Niederösterreich

Kind (4) der Mutter entrissen - Vater war in Österreich

Das Rückführungs-Drama rund um Diana erschütterte gestern Österreich: Es spielten sich in Mautern und am Airport herzzerreißende Szenen ab.

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Die verzweifelte Mutter mit ihrer Tochter
Die verzweifelte Mutter mit ihrer Tochter
privat

Kommando-Aktion in Mautern (NÖ) gestern kurz vor 8 Uhr: Ein Gerichtsvollzieher, mehrere Beamte und ein Schlosser brachen die Türe der Mutter (43) auf, nahmen die vierjährige Diana einfach mit - mehr dazu hier

Eiskalt und Pyjama nass

„Aus Angst machte mein Kind in die Hose, im nassen Pyjama wurde meine Tochter in den Autositz gedrückt. Ohne persönliche Sachen! Es hieß, sie bekäme eh eine Decke“, berichtet Mutter Julia E. konsterniert. Ein Nachbar musste das Drama live mit ansehen: „Ich war regelrecht schockiert. Das kann doch niemals zum Wohle des Kindes sein."

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    Mutter und Tochter beim Schneemann bauen.
    Mutter und Tochter beim Schneemann bauen.
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    Im Konvoi ging es hurtig zum Flughafen, die Mutter versuchte noch verzweifelt beim zuständigen Kremser Gericht und Jugendamt zu intervenieren - erfolglos. Die Krankenschwester eilte dann zum Flughafen, wo bereits rund 20 Aktivistinnen gegen die Rückführung demonstrierten. Die Polizei schirmte das Mädchen und die Begleiter konsequent ab. Übrigens: Eine Petition gegen die Rückführung hatten im Vorfeld über 6.200 Menschen unterzeichnet (Heute“ berichtete).

    Vater in Österreich

    Spannend: Der Vater dürfte in den letzten Tagen in Österreich gewesen sein. "Wir vermuten, dass er heimlich einreiste und so sich seine Tochter holte", meint auch Anwältin Astrid Wagner.

    Die Mutter legte als letzten Joker ein Fluguntauglichkeits-Attest des Arztes von Diana vor, eine Mitarbeiterin nahm dieses auch entgegen. Um 13 Uhr keimte kurz Hoffnung auf. „Es wurde mir gesagt, dass sie jetzt mein Kind aus dem Flieger holen würden“, berichtet die 43-Jährige.

    Flieger hob ab

    Doch es waren nur leere Worte: In der Zwischenzeit checkte die Kleine ein und saß im Flugzeug nach München, welches kurz nach 13.30 Uhr abhob. Über München flog das Mädchen dann weiter nach San Francisco.

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      Die Mutter kämpft um ihre Tochter.
      Die Mutter kämpft um ihre Tochter.
      Lenger

      Alles begann 2016 in Wien und es war Liebe: Julia E. lernte den Ingenieur kennen. Da dieser in Europa keine Aufstiegschancen mehr sah, ging er mit der Krankenschwester zurück nach Kalifornien. Julia E. wurde schwanger, Diana kam Ende 2017 zur Welt.

      2019 folgte eine hässliche Trennung, sie verließ die Staaten mit Diana, die Doppelstaatsbürgerin ist. Die Mutter reichte in Österreich Scheidung und Antrag auf alleinige Obsorge ein, er selbiges in den USA.

      "Entführung"

      Am 11. November 2019 flatterte in Mautern die Klage nach dem Haager Kindesentführungsübereinkommen ins Haus. Das zuständige, kalifornische Gericht hatte nämlich zugunsten des Vaters entschieden, somit galt Diana als „entführt“ und hätte sofort in die Staaten gebracht werden müssen.

      Doch die Mutter erhob Einspruch wegen Kindeswohlgefährdung, das Bezirks- und Landesgericht Krems gab der 43-Jährigen Recht, der OGH kippte alles.

      Das sagt Anwältin

      Die 43-Jährige wird nun von Spezialistin Astrid Wagner vertreten. Die Advokatin hatte 2013 bereits den ähnlichen Fall rund um Doris P. und Sofia (6) abgewickelt. „Ich überlege eine Strafanzeige wegen Körperverletzung, das Kind erlitt fix ein Trauma“, so die Anwältin. Laut Anwältin Astrid Wagner ist man beim Landesgericht Krems offenbar der Ansicht, dass verfassungsrechtlich verankerte Grundrechte, insbesondere auf körperliche und seelische Unversehrtheit und das Kindeswohl, außer Betracht zu bleiben haben, um eine formal juristische Entscheidung notfalls mit dem Einsatz von Körperkraft durchzusetzen. "Das ist kein Gegenstand, sondern ein menschliches Wesen. Es ist kein Paket, sondern ein Kind", so die Advokatin.

      Das zuständige Gericht konnte nur aufs kalifornische Gericht verweisen.