Erich, wir sitzen in der Tinte
Eine EU-Verordnung verbietet fast alle Tattoofarben. Ein Floridsdorfer Tätowierer wehrt sich mit allem dagegen
An der Brünner Straße 26-32 in Floridsdorf sitzen das Stoffgeschäft Stoffecke, der Branntweiner Likörstube, das Kleintransportergewerbe Rajan und das Zentrum einer europäischen Protestbewegung.
Denn im Erdgeschoß dieses Plattenbaus tätowiert ein 47-jähriger Wiener namens Erich Mähnert. Oder er hat tätowiert, seit einer Woche sind seine drei Sessel oft leer. "Es ist das Ende eines Wirtschaftszweiges", sagt Mähnert, in dieser Drastik.
Der 4. Jänner war der schwarze Tag: Seither verbietet eine EU-Verordnung fast alle Tätowierfarben wegen Gesundheitsbedenken, in der Union sind derzeit nur schwarze, graue und weiße Tattoos legal.
Zur Rettung der bunten Teufel und Herzchen hat sich Erich Mähnert auf die Beine gestellt. Am 6. Oktober 2020 hat er die Petition Nr. 1072/2020 "Save the Pigments" ans Europäische Parlament gerichtet und mit 177.000 Unterschriften zur ersten großen EU-Petition der Geschichte gemacht. Er war es, der für Europas Tätowierer vor dem EU-Parlament gesprochen hat. Erst am Donnerstag war der US-Sender CBS bei ihm.