Thaliastraße neu: Tempo 30, mehr Grün, mehr Platz für Fußgänger

Ulli Sima und Franz Prokop präsentierten die Pläne für die Neugestaltung der Thaliastraße in Ottakring
Rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft soll der Umbau des ersten Abschnitts der Ottakringer Einkaufsmeile fertig sein.

Lange hat man auf die Pläne zur Umgestaltung der Thaliastraße gewartet, am Mittwoch wurden sie endlich präsentiert.

Die Ottakringer Einkaufsmeile soll ein sogenannter "Klima-Boulevard“ werden, auf eine Verkehrsberuhigung wird verzichtet, zu mehr als Tempo 30 konnte oder wollte man sich nicht durchringen.

Bis Mitte November wollen Planungsstadträtin Ulli Sima und der Ottakringer Bezirksvorsteher Franz Prokop (beide SPÖ) den ersten von insgesamt drei Kilometern der derzeit noch Grau dominierten Einkaufs- und Durchzugsstraße neu gestalten. Noch vor dem Weihnachtsgeschäft soll die Thaliastraße zwischen Gürtel und Feßtgasse/Panikengasse nicht wiederzuerkennen sein.

Das Projekt folge "wenig überraschend dem Trend, der auch den Menschen in den Bezirken so wichtig ist", sagte Sima: "Begrünung, Kühlung und mehr Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum". Konkret werden die Gehsteige auf beiden Seiten bis zu den Straßenbahngleisen der Linie 46 vorgezogen und damit auf etwa sechs Meter verbreitert. Das schafft nicht nur mehr Platz fürs zu Fuß gehen, sondern auch für 91 neue Bäume, mehrere Staudenbeete, 23 Nebelstelen, drei Wasserspiele, ein Dutzend Trinkbrunnen und 120 Sitzgelegenheiten.

Thaliastraße neu: Tempo 30, mehr Grün, mehr Platz für Fußgänger

Im Bereich des Hofferplatzes alleine werden zehn Bäume gepflanzt und zwei Wasserspiele errichtet, um in Kombination mit einem neu gestalteten Bereich vor dem Familienfreibad eine konsumfreie Aufenthaltszone zu schaffen. Um diese noch etwas zu vergrößern, wird die bestehende Citybike-Station in die Seitengasse versetzt.

Mehr Sicherheit

Im gesamten Umbauabschnitt wird der Niveauunterschied zwischen Gehsteig und Fahrbahn auf drei Zentimeter verringert und Tempo 30 eingeführt, um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer zu erhöhen. Darüber hinaus wird die Bim-Haltestelle Feßtgasse stadtauswärts ein Stück nach Osten verschoben, um Platz für ein begrüntes Wartehäuschen zu schaffen.

An dieser Stelle wird auch die Wendgasse von der Bachgasse kommend künftig als Sackgasse geführt, der dadurch gewonnene Raum hinter der neuen Haltestelle wird mit Bäumen, Sitzgelegenheiten und einem weiteren Wasserspiel zu einem "neuen, kleinen Park", wie Prokop sagte.

Thaliastraße neu: Tempo 30, mehr Grün, mehr Platz für Fußgänger

Viele der angekündigten Maßnahmen fußen in einem im Vorjahr breit durchgeführten Beteiligungsprozess der Gebietsbetreuung und er sei "sehr stolz", dieses Projekt auch während der Pandemie gemeinsam mit mehr als 3.000 Bürgerinnen und Bürgern und und der Wirtschaftskammer durchgeführt zu haben, sagte der Bezirksvorsteher.

Keine Begegungszone, keine Radwege

Der ebenfalls im Zuge des Beteiligungsprozesses geäußerte Wunsch nach einer umfassenden Verkehrsberuhigung wird jedoch - zumindest vorerst - nicht umgesetzt. Die Thaliastraße sei auch Einkaufsstraße und Verkehrsachse, "eine Hauptader des Bezirks", sagte Sima. "Und diese Dinge unter einen Hut zu bringen, ist natürlich immer ein komplexer und herausfordernder Prozess."

Es wird also weder eine Begegnungszone noch neue Radwege geben - letzteres sei aufgrund des Straßenquerschnitts nicht möglich, sagte Sima. Trotzdem soll es auch für Radlerinnen und Radler Verbesserungen geben: In allen Quergassen zwischen der Thaliastraße und der "fahrradfreundlichen" Hasnerstraße (mit Ausnahme der Liebhartsgasse) wird Radeln gegen die Einbahn ermöglicht, auch zusätzliche Radabstellmöglichkeiten wird es geben.

Thaliastraße neu: Tempo 30, mehr Grün, mehr Platz für Fußgänger

Man werde sich jedoch die Ergebnisse ansehen, ergänzte Prokop. Es ist also zumindest nicht ausgeschlossen, dass die Thaliastraße in Zukunft doch noch, zumindest abschnittsweise, zur Begegnungszone wird.

Im Juni geht es los

Die ersten, kleineren Vorarbeiten haben bereits begonnen, der eigentliche Baustart ist für Juni geplant. Das Ziel für die Zeit der Bauarbeiten werde es sein, den Durchzugsverkehr bereits am Gürtel bzw. der Panikengasse abzuleiten, gesperrt soll die Straße jedoch maximal partiell und temporär werden. Für die Straßenbahn soll es keine Einschränkungen geben, betonten Sima und Prokop, auch die Zu- und Abfahrt zur bzw. von der Thaliastraße soll jederzeit möglich sein. "Man möchte ja niemanden sekkieren", so der Bezirksvorsteher.

Die eine Hälfte der Baukosten in Höhe von acht Millionen Euro trägt der Bezirk, die andere Hälfte verteilt sich auf einen Zuschuss der Stadt sowie EU-Förderungen.

Weiterer Zeitplan wackelt

Wie es nach dem Abschluss des ersten Bauabschnitts weitergeht, steht hingegen noch nicht fest. Der ursprüngliche Plan sah vor, die Thaliastraße auf ihrer gesamten Länge bis 2023 neuzugestalten. Diesbezüglich stieg Sima am Mittwoch auf die Bremse: "Das kommt mir sehr optimistisch vor", zweifelte die selbst in Ottakring lebende Stadträtin.

Man werde sich jetzt einmal ansehen, ob der Zeitplan für den ersten Bauabschnitt halte, ergänzte Prokop, "und dann soll es weitergehen". Pläne für die übrigen knapp zwei Kilometer liegen jedenfalls noch keine vor. "Das ist ein neuer Prozess", so Prokop.

ÖVP will Bürgerbefragung

Die Ottakringer ÖVP fordert unterdessen eine verbindliche Befragung der Bürgerinnen und Bürger sowie der Geschäftsleute in der Thaliastraße über das Umbauprojekt. Ein entsprechender Antrag soll in der morgigen Sitzung der Bezirksvertretung eingebracht werden und liegt dem KURIER vor. Durch die Befragung "sollen möglichst alle Betroffenen die Möglichkeit erhalten, die Umbaupläne zu beurteilen und ihnen zuzustimmen oder sie abzulehnen", heißt es darin.

Klubobmann Stefan Trittner kritisiert vor allem die Duchführung des Beteiligungsverfahrens im Vorjahr. Dieses sei "angesichts eines von SPÖ und Grünen vorausgewählten Siegerprojekts, geheim gehaltener Fragebögen und ausschließlicher Online-Veranstaltungen intransparent, unglaubwürdig und in Summe eine Farce". Vor allem ältere Menschen wären benachteiligt worden.

Zusätzlich wurmt die Bezirks-Türkisen, dass nach dem Umbau nur mehr 98 von derzeit 250 Parkplätzen zur Verfügung stehen sollen. Das trotz der - besonders abends - hohen Auslastung, so Trittner.

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