Atomkraft

Betreiber wollen AKW Krsko bis 2043 am Netz halten

AKW Krsko
AKW Krsko(c) APA/EPA (Stringer)
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In dieser Woche startet die internationale Prüfung für die Betriebsverlängerung des slowenischen Atomkraftwerks Krsko. Dabei spielt die Neubewertung der Gefahr durch Erdbeben die zentrale Rolle.

Das Atomkraftwerk Krsko gerät wieder in die Schlagzeilen: Die Betreiber wollen den Betrieb bis 2043 verlängern, in dieser Woche startet die Prüfung der Umweltverträglichkeit, das Verfahren ist international.

Krsko ist 85 Kilometer vom Epizentrum jenes Erdbebens entfernt, das am 29. Dezember des Vorjahres Kroatien erschüttert hat. Schon im März davor war Zagreb von einem Beben am stärksten betroffen; dieses Epizentrum lag lediglich 40 km von Krsko entfernt. Seit jeher gehört die Erdbebensicherheit zu den am meisten diskutierten Bedenken. Das AKW, das seit 1981 in Betrieb ist, liegt an der kroatisch-slowenischen Grenze und ist von Graz und Klagenfurt etwa 120 km und von Wien knapp 260 km entfernt.

„Das Kraftwerk ist auf eine horizontale Bodenbeschleunigung von 0,3 g ausgelegt (knapp ein Drittel der Erdbeschleunigung; Anm.)“, erklärt Roman Lahodynsky, emeritierter Geologe am Institut für Risikoforschung der Universität Wien, am Mittwoch auf einer Pressekonferenz von Global 2000 in Wien. „Im März 2020 erreichte das Beben im 40 Kilometer vom Kraftwerk entfernten Epizentrum eine Bodenbeschleunigung von 0,4 g“. Deshalb fordert Global 2000-Atomsprecher Reinhard Uhrig, dass im Zuge der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) die Erdbebengefahr neu erhoben und bewertet wird – nicht nur durch eine Auswertung am Papier (wie dies bereits von der slowenischen UVP-Behörde zugesichert worden ist), sondern auch durch geologische Untersuchungen.

Auch das Zwischenlager wird geprüft

Ursprünglich wollte der Kraftwerksbetreiber keine UVP durchführen, da es sich um keinen Neubau, sondern um eine Betriebsverlängerung handelt. Die Umweltverträglichkeit bei Projekten zu prüfen, die grenzüberschreitende Auswirkungen haben (können), ist in der Espo-Konvention verankert – sie ist 1991 abgeschlossen und 1997 in Kraft getreten. Vergleichsweise kurz gilt dieses internationale Abkommen auch für Verlängerungen von Betriebszeiten. Das wurde von den Betreibern nicht so gesehen, ehe die slowenische Umweltorganisation Focus Friends of the Earth dies eingeklagt und Recht bekommen hatte.

Am Kraftwerksstandort ist darüber hinaus derzeit ein Zwischenlager in Bau, in dem – für etwa 100 Jahre – verbrauchte Uran-Brennstäbe lagern sollen. Dabei entstehen Temperaturen von mehreren 100 Grad Celsius. Auch dieses UVP-Verfahren ist noch im Gange. Bei den tektonischen Vorgaben wird eine Grenze für die Bodenbeschleunigung von 0,78 g festgelegt, deutlich mehr als 1981 für das Kraftwerk selbst. Daraus leitet der Geologe Lahodynsy ab, „dass eine Auslegung auf den höchstzulässigen Wert von 0,3 g völlig unzureichend ist.“

Politiker arbeiten zusammen

Sara Schaar, Umwelt-Ländesrätin in Kärnten (SPÖ): „Es ist wichtig, dass sich viele Österreicher*innen an dem UVP-Verfahren beteiligen. Es wird Muster-Stellungnahmen geben.“ Es gebe eine enge Zusammenarbeit mit der Amtskollegin in der Steiermark, Ursula Lackner (SPÖ), und der Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne). Es werde wichtig sein, „dass wir nicht als die großen Welterklärer auftreten, aber wir wollen zeigen, wie es möglich ist, auf erneuerbare Energien umzusteigen. Bilanziell hat Kärnten 100 Prozent erneuerbare Energie.“

Um das Thema stärker auf die politische Ebene zu heben, startet Global 2000 eine Petition, mit der die Bundesregierung aufgefordert wird, mit Nachdruck von Slowenien zu verlangen, die Erdbeben-Situation in und um Krsko komplett neu zu bewerten.

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