Kinder zeitlich und auch bald energietechnisch kaum bewältigbar ist. Die zehnjährige Tochter beginnt wieder, ins Bett zu nässen. Der pubertierende Sohn, der auf keinen Fall so werden möchte wie seine Eltern, schwänzt immer öfter die Schule und verbringt seine Zeit lieber mit Sprayern auf der Straße. Ein Konflikt mit der Polizei ist die Folge.
Ken Loach, der 83-jährige Altmeister des britischen Sozialdramas, hat es mit"Sorry We Missed You" geschafft, ungeschminkt zu zeigen, was der Alltag vieler britischer Arbeiterfamilien bedeutet: Trotz Vollzeitjobs unter miserablen Arbeitsbedingungen können die Eltern aufgrund der Mindestbezahlung nicht für ihre Kinder sorgen. Eine erschütternde Tatsache.
Gemeinsam mit dem Drehbuchautor Paul Laverty stellt Loach neben dem finanziellen Debakel den Zusammenhalt der Familie in den Mittelpunkt - ein Zusammenhalt, der oftmalige tiefe Verletzungen überstehen muss. Loach braucht keine Schauspielstars, er setzt auf unbekannte Gesichter: Debbie Honeywood als Abby und Kris Hitchen in der Rolle des Ricky beeindrucken mit ihrer selbstverständlichen Natürlichkeit in ihrer Darstellung als liebevolle Eltern, die trotz ihres harten Lebens nicht ihre Menschlichkeit verlieren, auch wenn sie von den Zahnrädern des Neoliberalismus jederzeit zermalmt werden können.
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