Expertin zu Fake News:

„Wir verbreiten eher, was uns aufwühlt“

Digital
31.07.2021 06:00

Vor allem in der Pandemie wird viel Blödsinn verbreitet. Warum, erklärt Social-Media-Expertin Ingrid Brodnig im „Krone“-Interview.

Was sind Fake News?
Streng gesehen sind es Geschichten, die wahr aussehen, aber erfunden sind; mit einer Täuschungsabsicht. Landläufig gesehen sind es auch Falschmeldungen aufgrund von Fehl- und Desinformation. Also angefangen damit, dass jemand etwas falsch verstanden hat, bis zur Verschwörungstheorie.

Wo treffe ich darauf?
Interessant ist, dass man Falschmeldungen oft von Freunden, Bekannten, Kollegen hört. Das ist Teil ihres Erfolges, denn wenn mir ein Kumpel etwas erzählt oder weiterleitet, denke ich mir ja, der will mich sicher nicht belügen. Aber ich blende aus, dass der Kumpel vielleicht selbst auf Falsches reingefallen ist. Gerade in der Pandemie kann auch von Leuten Falsches verbreitet werden, von denen man das sonst nicht kennt.

Warum?
Weil die Pandemie ein Ausnahmezustand ist, und je erhitzter die Gemüter, desto mehr Angriffsfläche für wilde Behauptungen. Emotionalität ist ein zentraler Faktor, den Falschmeldungen nutzen: Sie machen wütend. Und was wütend macht, wird stärker verbreitet.

Zitat Icon

Wichtigster Tipp: Je spektakulärer etwas klingt, desto genauer sollte man hinschauen.

Ingrid Brodnig

Wie funktionieren Fake News?
Immer ähnlich. Man reißt z.B. alte Fotos aus dem Kontext oder lässt irgendwo Fachbegriffe einfließen, das klingt dann irrsinnig gescheit. Zuletzt etwa war eine Falschmeldung, dass in Biontech/Pfizer Graphenoxid drinnen ist - Humbug. Aber bei Begriffen, die spektakulär und fachkundig klingen, denkt man oft, da könnte was dran sein.

Warum funktionieren Fake News so gut?
Weil sie sagen, was Menschen hören wollen. Wir hören besser hin, wo Ängste und Feindbilder von uns bestätigt werden, wir verbreiten eher, was uns aufwühlt.

Wie erkennt man sie?
Je spektakulärer etwas klingt, desto genauer muss man hinsehen. Brisanz führt dazu, dass man es weitersagen will. Also: Je mehr es aufregt, desto mehr muss man innehalten. Auch wenn man sich bei etwas denkt: Das hab ich mir schon immer gedacht. Das nennt sich Bestätigungsfehler: Über Dinge, die einen bestätigen, denkt man weniger nach, ob sie überhaupt stimmen.

Was kann ich noch tun?
Die Quelle prüfen. Dazu kann ich sie im Internet googeln. Dort finde ich übrigens auch Faktencheck-Seiten, die Geschichten auf Wahrheitsgehalt überprüfen, etwa mimikama.at. Guten Faktencheck-Seiten geht es nicht um Meinung, sie liefern Quellen und Belege und erklären, wie sie selbst zu einem Ergebnis kommen.

Wie reagiert man, wenn ein Freund Falsches erzählt?
Dann ist es wichtig, cool zu bleiben, zuzuhören und nicht gleich in den Angriff überzugehen. Man kann der Person zwar in der Sache widersprechen, aber man sollte ihr auf jeden Fall Wertschätzung entgegenbringen. Auch ist es besser, Fragen zu stellen, anstatt hart dagegenzuhalten. Das macht es dem anderen leichter, Kritik anzunehmen, und er merkt im Dialog vielleicht selbst, wo etwas nicht ganz logisch ist.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

(Bild: krone.at)
(Bild: krone.at)
Kreuzworträtsel (Bild: krone.at)
(Bild: krone.at)



Kostenlose Spiele