Niederösterreich

Eine Müllverbrennung für den Luftkurort

Das Höllental in Reichenau an der Rax - im Luftkurort fürchtet man, dass eine Müllverbrennung für Schäden sorgen könnte.
Das Höllental in Reichenau an der Rax - im Luftkurort fürchtet man, dass eine Müllverbrennung für Schäden sorgen könnte.(c) imago stock&people (imago stock&people)
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Eine Reststoffverwertungsanlage in Reichenau an der Rax könnte zu einer Müllverbrennung werden - eine Bürgerinitiative befürchtet einen Schaden für Tourismus und Wirtschaft.

Eine Müllverbrennung in einem Luftkurort? Eine Idee, die nicht besonders logisch klingt. Die aber, so befürchtet eine Bürgerinitiative in Reichenau an der Rax, tatsächlich Realität werden könnte. „Für Reichenau als Luftkurort mit Tourismus als wichtige Einnahmequelle wäre das eine Katastrophe“, sagt Johannes da Silva im Gespräch mit der „Presse“.
Der Reichenauer Getränkeproduzent ist stellvertretender Obmann der Initiative zur Vermeidung einer Müllverbrennungsanlage in Reichenau an der Rax, die sich aus Vertretern von Tourismus und Wirtschaft des Ortes gebildet hat. Das Komplizierte daran: Eine Reststoffverwertung auf dem fraglichen Gelände gibt es bereits – im ehemaligen Werk von Mayr-Melnhof Karton wurden seit 2005 Überbleibsel aus der Produktion verbrannt, etwa Holz oder geklärte Fangstoffe aus Altpapier. Vergangenes Jahr wurde das Werk geschlossen, nun kursieren Pläne, dass der Konzern die Anlage veräußern wird. Und sollte ein kommerzieller Müllentsorger zuschlagen, müsste der natürlich versuchen, das Maximum aus der Anlage herauszuholen, so da Silva. Was bedeuten würde, dass Müll zum Verbrennen zugeliefert werden müsste.


„Und es ist ein Unterschied, ob damit nur Abfall aus einem Betrieb entsorgt und Energie gewonnen wird, oder ob die Anlage kommerziell genutzt wird“, meint da Silva. Und abgesehen vom stärkeren Verkehr, der damit verbunden wäre, gehe es auch um die Luftqualität. Die Anlange selbst steht in der Katastralgemeinde Hirschwang – „der Wind bläst vom Höllental in der Regel in Richtung Reichenau“. Nicht zuletzt weist er darauf hin, dass in Reichenau Quellen der ersten Wiener Hochquellenwasserleitung liegen.

Petition und Informationsveranstaltung

Die Initiative hat nun zum einen eine Petition gegen die Müllverbrennung gestartet, bei der das selbst gesteckte Ziel von 500 Unterschriften bereits übertroffen wurde. Zum anderen hat man aber auch ein öffentliches Informationsgespräch für den 19. Oktober im Parkhotel Hirschwang organisiert, bei dem die Bürger ihre Sorgen vorbringen können. Auch Mayr-Melnhof soll dort die Gelegenheit bekommen, Stellung zu nehmen. In einem Brief an die Initiative hat das Unternehmen bereits versichert, dass man „ökologisch verantwortlichen Lösungen seit jeher höchstes Augenmerk“ beimesse.

„Diese Anlage ist seit Beginn sehr umweltschonend verwendet worden“, sagt Mayr-Melnhof-Sprecher Stephan Sweerts-Sporck zur „Presse“. „Die Emissionen werden eingehalten und unterschritten.“ Fossile Energieträger seien durch Reststoffe ersetzt worden, darum werde das Kleinkraftwerk vom Ministerium auch als „Muster-Anlage“ geführt. Da man die Anlage nun nicht mehr nutze, habe man natürlich ein Interesse, sie zu verkaufen. Fixiert sei aber noch nichts, derzeit prüfe man die Optionen, die infrage kommen könnten und suche nach potenziellen Interessenten.

„In dem Stadium kann man noch gar nicht sagen, was da reinkommen wird“, so Sweerts-Sporck. Klar sei, dass das System einer thermischen Verwertung, die mit einer guten Rauchgasreinigung ausgestattet sei, „state of the art ist“. Aber gemäß der gültigen Betriebsgenehmigung dürften dort ohnehin nur Reststoffe aus der Papierproduktion verbrannt werden. Würde ein neuer Besitzer dort etwas anderes verbrennen wollen, brauche es neue Genehmigungen. Bei dem Informationsgespräch wolle man diese Position darlegen – mit Geschäftsführer Thomas Gschwendtner wird auch ein hochrangiger Vertreter anwesend sein.
Bei der Initiative bleibt man aber vorerst skeptisch und hofft, dass man eine andere Lösung für die Anlage finden kann. Da sei auch Kreativität gefragt: „Wir wollen nicht nur Nein sagen“, sagt da Silva, „sondern schauen, dass wir Möglichkeiten schaffen, wie Mayr-Melnhof trotzdem einen Gewinn durch den Verkauf machen kann, aber die Region dabei keinen Schaden nimmt.“

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