Nur die Liebe zählt
Mit "Vernichten" legt der französische Skandalautor Michel Houellebecq seinen umfangreichsten und zärtlichsten Roman vor
Eine Woche vor Weihnachten, alles war schon bereit für den Winterschlaf, kündigte ein Mail des Dumont-Verlags einen neuen Roman von Michel Houellebecq an. Höchste Geheimhaltungsstufe: Wer das Buch haben wollte, musste versichern, mit der Rezension bis 11. Jänner zu warten und darüber hinaus auch keinerlei Informationen über den Inhalt weiterzugeben.
Der Hype um den Mittsechziger mit dem Image des Misanthropen und Zynikers ist besonders in seiner Heimat real. Über die Feiertage prahlte die französische Kultur- und Medienprominenz in den Social Media damit, den neuen Houellebecq schon zu haben. Es kursierte sogar ein Raubdruck. Erstaunlich, was für ein G'riss um einen neuen Roman in postliterarischen Zeiten entstehen kann, wo doch selbst Bildungsbürger angeblich höchstens noch Krimis lesen.