Politik

Wovor sich die Parteien am meisten fürchten

Die Nationalratswahl als Schreckgespenst: Für die Regierungsbildung malen die heimischen Parteien jeweils ein sehr düsteres Bild.

Heute Redaktion
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Sorgenfalten: Sebastian Kurz (ÖVP), Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) und Norbert Hofer (FPÖ)
Sorgenfalten: Sebastian Kurz (ÖVP), Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) und Norbert Hofer (FPÖ)
Bild: picturedesk.com

Die letzten Stunden vor der Nationalratswahl waren vor allem von Warnungen der Parteien geprägt – vor allem vor Koalitionen, die an der jeweiligen Partei vorbei gebildet werden könnten. Was die Parteien am meisten fürchten? Ein Überblick:

ÖVP

Erster werden und weiter regieren. Das ist das Ziel der ÖVP unter Sebastian Kurz. Angst hat man vor zweierlei: Nicht den Kanzler stellen zu können oder gar nicht regieren zu können. "Eine Kanzlerin Rendi-Wagner ist möglich, wenn es eine Mehrheit gegen uns gibt", wird in einer Aussendung gewarnt. Und: Es dürfe keine Regierung an der ÖVP vorbei geben. Karl Nehammer, Generalsekretär der Volkspartei, warnt etwa vor einer "linken Mehrheit für SPÖ, Grüne und NEOS".

SPÖ

In der SPÖ unter Pamela Rendi-Wagner fürchtet man vor allem die "Neuauflage dieser Ibiza-Koalition". Gemeint ist eine erneute ÖVP-FPÖ-Regierung. Diese habe "augenscheinlich das ganze Land zu einem Selbstbedienungsladen gemacht", so Rendi-Wagner. Auch das Kopf-an-Kopf-Rennen mit der FPÖ um Platz 2 bei der Nationalratswahl – zuletzt wurden den Roten rund 22 Prozent und den Blauen rund 20 Prozent der Stimmen prognostiziert – dürfte Sorgen bereiten.

FPÖ

Gleich mehrere Ängste gibt es in der FPÖ unter Norbert Hofer. Die größte Furcht ist offenbar, dass die Freiheitlichen für die ÖVP nicht mehr als Koalitionspartner in Frage kommen und nicht mehr mitregieren könnten. Wochenlang wurde die ÖVP mit Videos und Aussendungen, sogar einem "Paar-Therapie-Clip" umschmeichelt – und ebenso oft attackiert, etwa dass Kurz "nach links kippt". Dutzendfach wurden in FPÖ-Aussendungen mehrere Regierungs-"Schreckgespenster" genannt, unter anderem ÖVP-Grüne, ÖVP-Grüne-Neos und ÖVP-SPÖ. Bangen muss man auch um die Rolle Herbert Kickls im Fall einer erneuten Regierungsbeteiligung. Der von der FPÖ angestrebte Ministerposten ist in weiter Ferne, von den FPÖ-Fans aber eine große Erwartung.

Die Grünen

Vergleichsweise wenig scheint man bei den Grünen unter Werner Kogler zu fürchten. Größte Sorge ist da noch "die Neuauflage der türkis-blauen Ibiza-Skandal-Koalition", wie es Thimo Fiesel, Wahlkampfleiter der Grünen nennt. Keine Distanz zu extrem rechten Gruppierungen, blaue Überwachungsphantasien, Unterwanderung der Nachrichtendienste und Postenschacher seien da zu erwarten. Weniger muss man sich wohl um den Wiedereinzug in den Nationalrat sorgen – laut Umfragen sollen die Grünen zu den großen Wahlgewinnern zählen.

NEOS

Bei den NEOS unter Beate Meinl-Reisinger malt man ein düsteres Bild vor jeder Regierung, an der die NEOS nicht beteiligt sind: Die "Fortsetzung eines gescheiterten türkis-blauen Weges ohne Anstand und Zukunftsideen", der "Rückschritt in eine schwarz-rote Koalition voll Streit und Stillstand" werden da in einer Aussendung genannt. Sorge bereitet auch, dass eine zukünftige Regierung zu wenig oder nichts für das Thema Bildung tun könnte.

Jetzt

Bei Jetzt unter Peter Pilz fürchtet man sich derzeit wohl eher weniger um mögliche Koalitionen als vor dem Wahlergebnis selbst. Umfragen zeigen, dass es mit einem Wiedereinzug ins Parlament mehr als nur knapp werden könnte. Man sei "nur noch wenige zehntausend Stimmen vom Wiedereinzug entfernt", heißt es in einer Aussendung. Dahinter folgt auch Die sorge vor erneutem "türkisblauen Dilettantismus", also einer Wiederauflage der ÖVP-FPÖ-Regierung.

Mögliche Koalitionen nach Umfragen