Interview

"Entspanne, mach Yoga": Vom Entstressungswahnsinn und Relax-Overkill

(c) REUTERS (MONIKA DEUPALA)
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Innere Ruhe, Achtsamkeit und mehr Gelassenheit im Alltag. Sabine Bode fühlt sich durch die Entschleunigungs-Aufforderungen, die ihr an jeder Ecke begegnen, nur noch mehr gestresst. Ein Gespräch über ihr neues Buch und was ihr viel mehr hilft als Yoga.

Ob Ausmalbücher für Erwachsene, Entspannungstees, Yoga für zwischendurch oder Wellness für zu Hause: Es scheint, als sei derzeit jedes Produkt nur darauf aus, uns zu glücklicheren, achtsameren Menschen zu machen, meint Autorin Sabine Bode. Doch die allgegenwärtigen Entspannungs- und Entschleunigungs-Appelle würden sie nur noch mehr stressen, erzählt die Kölnerin im Gespräch mit der „Presse“. Ist es so schlimm, wenn einem Yoga einfach nicht liegt? Wie könnte man denn zur Ruhe kommen? Und wenn allerorts zum Runterkommen animiert wird. Sollten wir uns nicht erst einmal überlegen, wie wir überhaupt raufgekommen sind?

Die Presse: „Selbstoptimierung als Stressfalle". Was meinen Sie damit?

Sabine Bode: Vor kurzem hieß es noch, unser Leben besteht nur aus Arbeit, inzwischen kann man fast sagen: Wir erholen uns zu Tode. In jedem 20-Seelen-Dorf finden wir einen Bäcker, eine Sparkasse und einen Thai-Masseur. Was im Prinzip nichts Schlimmes ist, so eine Massage ist eine feine Sache. Aber der Druck, sich jetzt gefälligst zu entspannen und um uns selbst zu kümmern, ist omnipräsent und bestätigt uns in unserer Annahme, dass wir doch wirklich alle sehr hart arbeitende Zeitgenossen sind, die sich in der wenigen Zeit, die ihnen bleibt, auf Teufel komm raus (und für viel Geld) erholen müssen. Und damit haben wir ein neues Hamsterrad geschaffen, obwohl wir doch aus einem anderen heraus wollten.

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