Die Digitalisierung schüchtert die wenigsten Arbeitnehmer ein, zeigt eine aktuelle Studie. Den „Krieg um Talente“ entscheiden insbesondere Gehalt, Work-Life-Balance und das Arbeitsumfeld.
Dass Bewerber gut ausgebildet sind, über Know-how und Erfahrung verfügen, war Arbeitgebern immer schon wichtig. Durch die Digitalisierung ist die Kompetenz der Mitarbeiter aber noch mehr in den Fokus gerückt: Die Anforderungen an sie haben sich erhöht.
Doch auch Unternehmen befinden sich derzeit in einem „War for talents“, also einem regelrechten Krieg um die - in Zeiten des Fachkräftemangels - rar gewordenen Mitarbeiter. So müssen auch Arbeitgeber immer mehr um Mitarbeiter kämpfen. Denn wie die Anfang der Woche veröffentliche Studie zu „Mitarbeitermagnetismus“ der Leitbetriebe Austria und Marketagent.com zeigt, ist der Fokus auf die richtigen Skills der Mitarbeiter der zentrale Faktor für den Unternehmenserfolg.
Um herauszufinden, was den Mitarbeitern wichtig ist, um sich schlißelich für ein Unternehmen zu entscheiden, wurden mehr als 2000 Berufstätige zwischen 20 und 65 Jahren befragt. Zentral dabei: Welche Entscheidungsfaktoren für oder gegen einen Betrieb sprechen. „Mit althergebrachten Strategien zu Mitarbeitergewinnung und -bindung“ werde man in Zukunft nicht mehr weiterkommen, resümiert Lisa Patek, Marketingleiterin von Marketagent.com, die Ergebnisse. Mit Luft nach oben, wie Monica Rintersbacher, Leitbetriebe Austria-Geschäftsführerin, betont: „Die heimischen Unternehmen sind zwar engagiert und auch im internationalen Vergleich gut unterwegs, aber es bleibt noch viel zu tun, um auch im digitalen Zeitalter als Arbeitgeber zu den globalen Leadern zu gehören.“
Was motiviert Arbeitnehmer?
An erster Stelle der Gründe, sich im „Krieg um Talente“ für ein Unternehmen zu entscheiden, reihen die Befragten nach wie vor das Gehalt. Gearbeitet wird also vor allem, um Geld zu verdienen. „Karriere“ und „Erfolg“ sind aber weniger wichtig wie „Freude an der Arbeit“. „Die Aussicht auf Beförderung und einen höheren Platz in der Hierarchie motiviert kaum noch“, sagt Patek. „Wichtig sind der Arbeitsinhalt und ein positives Arbeitsumfeld.“
Nur gut die Hälfte der Befragten beurteilt den Führungsstil in ihrem Unternehmen als kooperativ, 93 Prozent bezeichnen ihn als „gut“ oder „sehr gut“. Ein Drittel ortet hingegen einen autoritären Führungsstil, den nur 30 Prozent positiv sehen. Ein autoritärer Führungsstil wird von Mitarbeitern augenscheinlich immer weniger akzeptiert.
Bezüglich Produktivität herrschen große Unterschiede zwischen Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigten: Während sich 32 Prozent der Vollzeitbeschäftigten als sehr ausgelastet betrachten, sehen das nur 20 Prozent der Teilzeitkräfte ähnlich. Die oft kritisierte mangelhafte Trennung zwischen Berufs- und Privatleben schlägt sich in der Studie kaum nieder: 78,3 Prozent bestätigen, dass ihnen diese Trennung gelingt.
Frauen brauchen weniger Sicherheit, Jüngere mehr Urlaub
Überraschend ist, dass Frauen in der Studie weniger sicherheitsorientiert sind als Männer: Nur 29 Prozent der weiblichen Befragten würde für einen langfristig sicheren Arbeitsplatz auf einen Teil ihres Gehalts verzichten, während das für 36 Prozent der Männer okay wäre. Der Unterschied erklärt sich durch den hohen Anteil der Frauen an Teilzeitstellen. Zudem zeigt die Studie, dass Jüngere eher auf Gehalt verzichten als Ältere, wenn sie im Gegenzug mehr Urlaub haben. Darüber hinaus fordern Männer öfter Gehaltserhöhungen während Jüngere öfter über einen Jobwechsel nachdenken als Ältere.
Nur 16 Prozent der Befragten sieht in der Digitalisierung eine Bedrohung. „Die Digitalisierung wird von Österreichs Arbeitnehmern überwiegend als Chance betrachtet, nur eine kleine Minderheit betrachtet die Entwicklung mit Sorge“, sagt Patek. Rittersbacher ergänzt: „Die Österreicher sind keine Technikmuffel, sondern stehen Innovationen mittlerweile sehr positiv gegenüber. Das ist eine große Chance für Unternehmen und den Wirtschaftsstandort.“
(ag./juwe)