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Schulskikurse haben bei Corona eingefädelt

Von Karl Ettinger

Politik
Die Regierung will Wintersportwochen künftig auch verpflichtend machen.
© stock.adobe.com / Sergey Novikov

Noch hoffen Jugendhotels auf den März. Auch auf Alternativen wie Schneeschuhwandern wird gesetzt.


Der Blick aus dem Fenster in Wagrain ist noch leicht nebelverhangen, das Blau des Himmels zeichnet sich aber ab. Während es in Wien ein recht typischer nieselig-grauer Jännertag war, lockte am Montag in dem Wintersportort im Salzburger Pongau rund ein halber Meter Neuschnee zum Skifahren.

Am Kirchboden in Wagrain steht das Jugendhotel Saringgut dennoch leer. Wegen der Omikron-Corona-Variante hat das Bildungsministerium bis Ende Februar alle schulbezogenen Veranstaltungen untersagt. In den strengen Corona-Vorschriften haben auch die Schulskikurse eingefädelt. 180 Betten stünden im Haus an sich zur Verfügung. "Es ist von unserem Belegplan fast gar nichts mehr da", schildert Geschäftsführer David Kramer der "Wiener Zeitung".

Noch gebe ausgerechnet aus dem fernen Belgien eine Reservierung. Und es bleibt zumindest die Hoffnung, dass heuer im März Schulklassen zum Skikurs kommen. Allerdings "zerbrösle" auch das inzwischen schön langsam, weil Schuldirektoren das angesichts der unsicheren Corona-Situation zu riskant sei.

Türkis-Grün wollte verpflichtend eine Wintersportwoche

Es ist die zweite Wintersaison, in der viele Schulskikurse ausfallen. Dabei haben ÖVP und Grüne in ihr Regierungsprogramm im Jänner 2020 genau das Gegenteil als Vorhaben im Kapitel Sport auf Seite 43 geschrieben: Neben der Einführung von vier Sporttagen in der Volksschulen waren in der Sekundarstufe I und II, also Mittelschulen und AHS-Unterstufen sowie Höhere Schulen, mindestens je zwei Sportwochen das Ziel. Nachsatz: "Wobei eine davon dem Wintersport gewidmet sein muss."

Damit sollte auch auf den Umstand reagiert werden, dass die Zahl der Schüler in Skikursen bis 2011 deutlich rückläufig war. Dies erst recht im Vergleich zu den 1970er Jahren, als viele den Skihelden wie Olympiasieger Franz Klammer nacheiferten. Das Ziel im Koalitionspakt war insofern schon eine kleine Überraschung, schließlich stehen die Grünen wegen des Klimawandels dem auf Lifte ausgerichteten Wintertourimus sehr kritisch gegenüber und damit auch Bestrebungen zum Ausbau dieses Wintersports.

Die Pandemie hat mehr Skikurse für Schüler wie vieles andere im Koalitionsabkommen wie eine Lawine unter sich begraben. In Büro von Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), der sonst recht gern auch Sportminister ist, wurde regierungsintern umgehend an den für die Schulen verantwortlichen Bildungsminister Martin Polaschek weiterverwiesen. Dieser hat derzeit freilich alle Hände voll zu tun, das Krisenmanagement mit Corona-Tests zu bewerkstelligen, um trotz Pannen den Präsenzunterricht aufrechtzuerhalten. Wie es ab 1. März mit den Schulveranstaltungen und damit auch den Schulskikursen weitergeht, ist wie vieles andere rund die Pandemie unklar.

Wie viele Schulen im März mit Klassen auf Skikurs fahren werden, so dies erlaubt ist, ist ungewiss. Laut Sonja Spendelhofer, Fachinspektorin für Bewegungserziehung und Sport in der Wiener Bildungsdirektion, ist die Stimmung geteilt. Es seien "viele wirklich engagierte" Lehrkräfte, die heuer diese Möglichkeit noch nützen wollen. Zugleich gebe es jedoch viele, die wegen der unberechenbaren Corona-Lage sagen: "Riskieren wir lieben nichts", räumt sie ein.

Die Fachinspektorin streicht aber auch hervor, dass Alternativen für Schulklassen zum Skikurs bestehen. So gebe es Schulen mit Gruppen für Schneeschuhwandern. Die Kosten für Schulskikurse setzt Spendelhofer in Relation zu anderen schulbezogenen Veranstaltungen: "Am teuersten sind die Sprachwochen." Außerdem gebe es Unterstützungsmöglichkeiten etwa durch die Elternvereine. In Wien kann man vom Sportamt Skiausrüstung ausleihen. So mancher hält Sommersportwochen für günstiger. Allerdings kämen bei diesen auch Kosten für Segel- oder Tennisstunden dazu.

Die Teilnahme an Schulveranstaltungen ist zwar prinzipiell weiter verpflichtend, bei mehrtägigen Veranstaltungen sind Abmeldungen möglich. Nehmen dann aber nicht 70 Prozent einer Klasse teil, gibt es keinen Skikurs.

"Die Jugendhotels bringen die zukünftigen Skifahrer", sagt Michael Walchhofer, Hotelier in Zauchensee und 2003 Abfahrtsweltmeister in St. Moritz. Die Walchhofers haben bis 2010 selbst Schulskikursteilnehmer beherbergt, in Zauchensee bei Altenmarkt im Pongau gibt es weiter zwei Jugendunterkünfte. Walchhofer will außerdem keineswegs nur Schwarzmalen: "Was mich aktuell schon positiv stimmt, ist, die Begeisterung ist schon sehr groß."

"Verlust für die Gesellschaft durch Sporteinschränkung"

Für den früheren Spitzenskisportler, der mit den Skipisten vor der Haustüre aufgewachsen ist, geht es nicht nur um die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen für den Wintertourismus. Das betreffe allgemein den Verlust für die Gesellschaft durch die Corona-Einschränkungen für den Sport und Schulsport, merkt er als persönliche Ansicht an. Denn das sei für ihn "ein unglaublicher Beitrag für einen sportlichen Lebenswandel", betont Walchhofer. Die Einschränkungen gerade für den Sport und Schulsport "entziehen sich komplett meinem Verständnis".

Jugendhotel-Geschäftsführer Kramer hat und muss auch das Wirtschaftliche im Auge behalten: "Mit Ach und Krach kommen wir irgendwie durch." Dies vor allem mit staatlichen Corona-Hilfen wie auch für andere Unternehmen. Neben Schulklassen, die ausbleiben, ist aber auch die Auszahlung des Fixkostenzuschusses II zur Geduldsprobe geworden: "Zum Teil wartet man sehr lang darauf."

Bildungsminister Polaschek versucht mit einem Förderpaket, das vor zwei Wochen vorgestellt worden ist, zumindest in den Schulen gegenzusteuern. Für gemeinsame Schulaktivitäten mit mehrtägigen Übernachtungen gibt es im Sommersemester 500 Euro Unterstützung. Profitieren dürften davon freilich eher Anbieter im Frühjahr und Frühsommer.