Intensivmediziner Hasibeder: "Höhepunkt auf Intensiv erreicht"

Intensivmediziner Hasibeder: "Höhepunkt auf Intensiv erreicht"
Der Präsident der Österreichischen Intensivmediziner Walter Hasibeder erklärt aber auch, dass die Lage noch immer angespannt ist.

Während die Neuinfektionen in Österreich seit der vergangenen Woche zurückgehen und damit auch ein Effekt des Lockdowns spürbar ist, merken die heimischen Spitäler noch nichts davon. 

Walter Hasibeder, Präsident der österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin, erklärt im Ö1-Morgenjournal: "Auf den Intensivstationen kommen noch immer Patienten vor allem aus den Covid-Normalstationen, weil sich deren Zustand verschlechtert."

Bei Covid-Intensivpatienten habe man aber wohl bereits den Höhepunkt erreicht, so Hasibeder: "Wir rechnen damit, dass wir in etwa in einer Woche einen Effekt des Lockdowns merken und die Zahl der Intensivpatienten nach unten geht." 

Triage-Teams in Oberösterreich

Dass die Lage aber noch immer nicht entspannt ist, zeigt sich, so Hasibeder, am Beispiel eines Spitals in Oberösterreich: "Von einem Krankenhaus in Oberösterreich weiß ich, dass sie Triage-Teams eingerichtet haben, die eine Reihung machen für Patienten in der Onkologieabteilung. Und ein zweites Triage-Team sitzt in der Notaufnahme und wenn ein Intensivplatz frei wird, entscheidet das Team, wer den bekommt."

Unfall oder Schlaganfall-Patienten und andere schwere Vorfälle könnten noch behandelt werden, aber Hasibeder erklärt: "Wir müssen die Leute teilweise schneller durch die Intensivstation bekommen. Manche Patienten haben so das Risiko, dass sie danach Komplikationen bekommen. Die Qualität ist da nicht mehr so wie früher."

Rund 85 Prozent der Covid-Patienten sind laut Hasibeder nicht geimpft, 15 Prozent sind geimpft, haben aber Vorerkrankungen oder sind mit Astra Zeneca oder Johnson & Johnson geimpft, so der Präsident der Intensivmediziner.

Ausgelaugtes Personal

Zudem ist auch das medizinische Personal nach über 20 Monaten Pandemie am Ende seiner Kräfte. Viele würden die Intensivstationen bereits verlassen und sich in anderen Bereichen umsehen, so der Mediziner. Entspannung werde es laut Hasibeder erst geben, wenn nur noch zehn Prozent der Intensivplätze mit Covid-Patienten ausgelastet sind. Aktuell sind es aber 30 Prozent. Österreichweit sind 651 Intensivbetten mit Covid-Patienten belegt.

In Kärnten, wo es aktuell die höchste Sieben-Tage-Inzidenz gibt, wurde erst am Freitag die Stufe 5, also die höchste Stufe für die Intensivstationen, ausgerufen werden. Denn über 60 der 135 Betten im Land sind belegt. "Das heißt, dass wir geplante Operationen natürlich absagen müssen", sagt Kärntens Landesgesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ). Sie rechnet damit, dass der Gipfel Mitte der Woche erreicht wird.

Die hohen Zahlen in Kärnten erklärt sie mit einer gewissen Lockdown-Müdigkeit in der Bevölkerung: "Es hat sich gezeigt, dass die Kärntnerinnen und Kärntner noch am meisten mobil sind in diesem Lockdown und zudem gibt es politische Strömungen die ganz bewusst konterkarieren, was an Maßnahmen vorgeschrieben wird."

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