Rechnungshofbericht

Corona legte Defizite in Wiener Notaufnahmen offen

Familie
12.01.2022 12:13

Die Zentralen Notaufnahmen in den städtischen Spitälern in Wien waren nicht wirklich gut auf eine Pandemie vorbereitet. Das geht aus einem Stadtrechnungshof-Bericht hervor, der am Mittwoch veröffentlicht wurde. Es handelt sich dabei um die erste Prüfung, die während der Corona-Pandemie durchgeführt wurde. Entdeckt wurden Mängel in der räumlichen Ausgestaltung, in der Ausstattung und bei den Abläufen.

Ziel der Prüfung sei es gewesen, die Hygienebestimmungen in den Zentralen Notaufnahmen der Kliniken des Gesundheitsverbundes zu begutachten, heißt es. Besonderes Augenmerk wurde demnach auf die Prävention der Übertragung von Krankheiten gelegt. Prompt ergab sich während des Prüfungszeitraums mit der Pandemie ein Anlassfall, der sämtliche bisher da gewesenen Dimensionen sprengte. Maßnahmen zur Prävention einer Ansteckung mit Covid-19 wurden somit in die Prüfung einbezogen. Allerdings wurde die Prüfung auch mehrere Monate ausgesetzt, um das Spitalspersonal nicht noch zusätzlich zu belasten, wie hervorgehoben wurde.

Die Notaufnahmen waren jedenfalls auf Epidemien - oder gar Pandemien - definitiv nicht ausreichend vorbereitet. Die Raumstruktur sei nirgends dafür geeignet gewesen, wurde festgestellt. Schon bei Grippeepidemien sei man zum Teil an die Grenzen gelangt. „Meist war nur ein Zugang zur Zentralen Notaufnahme, der zum Aufnahmeschalter bzw. zur Ersteinschätzung führte, vorhanden. In keiner ZNA waren für selbst kommende Personen mit Anzeichen einer ansteckenden Krankheit gesonderte Bereiche vorgesehen.“

Oft räumlich zu beschränkt
Die Ausstattung und räumliche Aufteilung der Aufnahmen ist laut Stadt-RH aber nicht überall optimal. „Beispielsweise wies die ZNA der Klinik Hietzing nur einen Untersuchungsraum mit beengten Untersuchungskojen, einen kleinen neurologischen Untersuchungsraum und einen Schockraum auf. Schon allein aufgrund dieser räumlichen Situation war hier die Übernahme von allen Notfällen, für die eine ZNA vorgesehen war, nicht möglich.“

Zentrale Notaufnahme (ZNA)

Eine Zentrale Notaufnahme ist die erste Anlaufstelle für Notfälle. Sie soll, so wird betont, nicht zuletzt die Fachambulanzen entlasten. „Auch aus Sicht der Krankenhaushygiene kommt der ZNA eine zentrale Bedeutung zu, da sie eine Eintrittspforte für Krankheitserreger ins Spital darstellen kann. Demzufolge ist das Hygienemanagement ein wesentlicher Bestandteil aller Managementprozesse der ZNA“, heißt es. Verwiesen wurde auch darauf, dass mit der Pandemie neue Bestimmungen erlassen wurden, die den Zutritt zu Spitälern deutlich einschränkten.

Wenig Möglichkeit, infektiöse und nicht infektiöse Personen zu trennen
Hinsichtlich der vorhandenen räumlichen Gegebenheiten fehlten laut Bericht etwa Möglichkeiten, um im Bedarfsfall kurzfristig getrennte Wartebereiche für infektiöse und nicht infektiöse Personen zu schaffen. Auch Isolierbereiche fehlten, Patientenströme kreuzten sich zudem mitunter. „In einigen ZNAs fehlten ausreichende Lagerkapazitäten für Medizinprodukte und Schutzausrüstungen. Vielfach war der Platz zum korrekten Anlegen der Schutzausrüstung vor dem Betreten des ,infektiösen Bereichs‘ sehr beschränkt, vielfach wurden Teile von Gängen dafür umfunktioniert.“ Der Stadt-RH empfahl, nach der Pandemie entsprechende Planungen einzuleiten, um hier Verbesserungen vorzunehmen.

Mängel in der Notaufnahme führten offenbar auch zu komplexen Abläufen. „In der neu errichteten und im Jahr 2019 eröffneten ZNA der Klinik Landstraße war beispielsweise kein Schockraum vorhanden. Das Personal der Rettungsdienste musste daher in eindeutigen Fällen und bei Verfügbarkeit eines Intensivbetts die Notfallpatientinnen bzw. Notfallpatienten in den Intensivbereich des zwölften Stocks bringen. In anderen Fällen war es auch möglich, dass das Intensivteam vom zwölften Stock in die ZNA kam.“ Derartige Abläufe, so zeigte sich der Stadtrechnungshof überzeugt, würden zeitliche und personelle Ressourcen verbrauchen. Eine „normale“ Bettenstation für die Notaufnahme stand übrigens ebenfalls zur Verfügung - im sechsten Stock.

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