Bestsellerautor John Grisham: "Es ist eine harschere Welt geworden"

John Grishams neues Buch heißt "Der Polizist"
Er hat hunderte Millionen Bücher verkauft. Im KURIER spricht Grisham über sein neues Buch "Der Polizist", das Schreiben, Polizeigewalt und Joe Biden.

John Grisham ist ein Phänomen. Seit drei Jahrzehnten versorgt er seine Fans mit einem Bestseller nach dem anderen, mehr als 300 Millionen Bücher soll er verkauft haben.

Mit seinem hervorragenden neuen, nun auf Deutsch erschienenen Buch „Der Polizist“ kehrt der Bestsellerautor zu seinen Anfängen zurück: Kleinstadtanwalt Jake Brigance, der nun den bedrückenden Fall des 16-jährigen Drew verhandelt, trat bereits im ersten Roman Grishams, „Die Jury“ (verfilmt mit Matthew McConaughey und Sandra Bullock) auf, und dann später noch einmal in „Die Erbin“.

Das neue Buch führt in Grishams eigene Vergangenheit als Anwalt: „Ich war Jake“, sagt der 66-Jährige im KURIER-Gespräch, „es ist sehr autobiografisch“. Und es führt zurück in eine andere Zeit, die gar nicht weit weg scheint, aber radikal anders war.

KURIER: In Jakes Büro klingeln dauernd Festnetztelefone, das Fax spuckt Papier aus. Wie langsam es damals war! Haben Sie sich beim Schreiben nicht manchmal nach einem Smartphone oder einer eMail gesehnt, um die Handlung voranzutreiben?

John Grisham: (lacht) Manchmal habe ich mich dabei ertappt, dass Jake schon anfängt, eine eMail zu schreiben. Und musste mir sagen: Nein, nein, es ist 1990! Es hat Spaß gemacht, in diese technologische Zeit zurückzugehen. Der Hauptgrund war aber, dass damals die Gesetze anders waren. Damals konnte ein 16-Jähriger nach zum Tode verurteilt werden. Das war gar nicht unüblich. Das hat sich vor 10, 15 Jahren geändert, als der Oberste Gerichtshof festgelegt hat, dass Unter-18-Jährige nicht ein Prozess gemacht werden kann, der in der Todesstrafe münden könnte.

Das Leben war damals ebenfalls viel langsamer. In Ihrem Buch heißt es an entscheidender Stelle: Die Geschworenen sollen sich Zeit nehmen, bevor sie zu ihrem Urteil kommen. Diese sorgfältige Abwägung im Urteil passt wohl auch besser ins Jahr 1990 als ins Heute mit seinem Dauerfeuer an Meinungen.
Wir haben auch im Jahr 1990 gedacht, dass das Leben zu schnell vergeht, zu stressig ist. Wir dachten, es sei verrückt – aber es war noch gar nichts gegen die Echtzeitkommunikation von Heute. Und die hat alles verändert. Es ist eine harschere Welt geworden. Jeder hat ein riesiges Mikrofon bekommen, keiner zögert, da hineinzureden – und jeder hat eine riesige Plattform. Viele Dinge sollten dort nicht gepostet, nicht gesagt werden, es gibt so viel Auseinandersetzung. Der Unterschied zu vor 30 Jahren ist unglaublich. Man denkt, die 1990er waren eine viel unschuldigere Zeit, was sie jedoch auch nicht waren.

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