Nach dem Abgang von Jens Weidmann sind die Falken in der Europäischen Zentralbank endgültig in der Defensive. Auch der deutsche Vertreter könnte künftig für weiche Geldpolitik stehen.
Wien. Am Donnerstagnachmittag starteten in Berlin die Koalitionsverhandlungen von SPD, Grünen und FDP. Und durch den überraschenden Rücktritt des deutschen Bundesbankpräsidenten Jens Weidmann am Tag zuvor („Die Presse“ berichtete) gibt es auch gleich ein neues Thema auf der Agenda. Denn dass diese wichtige wirtschaftspolitische Weichenstellung durchaus für Kontroversen in der bevorstehenden Ampelkoalition sorgen dürfte, zeigen bereits die ersten Wortmeldungen zu dem Thema. So erklärte der Co-Chef der Grünen, Robert Habeck, in der „Süddeutschen Zeitung“: „Für die Zukunft braucht es eine Bundesbank, die auf der Höhe der Herausforderungen der Zeit agiert.“
Was er konkret damit meint, ließ er zwar offen. Es ist aber ziemlich klar, dass dies als eine verklausulierte Absage an eine strenge Geldpolitik mit der Notwendigkeit von ausgeglichenen Staatshaushalten, wie sie von Weidmann immer wieder eingefordert worden ist, zu verstehen ist. So braucht es höhere Staatsschulden laut ihren Befürwortern derzeit ja vor allem wegen Investitionen aufgrund des Klimawandels – also wegen einer großen Herausforderung der aktuellen Zeit.