Erste Öffnungsschritte im Mai sind inzwischen nicht mehr unwahrscheinlich. Unter anderem dank des deutschen Biotech-Unternehmens Biontech, das zusammen mit dem Pharmariesen Pfizer die Produktion des mRNA-Impfstoffes binnen Kürze hochfahren konnte. Es ist dieses gelungene Beispiel der Zusammenarbeit von Biotechnologie und der sogenannten Big-Pharma, dass österreichische Biotech-Unternehmen dazu ermutigt hat, einen eigenen Branchenverband zu gründen: Biotech-Austria.

Die offizielle Gründung fand im Rahmen einer virtuellen Diskussion statt, zu welcher der österreichische Arzt und Biontech-Mitgründer Christoph Huber eingeladen war. Für Huber zeigt Biontech, wie positiv die Zusammenarbeit zwischen universitärer Forschung, staatlichen Fördermitteln und privatwirtschaftlichen Finanziers sein kann. Denn am Ende steht ein ganz neues Medikament, ein neuartiger Impfstoff.

Die Köpfe hinter Biontech, Uğur Şahin und Özlem Türeci, begannen ihre Karriere ja am Universitäts-Klinikum der Universität Mainz, wo auch Huber tätig war. Dort arbeiteten Sie an mRNA-Wirkstoffen zur Bekämpfung von Krebs. 2008 wurde dank staatlicher Unterstützung und Finanzmitteln von Risikoinvestoren Biontech gegründet. "Wir hatten auch viel Glück", sagt Huber, der noch immer Mitglied des Aufsichtsrats des Unternehmens ist. "Wir hatten die richtigen Forscher und auch die richtigen Risikoinvestoren."

Mehr Risikobewusstsein

Dieses Risikobewusstsein sei in Europa und auch in Österreich noch immer zu wenig ausgeprägt, sagt Huber. Es sei aber vor allem bei der Entwicklung von Medikamenten dringend nötig. Denn Biotechnologie-Start-ups kommen vor allem aus der Universität. Es sind junge Forscher mit guten Ansätzen, die aber vor allem Finanzmittel brauchen, um diese Ideen umzusetzen. "Und nicht immer funktioniert das", berichtet Huber aus eigener Erfahrung. Anfang der 2000er war er mit einem Biotech-Unternehmen gescheitert. "So etwas kann immer passieren. Aber es ist doch großartig, wenn die Entwicklung moderner Medizin gelingt." Das Risiko sei es daher alle Mal wert.

Der Vorstand von Biotech-Austria: Peter Llewellyn-Davies, Georg Casari, Reinhard Kandera, Alexander Seitz
Der Vorstand von Biotech-Austria: Peter Llewellyn-Davies, Georg Casari, Reinhard Kandera, Alexander Seitz © Biotech-Austria

Tatsächlich sind ein großer Teil der 50 Mitglieder von Biotech-Austria eigentlich Start-ups, sagt Peter Llewellyn-Davies, Gründungsvorstand des Interessenverbands. "Wir verstehen uns als Plattform für Austausch und auch als starke Stimme gegenüber der Politik und möglichen Investoren." Llewellyn-Davies erklärt auch, worin sich Biotechnologie eigentlich von Pharma-Industrie unterscheidet. "Biotech-Unternehmen kommen direkt aus der Forschung und arbeiten an ganz neuen Ansätzen zur Herstellung von Medikamenten." Die Pharma-Industrie sei dann der Partner, der dabei hilft, diese Innovationen groß auszurollen, in dem sie Lizenzen kauft oder gleich ganze Unternehmen. "Daher treten wir auch nicht gegen die Pharma-Industrie an, sondern suchen die Zusammenarbeit."