Leserstimmen: "Die Medien haben diesen Zirkus willig mitgemacht"

Aktuelle Leserbriefe aus der „Presse"-Redaktion.

Was ich mir von der Politik erwarte

„Der Schmäh von der Lebensrealität der Menschen ,draußen‘“, „Quergeschrieben“ von Anneliese Rohrer

Zu den Rekordquoten der TV-Sendungen habe ich genau null beigetragen. Genauso wie ich versucht habe, die sonstigen Plattitüden und Stehsätze des Wahlkampfs auszublenden.
Was wurde denn geboten? Anlassgesetze und Stimmenkauf im Nationalrat. Darüber hinaus bestenfalls auf bestimmte Interessengruppen zugeschnittene singuläre Inhalte. Der Rest entfiel auf gegenseitige Beschuldigungen nach dem Motto „Wer hat mehr Dreck am Stecken“. Die Medien haben diesen Zirkus willig mitgemacht und Rekordquoten eingefahren. Zwar fordert Rainer Nowak jetzt in der Sonntagsausgabe von der Politik, „wieder runterkommen und versuchen, wieder professionell zu werden“, aber warum hat er das nicht schon viel früher geschrieben?
Was ich mir von der Politik erwarte, ist nicht die Lösung meiner Probleme, sondern ganzheitliche Konzepte, die unserem Land langfristig Prosperität sichern und idealerweise eine Legislaturperiode überdauern. Darauf warte ich schon lang.

Robert Oberbauer, 2372 Gießhübl

Beide Parteien müssen Abstriche machen

Zur NR-Wahl vom Sonntag und den ersten Reaktionen
Die Forderungen von den grünen Mandataren David Stegmüller (18. 9. 2019) und jetzt auch Sigrid Maurer nach einer kompletten Wende der ÖVP als Bedingung für eine Regierungsbeteiligung kann auch umgekehrt lauten: „Die Grünen müssen sich komplett wenden, wenn sie mit der ÖVP koalieren wollen.“ Also beides ist verbaler Unsinn. Beide Parteien dürfen nicht vergessen, dass sie nun einen Wählerzustrom erhalten haben, welcher nun eine Zusammenarbeit ermöglicht und auch erhofft. Voraussetzung für diese Zusammenarbeit (Koalition) ist allerdings, dass beide Parteien auch Kompromisse und zum Teil auch Abstriche von den bisherigen ideologischen Parteilinien hinnehmen und akzeptieren müssen.
Es ist in dieser Nationalratswahl eine gänzlich neue Situation entstanden, welche auch neue Überlegungen im Sinn eines gemeinsamen Regierens erfordert.

Ing. Ernst Pokorny, 4050 Traun

Zeit für Entschuldigung

Gratulation an Sebastian Kurz zum fulminanten Erfolg! Es wäre höchste Zeit, dass sich Reinhold Mitterlehner bei ihm entschuldigt!

Mag. Max Vols, 2563 Pottenstein

Ein Kantersieg bei zwei Eigentoren des Gegners?

Mit Verwunderung beobachte ich, dass die ÖVP vor allem darüber jubelt, dass sie den Sieg mit der bisher größten Differenz zum Zweitplatzierten erzielt hat. Diese hohe Differenz geht auf zwei Hauptfaktoren zurück: erstens die Schwäche der SPÖ und zweitens den doppelten Selbstfaller der FPÖ (Ibiza und Strache-Spesen), der viele blaue Stimmen in Richtung Türkis gelenkt hat. Ist ein 3:0 im Fußball wirklich ein Kantersieg, wenn zwei Eigentore des Gegners dabei waren?

Mag. Erich Wallner, 3100 St. Pölten

Sebastian Kurz und die Quadratur des Kreises

Mit den Roten will er nicht. Mit den Blauen darf er nicht. Mit den Grünen spießt es sich. Mit den Pinken geht es nicht.
Schafft Sebastian Kurz die Quadratur des Kreises?

Peter Stumvoll, 1160 Wien

Brauchen CO2-freie Energieerzeugung

„Kann uns Wasserstoff wirklich retten?“ von Jakob Zirm

Danke für den interessanten und informativen Artikel. Aber: CO2-freie Energieerzeugung (engl. Decarbonisation) ist, was wir dringend brauchen, um die drohende Klimakatastrophe zu vermeiden. „Ökostrom“ und „erneuerbare Energien“ sind – leider omnipräsente – blumige Umschreibungen, die aber nicht den zentralen Angriffspunkt charakterisieren . . .

Dr. Heinz Nabielek, 1020 Wien

Horrende Auswirkungen des Gesamtschulsystems

„Ein Direktor gibt der Politik Hausaufgaben“ von Julia Neuhauser

In Ländern wie GB, welche über ein Gesamtschulsystem verfügen, kann man die horrenden Auswirkungen beobachten. Jede Familie, die es sich nur irgendwie leisten kann, versucht, ihre Kinder in Privatschulen unterzubringen. Dafür werden Kredite aufgenommen, Neben- und Abendjobs angenommen, Teile der eigenen Wohnung vermietet, wie ich als Teilnehmer mehrerer Sprachkurse dort feststellen konnte. Denn mit einem Abschluss einer öffentlichen Gesamtschule (= Restschule) ist kaum ein Übertritt zu höheren Schulen bzw. Universitäten möglich. Das Gymnasium (Unterstufe) ermöglicht in Österreich sämtlichen Schülern aus allen Schichten die Wege zu BHS oder nach der Oberstufe zu Hochschulen; und das ohne dass sich die Familien verschulden müssen. Warum ausgerechnet die SPÖ die Gesamt- bzw. Restschule so propagiert, ist für mich unverständlich.

Max Gadermayr, 5400 Hallein

Selbst ernannte Eliten?

„Die Werte der wenigen“ von Konrad P. Liessmann, Spectrum

Liessmann brachte wieder einmal die Sache hervorragend auf den Punkt, noch dazu in exzellenter Sprache. Es erhebt sich aber die Frage, was qualifiziert jemanden als zur Elite gehörend, wie und mit welchen Kriterien erfolgt die Auswahl, oder gibt es auch ein gerüttelt Maß an selbst ernannten Eliten?

Dieter Kiene, 2380 Perchtoldsdorf

Statt „Superreiche“ trifft's den breiten Mittelstand

„,Wachstum in der jetzigen Form ist tödlich‘“, Interview mit Barbara Blaha von Jakob Zirm

Bei diesem Gespräch kam mir die Galle hoch. Erstens haben wir mit Änderung der Steuerbasis von Einheitswert auf Verkehrswert bereits eine Erbschaftssteuer. Zweitens ist man als Fonds -oder Aktiensparer neben der Risken ohnehin schon gegenüber dem Sparbuch benachteiligt (27,5% KESt) – obwohl genau diese Sparformen in Zeiten der schleichenden Enteignung durch Negativzinsen gefördert gehörten. Es ist immer wieder das Gleiche: Die Steuern für „Superreiche“ entpuppen sich als Steuern für den breiten Mittelstand – ohne die wirklichen Großvermögen greifen zu können (oder zu wollen?). Stattdessen muss dann das Haus verkauft werden, um die Geschwister auszubezahlen und den Staat zu bedienen. Anstatt schon wieder an neue Steuern zu denken, gehört das bestehende Steuersystem grundlegend umgebaut und ökologisiert, Förderungen müssen effizient eingesetzt werden, ohne Rücksicht auf die eigene Wählerschaft. Das wird wohl noch sehr sehr lang nicht passieren.

Eduard Woschnagg, 8720 Knittelfeld

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