Salzburger Festspiele

Spiel, Prometheus, spiel Beethoven!

Sie ließ Mahlers drittes Rückertlied in eine offene Stille verwehen: Elīna Garanča, mit Christian Thielemann und den Philharmonikern umjubelt.
Sie ließ Mahlers drittes Rückertlied in eine offene Stille verwehen: Elīna Garanča, mit Christian Thielemann und den Philharmonikern umjubelt. SF/Marco Borrelli
  • Drucken

Symphonik in zweierlei Gestalt: Bruckners Siebente als menschliches Drama in flammender philharmonischer Klangpracht unter Christian Thielemann, Beethovens „Eroica“ in pianistischer Reduktion und zugleich Entfesselung bei Igor Levit. Und intimer Mahler mit Elīna Garanča.

Die „Eroica“ in der Klavierfassung? Nein, mit diesem alltäglichen Wort wird man Franz Liszt nicht gerecht. In den 1830ern, als Beethovens Symphonien noch nicht in den Konzertsälen allgegenwärtig waren, begann Liszt, alle neun am Klavier „nachzukomponieren“ – aber erst 1865 war sein monumentaler Transkriptionenzyklus abgeschlossen, und erst im 20. Jahrhundert begann dessen Wiederentdeckung.

Wenn sich Igor Levit die Kärrnerarbeit antut, die „Eroica“ einzustudieren, reiht er sich nach wie vor in eine kleine Schar seiner Zunft ein. Liszt hat auch diese Symphonie mit zehn Fingern analysiert, pianistisch durchgeknetet und auf dem „musikalischen Verwirklichungsmittel“, wie das Klavier bei Thomas Mann heißt, gleichsam neu erschaffen – eine Tat, ungefähr so kühn wie jene des Prometheus, den Menschen wider Zeus' Willen das Feuer zu bringen. Der Prometheus-Mythos gilt ja heute als das geheime Programm oder zumindest die inspirierende Urkraft der Symphonie, weit mehr als die zurückgezogene Widmung an Napoleon. In Liszts Version dreht sich die heroische Schraube weiter. Das Scheitern des Helden ist nämlich hier unweigerlich einkomponiert und bezieht sich auf den Interpreten: Du dienst einem Größeren, scheint er dem Pianisten zuzuraunen, und du wirst seinen Anforderungen nie genügen. Spiel!

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.