Analyse zu Odin Wiesinger: „Kalkulierte Nazi-Ästhetik“

Wiesinger meldete sich zu Wort
Der Mann, der sich Odin Wiesinger nennt, ist im Kunstbetrieb irrelevant.

Indizien für den Stellenwert jenes Mannes, der sich Odin Wiesinger nennt, gibt es viele – darunter den fehlenden Wiki-Eintrag. Im Netz findet man zwar spärliche biografische Angaben (Besuch der Linzer Kunstuni), aber nicht einmal eine Liste mit Ausstellungen.

Fakt ist: Odin Wiesinger spielt im Kunstbetrieb keine Rolle, im Kunstmarkt ist er nicht präsent. Das Dorotheum hat noch nie ein Werk von Odin Wiesinger versteigert, im Künstlerindex des Auktionshauses im Kinsky wird er nicht gelistet. Klaus Albrecht Schröder, Direktor der Albertina, will sich eigentlich gar nicht zu Odin Wiesinger äußern: „Er ist schlicht und ergreifend zu irrelevant.“ Er sei ein „Nullum“, das nun Publicity ohne Ende erhalte.

Einfach schlecht

Rainer Metzger, Professor für Kunstgeschichte in Karlsruhe und Experte für zeitgenössische Kunst mit langjähriger Österreich-Erfahrung, pflichtet Schröder bei. Für den KURIER hat er sich durch die im Netz verfügbaren Werke von Odin Wiesinger geklickt. Die Soldatenporträts und Kriegsbilder würden „eine kalkulierte Nazi-Ästhetik“ aufweisen, die Landschaften und Stillleben seien einfach schlecht: „Odin Wiesinger fehlen die mimetischen, abbildhaften Kompetenzen.“

Man könne ihm, meint Metzger, nicht vorwerfen, epigonal zu sein, denn das Nachahmende sei seit den 1980er-Jahren als künstlerische Strategie legitim. Wiesinger aber versuche, eine eigene Position zu finden: „Das schafft er nicht.“

Schröder kommt zum Schluss, dass sich Wiesingers Werk durch „konventionelle Provinzialität“ auszeichne. Es befriedige „ein Illustrationsbedürfnis einer bestimmten Gruppe“. Bei der Durchsicht des im Netz verfügbaren Materials habe er manches Werk gefunden, das er „grenzwertig“ nahe an der NS-Wiederbetätigung empfand. Er sei jedoch kein Jurist und könne das daher nicht beurteilen.

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