Streit um Impfstoffe

EU-Plan sieht keine Extra-Dosen für Österreich vor

Ausland
22.03.2021 19:33

Laut EU-Diplomaten sollen schon bald etwa zehn Millionen zusätzliche Corona-Impfdosen angeschafft werden, um jene Länder zu unterstützen, die sich bei der Impfstoffbestellung im letzten Sommer verkalkuliert haben. Österreich, das sich durch die Neuverteilung auch zusätzliche Vakzine erhofft hatte, dürfte dabei aber nicht berücksichtigt werden.

Der Streit um die Impfstoffverteilung in der Europäischen Union scheint in die nächste Runde zu gehen. Nachdem Österreich gemeinsam mit weiteren EU-Staaten kritisiert hatte, dass die gelieferten Impfdosen nicht exakt nach dem eigentlich vereinbarten Bevölkerungsschlüssel verteilt worden sind, nehmen in Brüssel nun Bestrebungen zu, die im Nachhinein ausverhandelten Ungleichheiten wieder zu korrigieren.

„Kurz erhält keine zusätzlichen Impfstoffe“
Wie EU-Diplomaten gegenüber der „Financial Times“ erklärten, arbeiten Beamte aktuell daran, etwa zehn Millionen Impfdosen an eine Handvoll Mitgliedsstaaten zu verteilen, die derzeit besonders große Schwierigkeiten bei der Eindämmung der Corona-Pandemie haben.

Neben anderen Ländern soll dabei aber etwa Österreich von dem zusätzlichen Kontingent nicht profitieren. Obwohl Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) im Rahmen der vergangenen EU-Ratssitzung einen „Korrekturmechanismus“ und damit auch mehr Impfstoffe gefordert hat, soll „Kurz keine zusätzlichen Impfstoffe“ erhalten, wie die „Financial Times“ weiter zitiert.

Bestürzte Reaktionen
Dem Vernehmen nach fühlen sich mehrere Staaten und EU-Beamte nach den Vorwürfen des Kanzlers vor den Kopf gestoßen. Unmittelbar nachdem er in einer Pressekonferenz die seiner Ansicht nach unfaire und undurchsichtige EU-Impfstoffverteilung bekrittelt hatte, reagierten andere Mitgliedsstaaten bestürzt und erklärten die genauen Abläufe im Beschaffungsprozess.

Nachdem mehrere Länder (offenbar aus Kostengründen) auf ihr vorgesehenes Impfkontingent verzichtet hatten, wurden die Dosen schließlich auf andere Staaten verteilt - hier hätte etwa auch Österreich die Gelegenheit gehabt an zusätzliche Impfstoffe zu gelangen. Diese Option wurde jedoch nicht gezogen. Hierzulande liegt man derzeit mit knapp 13 Prozent Geimpften der infrage kommenden Bevölkerung leicht über dem EU-Durchschnitt (zwölf Prozent).

Impfstoffe in krisengebeutelte Regionen
Um nun auf die verschärfte Situation zu reagieren, soll ein Drittel der vorgezogenen Lieferung (zehn Millionen Dosen) des Herstellers Biontech/Pfizer direkt in die betroffenen Mitgliedsstaaten verteilt werden. Laut Diplomaten dürften die wahrscheinlichsten Kandidaten dabei Estland, Lettland, Bulgarien und Kroatien sein. Der verbleibende Anteil soll dann anteilig verteilt werden.

EU will nicht als Sündenbock herhalten
Dass Österreich nun keine zusätzlichen Dosen erhalten soll, dürfte zu erneuten Spannungen mit der EU führen, die sich nicht als Sündenbock für „innenpolitische“ Motive darstellen lassen möchte.

„Die Verhandlungen laufen weiterhin und es kursieren mehrere Vorschläge. Wir suchen eine Lösung, die für alle Mitgliedsstaaten akzeptabel ist, um Ungleichheiten bei der Versorgung mit Impfstoff gerecht auszugleichen“, erklärte das Bundeskanzleramt gegenüber krone.at. Für den derzeitigen Vorschlag gebe es vonseiten der Bundesregierung jedenfalls „keine Unterstützung“.

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