945.000 Menschen sind derzeit in Österreich in Kurzarbeit oder arbeitslos. Johannes Kopf, Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS), erklärte Montagabend in einem Interview für die ZIB 2, er halte das Regierungsziel, in einem Jahr gut die Hälfte von ihnen, 500.000 Menschen, in reguläre Beschäftigung zu bringen, für „machbar“. Nicht nur das: "Ich hoffe, dass das Ziel überschritten werden kann." Von allein gehe das aber nicht. Allerdings sehe man in der Wirtschaft ein Phänomen wie „LongCovid“. Kopf bringt als Beispiel die Schuldenlast von Betrieben bei Finanzamt und Sozialversicherung sowie die Kurzarbeit, die, wenn sie zu lange dauere, „Nebenwirkungen“ habe, etwa weil sich Unternehmen zwischenzeitig weiterentwickelten.

Laut Kopf gehe es jetzt „ganz stark darum, die Menschen in Beschäftigung bringen, aber auch um eine Reduktion der Langzeitarbeitslosigkeit jener Personen, die schon vor Covid arbeitslos waren.“

Verständnis für Sorgen von Tourismusbetrieben

Die Sorge vieler Unternehmer, bei einer Öffnung von Gastronomie und Hotellerie vor dem Sommer trotz 75.000 Arbeitsloser zu wenig Mitarbeiter für die offenen Stellen zu finden, weil etliche Mitarbeiter während der Lockdowns den Job gewechselt haben, „versteht“ Kopf. Allerdings werde es "eher nicht" dazu kommen, jedenfalls für jene Betriebe, die ihr Personal und das Know-how im Unternehmen gehalten haben, weil sie Mitarbeiter über Kurzarbeit weiter beschäftigten. Kopf: „Betriebe, die Menschen in Arbeitslosigkeit geführt haben, machen sich Sorgen."

"Integrieren ist extrem schwierig"

Auf die Frage, ob die öffentliche Hand, wie von der Arbeiterkammer gefordert, für 150.000 Langzeitarbeitslose - um 40 Prozent mehr als vor einem Jahr - Jobs schaffen soll, antwortet Kopf differenziert: Langzeitarbeitslose im Tourismus, die vor einem Jahr ihren Arbeitsplatz verloren haben, würden sehr wohl Jobs finden. „Die anderen zu integrieren ist extrem schwierig“, so Kopf.

Anfang 2023 wieder auf Vorkrisenniveau

Es gebe eine Reihe von Instrumenten, wie „Lohnförderungen, Beschäftigungsprojekte und zum Teil öffentlich geförderte öffentliche Beschäftigung etwa bei Gemeinden“. Politisch sei die Größenordnung für geförderte öffentlich Stellen „sehr umstritten“. Kopf glaubt nicht, man solle eine „Aktion 20.000“ oder „Aktion 40.000“ „in voller Höhe“ einführen, schließlich werde ein starkes Wirtschaftswachstum erwartet, hier setze er "notwendigerweise" auf Lohnzuschüsse, um Langzeitarbeitslose (länger als ein Jahr ohne Arbeitsplatz) in Beschäftigung zu bringen. Anfang 2023 wird die Arbeitslosigkeit wieder auf dem Niveau von vor der Krise sein.