Ö impft vorerst weiter

AstraZeneca in Deutschland künftig nur noch ab 60

Ausland
30.03.2021 22:23

Die deutschen Gesundheitsminister von Bund und Ländern haben beschlossen, dass der Corona-Impfstoff von AstraZeneca ohne Einschränkung nur noch bei Über-60-Jährigen eingesetzt werden soll. Bei Personen unter 60 Jahren könnte die Impfung mit AstraZeneca für die Prioritätengruppen eins und zwei nach „sorgfältiger“, ärztlicher Beratung ebenfalls fortgesetzt werden, heißt es in dem Beschluss vom Dienstag. 

Die Leiterin des Nationalen Impfgremiums in Österreich, Ursula Wiedermann-Schmidt, sagte am Abend in der „ZiB 2“, dass sie mit der deutschen Entscheidung „nicht glücklich“ sei. In Österreich werde man die AstraZeneca-Impfkampagne vorerst unverändert fortsetzen

Fortsetzung der Impfkampagne notwendig
Bei den bisher aufgetretenen Sinusvenenthrombosen habe es sich um „sehr seltene Ereignisse“ gehandelt, die wahrscheinlich in Verbindung mit der Impfung stünden. „Wir sprechen von ein bis zwei derartiger Fälle pro 100.000 Geimpften“, so Wiedermann-Schmidt. Sie deutete jedoch an, dass es nicht wirklich eine Alternative gebe: „Es ist notwendig, die Impfprogramme durchzuführen, sonst werden wir der Pandemie nicht Herr werden“.

Das sehr geringe Risiko bei der Impfung stehe einem sehr viel höheren Risiko im Falle einer Covid-19-Erkrankung gegenüber. Zudem gebe es bei der Gruppe der Unter-60-Jährigen vier bis sechs Covid-Todesfälle pro Woche.

Berlin preschte mit „Vorsichtsmaßnahme“ vor
Zuvor hatten die Bundesländer Berlin und Brandenburg sowie die Stadt München den Einsatz für Menschen unter 60 vorerst gestoppt. Die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci sprach von einer „Vorsichtsmaßnahme“ und verwies auf neue Daten über Nebenwirkungen. Ein Sprecher der Stadt München sagte, dass man die Entscheidung „aufgrund der aktuellen Entwicklung“ getroffen habe.

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Dieser Schritt ist aus Sicht der Charité notwendig, da in der Zwischenzeit weitere Hirnvenenthrombosen bei Frauen in Deutschland bekannt geworden sind.

Die Sprecherin der Charité, Manuela Zingl

AstraZeneca-Impfstopp bei jüngeren Frauen gefordert
In Deutschland sprachen sich auch die Leiter von fünf der sechs Uni-Kliniken in Nordrhein-Westfalen in einem gemeinsamen Brief an Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) dafür aus, die AstraZeneca-Verimpfung zumindest bei jüngeren Frauen vorerst auszusetzen. Das Risiko von weiteren Todesfällen sei zu hoch, argumentierten sie.

„Großes Glück“, dass es verschiedene Impfstoffe gibt
Bundeskanzlerin Angela Merkel rechtfertigte die neuen Altersbeschränkungen mit Blick auf das Vertrauen in die Corona-Impfungen. Auch nach einer entsprechenden Einschätzung der Ständigen Impfkommission seien die Meldungen über Auffälligkeiten sehr selten, aber nicht zu ignorieren. Dass verschiedene Impfstoffe zur Verfügung stünden, sei ein großes Glück, sagte Merkel.

Erst kürzlich hatte es in der Europäischen Union eine Debatte über den Corona-Impfstoff von AstraZeneca gegeben, weil es zu einer ungewöhnlichen Häufung von Blutgerinnseln (Thrombosen) mit Todesfolge gekommen war - darunter auch eine Krankenpflegerin aus Zwettl (NÖ).

Erneuter Dämpfer für AstraZeneca-Impfstoff
Nach eingehender Prüfung hatte die Europäische Arzneimittelbehörde Entwarnung gegeben. Die Vorteile der Impfung würden die Risiken „bei Weitem“ überwiegen. Der Impfstoff erlitt aufgrund der Komplikationen und den damit verbundenen Debatten allerdings einen erheblichen Imageschaden. Laut einer aktuellen Umfrage der Universität Wien würden sich derzeit nur noch 23 Prozent der Bevölkerung mit AstraZeneca impfen lassen.

In Deutschland sind bisher 31 Fälle einer Sinusvenenthrombose nach einer AstraZeneca-Impfung bekannt, wie das Paul-Ehrlich-Institut am Dienstag berichtete. Mit Ausnahme von zwei Fällen waren Frauen im Alter von 20 bis 63 Jahren betroffen. Die beiden Männer waren 36 und 57 Jahre alt. Bisher seien in Deutschland 2,7 Millionen Erstdosen des Impfstoffs verabreicht worden.

Auch Kanadas Expertengremium für die Corona-Impfkampagne empfahl unterdessen offiziell die Aussetzung des Vakzins bei Menschen unter 55 Jahren.

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