Gerhard Karner war Minister-Sprecher, ÖVP-Landesgeschäftsführer und Landtagspräsident. Jetzt kehrt er als Chef ins Innenressort zurück.
Wien. Diese Besetzung zeigt deutlich, wer in der ÖVP jetzt den Ton angibt: Gerhard Karner wird Innenminister. Ein Niederösterreicher und ÖAABler übernimmt die Geschäfte in der Herrengasse. Der Bundeskanzler und der Innenminister sind in den gleichen ÖVP-Organisationen politisch sozialisiert worden. Mehr noch: Karner war es, der Karl Nehammer – eigentlich ein Wiener – einst zur ÖVP-Niederösterreich gelotst hat. Derzeit hat er die Funktion des Zweiten Landtagspräsidenten inne – ein Job, der sonst eher als repräsentativ und als politisches Abstellgleis gilt. In diesem Fall sollte er sich als Sprungbrett erweisen.
Lange Zeit stand Karner im ÖVP-Kernland Niederösterreich im Zentrum des politischen Geschehens. Er war ÖVP-Landesgeschäftsführer in der Ära von Erwin Pröll. Zwei erfolgreiche Landtagswahlen hat er für Pröll geschlagen, bei der jüngsten konnte er in einem schwierigen Umfeld – das Team Stronach war gerade neu angetreten – nochmals die absolute Mehrheit für die ÖVP sichern. Wie Karner dabei vorgegangen ist, ist in einer Masterarbeit an der Donau-Universität Krems nachzulesen, verfasst von Karl Nehammer, begutachtet von Peter Filzmaier.
Karner galt als ruppiger Landesgeschäftsführer, der sich viele Gefechte mit politischen Kontrahenten lieferte – vor allem mit dem früheren SPÖ-Parteichef Josef Leitner. Im Prinzip machte er das, was jeder gute Parteimanager macht: als Schutzschild für den Landesparteichef agieren und in dessen Auftrag die Angriffe gegen die politischen Kontrahenten führen, bei denen sich der Parteichef selbst nicht die Hände schmutzig machen will.
Bei der Opposition nimmt man Karner diese Rolle offensichtlich nicht übel, möglicherweise liegt es auch an den besonderen Verhältnissen in Niederösterreich, dass es über den künftigen Innenminister kaum kritische Kommentare gibt. „Karner hat als Landtagspräsident seine Rolle gut wahrgenommen und kann als konservativ, als sachlicher Mensch mit Handschlagsqualität gesehen werden“, so die Einschätzung der Grünen. Auch SPÖ-Abgeordnete Karin Renner, sie ist Dritte Präsidentin des Landtags, lobt die „ausgezeichnete Zusammenarbeit“, Karner sei ein „gestandener Schwarzer“, der sich auch in der Materie des Innenministeriums gut auskenne. Und, so der Nachsatz: „Im Fußball steht er auf der richtigen Seite. Er ist Rapidler.“