Der Impf-Koordinator geht, aber die Probleme bleiben

CORONA: PK  "ÖSTERREICHWEITER START DER COVID-19-IMPFUNG" - KURZ / ANSCHOBER
Abgang von Sonderbeauftragtem Auer. Fehlen statt 100.000 sogar über 700.000 Dosen?

Am Ende war der Druck zu groß: Clemens Martin Auer, der Sonderbeauftragte des Gesundheitsministeriums für das Impfen, nahm am Montag überraschend den Hut.

Ein Rückblick auf ein turbulentes Wochenende:

Freitag, 12. März: Kanzler Sebastian Kurz beruft eine Pressekonferenz ein und prangert an, dass die EU bestellte Impfdosen nicht nach Bevölkerungsschlüssel aufgeteilt hat. Es gebe eine Art „Basar“, auf dem sich einige EU-Länder Extra-Impfdosen besorgen. Das widerspreche der Vereinbarung der Staats- und Regierungschefs. Verantwortlich dafür sei jene Steuerungsgruppe (Steering Board), in der für Österreich Clemens Martin Auer sitzt.

Samstag, 13. März: Mehrere EU-Länder stellen klar, dass auf diesem „Basar“ bloß ungenutzte Kontingente weitergegeben werden. Die Generalsekretärin des Gesundheitsministeriums, Ines Stilling, lässt via Ö1 wissen, die Vergabe sei „transparent“ abgelaufen. Kurz darauf fordert die ÖVP die Suspendierung von Stilling und Auer. Dies kommt einem Tabubruch innerhalb der Koalition gleich. Doch das betroffene Ministerium sagt nichts, weil Gesundheitsminister Rudolf Anschober in dieser Woche im Krankenstand und kaum erreichbar ist – auch nicht für Vizekanzler Werner Kogler.

Sonntag, 14. März: Anschober lädt Auer zu einem Gespräch.

Montag, 15. März: Anschober ist zurück und verkündet im Ö1-Morgenjournal, dass er vom „Impfbasar“ nichts wusste. Stilling bleibt, weil sie Beamtin ist – man müsste ihr schon grobe Fehler nachweisen, um sie zu suspendieren. Auer geht freiwillig.

Offiziell heißt es, er habe dem Minister nicht mitgeteilt, dass Österreich zusätzlich zu den 31 Millionen Impfdosen, die man für gut sieben Millionen zu Impfende besorgt hat, weitere 100.000 hätte kaufen können. Das hätte die Impfkampagne nach heutigem Stand (50.000 bis 100.000 Impfungen pro Tag im Mai) um ein bis zwei Tage verzögert.

Dem KURIER vorliegende Kalkulationen gehen von einem noch deutlich größeren „Schaden“ aus: Wäre der 2-Prozent-Bevölkerungsschlüssel angewandt worden, so legen die Unterlagen nahe, wäre es theoretisch möglich gewesen, dass Österreich bis Ende Juni eine Chance auf weitere 760.000 Impfdosen gewahrt hätte. Vorausgesetzt, man hätte dies bei der EU deponiert, was Auer und das Verhandlungsteam so nicht gemacht haben.

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