Im Ringen um die Zukunft des MAN-Standorts in Steyr ist in einer Aufsichtsratssitzung in München eine wichtige Weichenstellung erfolgt. Ein Bericht der "Presse", wonach eine Vorentscheidung gefallen ist, wurde aus Kreisen auch der Kleinen Zeitung bestätigt. Bei der Sitzung habe sich der Aufsichtsrat mehrheitlich dafür ausgesprochen, das Werk entweder an den Investor Siegfried Wolf zu verkaufen oder wie geplant zu schließen. Das im letzten Moment vorgelegtes Konzept eines Konsortiums um den Linzer Unternehmer Karl Egger (KeKelit) zur Übernahme des Werks sei unberücksichtigt geblieben.

Seitens der Belegschaftsvertretung kam Freitagabend weder eine Bestätigung noch ein Dementi. Arbeiterbetriebsrat Erich Schwarz verwies darauf, dass er aus der Aufsichtsratssitzung nichts öffentlich berichten dürfe. Für ihn ist die Sache aber offenbar noch nicht durch, denn: "Es gibt eine Betriebsvereinbarung, die nicht kündbar ist" und die Wolf nicht übernehmen wolle.

Betriebsversammlung am 26. März

Schwarz verwies auf die Betriebsversammlung, die nun am 26. März stattfinden soll und bei der Vorstand, Gewerkschaft und Wolf ihre Vorstellungen präsentieren können. Eineinhalb Wochen später sollen die Beschäftigten in einer geheimen Urabstimmung ihre Entscheidung treffen. Die Belegschaftsvertretung hofft nach wie vor, dass es zu Verhandlungen mit der Investorengruppe rund um Egger kommt.

Über Wolfs Pläne sind in den letzten Tagen immer mehr Details durchgesickert. Laut dem Konzept, das in Auszügen auch der Kleinen Zeitung vorliegt, würde Wolf den Standort mit seiner Firma WSA komplett übernehmen und 1250 Mitarbeiter der Stammbelegschaft (zuletzt 1950, exklusive Leiharbeiter) weiterbeschäftigen. Steyr soll sich, so der Plan, weg vom bisherigen Dasein als verlängerte Werkbank hin zu einem eigenständigen Hersteller und Kompetenzzentrum entwickeln.

Wolf will auch die traditionsreiche Marke „Steyr“ wiederbeleben. Im Werk sollen dann u. a. E-Busse, Klein-Lkw und Lieferwagen gefertigt werden. Eine Schlüsselrolle soll der russische GAZ-Konzern spielen, an dem Wolf zehn Prozent hält. So sollen pro Jahr bis zu 12.000 Lkw-Fahrerkabinen nach Russland geliefert werden, Steyr soll überhaupt ein „Export-Hub“ werden, von dem aus Fahrzeuge in 44 Länder geliefert werden. Es ist von einer Achse „Steyr–Nischni Nowgorod“ (Hauptsitz der GAZ-Gruppe, die zum Wirtschaftsimperium von Russian Machines von Oleg Deripaska gehört) die Rede, bei der Teile in Steyr für GAZ gefertigt, aber auch umgekehrt Komponenten nach Oberösterreich geliefert werden. Die Einschnitte beim Personalstand sowie bei den Löhnen (bis zu 15 Prozent vom Nettolohn weniger) sollen über umfassende Sozialpakete abgefedert werden. Neben einer Einmalzahlung von 10.000 Euro sollen 30 Monatsgehälter sowie etwaige Jubiläumsgelder ausbezahlt werden. Auch jene Mitarbeiter, die übernommen werden, sollen auf bis zu 15 Prozent ihres Lohns verzichten, bekommen aber eine Weiterbeschäftigungsprämie in Höhe von 10.000 Euro. Es gehe darum, „Betroffene zu Beteiligten zu machen“, war zuletzt häufiger aus Wolfs Umfeld zu hören.