Joseph Beuys in Scheveningen
100. Geburtstag

Wie Beuys in Wien Wurzeln schlug

Der deutsche Aktionskünstler Joseph Beuys, der am 12. Mai seinen 100. feiern würde, hat auch in Wien Bäume gepflanzt und seine Spuren hinterlassen. Künstlerische ebenso wie kulturpolitische.

Seinen Platz als Schlüsselfigur der Avantgardekunst des 20. Jahrhunderts hat der Deutsche Joseph Beuys unbestritten. Seine Reputation als öffentliche Person hat über die Jahrzehnte allerdings ziemlich gelitten. Beuys’ Engagement für die Grün-Bewegung der ersten Stunde ließ das Fass Ende der Siebzigerjahre für manche noch zu seinen Lebzeiten überlaufen. Auch war es nicht jedermanns Sache, dass sich der Mann mit dem Filzhut gern selbst als Kunstguru und Schamane mit Hang zur Anthroposophie inszenierte und stilisierte. Mit Vorwürfen wegen seiner Vergangenheit als Mitglied bei der Hitlerjugend und Freiwilliger der Luftwaffe, Verbindungen zu ehemaligen Nationalsozialisten sowie seiner völkischen Gesinnung versuchten Kritiker aus dem Lager der Kunst schließlich posthum immer wieder, das Denkmal Beuys zu Fall zu bringen. Anlässlich seines 100. Geburtstags am 12. Mai rückt die Kunstfigur Joseph Beuys nun abermals in den Fokus – und zwar gleich ein ganzes Jahr lang, weltweit. Kaum ein Aspekt seines Schaffens, der im Reigen der internationalen Ausstellungen, Symposien und Publikationen unbeleuchtet bleibt.

Kunst und Aktion. Zwar mag Wien aus Sicht des großen Ganzen vielleicht gerade einmal ein Punkt auf der Landkarte sein. Doch schlägt Beuys hier – nach ersten Auftritten in den späten 1960er-Jahren – in einem Moment mehrmals auf, der zumal für die Wiener Kunstszene und Kulturpolitik ein entscheidender war: Die Diskussionen über eine museale Nutzung der ehemaligen Hofstallungen als zukünftiges „MuseumsQuartier“ erreichen ihren ersten Höhepunkt, und die damalige Hochschule für angewandte Kunst befindet sich unter dem Rektorat von Oswald Oberhuber in einem radikalen Erneuerungsprozess. Zwar platzte der Plan, Beuys für eine ordentliche Professur an der Angewandten zu verpflichten. Doch wird er immerhin Gastprofessor und ist als politischer Aktivist auch ein begehrter Redner, der als solcher aktionistische „Duftmarken“ setzt.

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